Es ist schon über 13 Jahre her, dass die Networks The WB und UPN fusionierten, um die Jugendsender The CW zu starten. Das Joint-Venture zwischen Warner Bros. und CBS brummt weiterhin als Heimstätte für Produktionsslots aus den hauseigenen Fernsehstudios beider Unternehmen. Beispielsweise produziert man für den Sender «Batwoman» und «Nancy Drew», die schon bald laufen werden. Da aber jeder Eigentümer mit dem Übergang in seiner Verwaltungsstruktur und Management konfrontiert ist, fragen sich Insider, ob die Geschichte von The CW noch lange gut geht.
Zwar ist eine Überprüfung der The CW-Miteigentumsanteile bei der WarnerMedia oder CBS Corporation angesichts der drängenderen Probleme beider Unternehmen nicht gerade die oberste Priorität, aber nachdem sie ihre wichtigen Entwicklungen abgeschlossen haben, wird das Schicksal von The CW wohl auf der Tagesordnung stehen. WarnerMedia befinden sich immer noch in der Neustrukturierung des Kommunikationsanbieters AT&T und vor dem Start des internationalen Streamingangebotes HBO Max, bei CBS Corporation steht wohl die Re-Fusion mit Viacom vor der Tür.
Interne Spekulationen halten zwei Szenarien für möglich, jeweils soll der eine Gesellschafter den anderen ausbezahlen und die alleinige Kontrolle bei The CW übernehmen. Für WarnerMedia wäre The CW sehr gut, denn das Unternehmen fährt mit seinen DC Comics-Serien wie «The Flash» und «Arrow» sehr gut. Außerdem hätte die Produktionsfirma wieder die Kontrolle über ein Network. Für WarnerMedia spricht weiterhin, dass sie The CW als Inkubator für HBO Max nutzen kann. In diesem Fall müsste WarnerMedia seine Spartensender wie TNT oder TBS nicht für massentaugliche Serien öffnen. In diesem Szenario bliebe allerdings CBS als wichtiger Affilate-Partner bestehen.
Eine andere Option wäre, dass Viacom-CBS das Network übernimmt. Zwar hat das Network schon CBS als Network, allerdings würde das junge Publikum von The CW die greisenden Zuschauer von CBS ausgleichen. Demzufolge müsste aber vor allem WarnerMedia bereit sein, seine Spartensender anzupassen.
Einige Experten warnen davor, dass die Eigentumsverhältnisse erst in einigen Jahren gelöst werden. „Das Modell funktioniert für beide Muttergesellschaften“, sagt The CW-Chef Mark Pedowitz. „Für jede der Mutterfirmen ist es ein wenig anders. Aber sie sind beide zu dem Schluss gekommen, dass The CW, wegen der Stärke des Senders und der Stärke seines digitalen Senders, unerlässlich geworden ist“.
In Hollywood dauern Joint-Ventures selten ewig. CBS hat erst kürzlich Lionsgate aufgekauft, um die volle Kontrolle über den jungen Sender Pop zu bekommen. USA Network war einst im Besitz von Viacom und MCA, ist aber heute ausschließlich Teil von NBC Universal. Viacom erwarb 2003 die Hälfte an Comedy Central, danach kaufte man HBO den Sender komplett ab. Disney übernahm dieses Jahr die volle Kontrolle über Hulu, das einst gemeinsam von 21st Century Fox, WarnerMedia und NBC Universal gestartet wurde.
The CW befand sich seit Sendestart stets im Wandel. Der Sender sollte die verlustreichen Sender TheWB und UPN ersetzen. Doch erst sanken die Einschaltquoten massiv und das Geld verbrannte. Dann kamen 2011 bahnbrechende Streaming-Deals mit Netflix und Hulu und plötzlich flossen die Lizenzdollar. Die Verlängerung im Jahr 2016 mit Netflix war noch ein Stück lukrativer. „Der Netflix-Hulu-Deal 2011 war historisch“, sagt der heutige Senderchef. „Er gab uns Zeit, unsere Strategie zusammenzustellen. Ich bin für immer dankbar dafür“.
Warner Bros. TV und CBS Television Studios haben seitdem viele Formate für die Streaming-Dienste produziert und verfügen nun über eigene Angebote. In Zukunft, so wie The CW derzeit Netflix mit seinen Hit-Shows beliefert, hoffen CBS und Warner Bros., dass sie das selbe mit ihren eigenen Diensten tun können. Da Warner Bros. und CBS sich gemeinsam entschieden haben, den Vertrag des Networks mit Netflix nicht zu verlängern, werden zukünftige CW-Shows an HBO Max und CBS All Access gehen – je nachdem, welches Studio des Unternehmens hinter dem Programm steht.
Es wird aber auch ein riskantes Spiel für The CW, das gerade vom Netflix-Publikum profitiert hat. CBS All Access krebst in den Vereinigten Staaten bei etwa vier Millionen Abonnenten herum, HBO Max ist noch nicht einmal gestartet. Aber man versucht die neuen Folgen auch Inhouse auszustrahlen: Auf den Websites CWTV.com und CW Seed können neue Folgen (teilweise bis zu einem Monat vor Start der nächsten Saison) angesehen werden. Die Streaming-Seiten des Senders werden werbefinanziert und CW-Chef Pedowitz glaubt, dass diese Werbedollar einen Teil des Geldes ausgleichen werden, das sie nicht mehr von Netflix erhalten.
„Es bedeutet, dass wir unser Schicksal weiter kontrollieren und unsere Rechte in der Saison kontrollieren können. Jetzt müssen wir lernen, wie wir Zuschauer, die unsere Shows bei Netflix gesehen haben, zu The CW bringen können, sagt Pedowitz. Der Senderchef glaubt, „das ist eine tolle Übergangslösung“. Oder die zwei Optionen treten früher ein, dann könnte die Streaming-Geschichte schneller vom Tisch sein als Pedowitz lieb ist.
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