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«Dollar»: Wie eine Million-Dollar-Idea verpufft...

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Die zweite arabische (und erste libanesische) Netflix-Serie wartet mit einer sehr cleveren Grundidee auf – leider nicht mit mehr.

Der Direktor einer neugegründeten libanesischen Bank sucht einen Knaller, mit dem er aus dem Nichts einen gigantischen Kundenstamm erschließen könnte – und ein smarter externer Marketing-Berater kommt zufällig auf eine geniale Idee: Das ganze Land soll sich auf die Jagd nach einer Ein-Dollar-Note mit einer bestimmten Seriennummer machen. Wer sie am Neujahrstag dem Direktor übergibt, bekommt als Preisgeld eine Million Dollar: Als netter Nebeneffekt wird die clevere Außenwirkungsaktion das Geldinstitut zum beliebtesten im ganzen östlichen Mittelmeerraum machen.

Außer dem Urheber der Idee bekommt nur noch die Büroleiterin Wind von der einträglichen Schnitzeljagd – und kann dank eines gut platzierten Selfies auch die Seriennummer des wertvollen Scheins entziffern. Das ungleiche Paar wird seine Kräfte bündeln müssen, um der vorgeschobenen Integrität der libanesischen Bankhausneugründung ein Schnippchen zu schlagen und sich die Million zu schnappen.

Keine Frage: Dieser pfiffige Einfall klingt sehr nach den anderen mutigen Ideen, aus denen bei Netflix schon beeindruckende Serien entstanden sind: «3%» (aus Brasilien) zeigte eine Welt, in der die Elite auf einer durchtechnologisierten Insel inmitten von Milch und Honig lebte, zu der die im Dreck lebende Normalbevölkerung nur durch einen menschenverachtenden Process Zugang bekommen kann. In «The Rain» (aus Dänemark) machen tödliche Regenfälle weite Teile Jütlands unbewohnbar – und eine Gruppe Jugendlicher mäandriert sich auf der Suche nach Antworten durch ein postapokalyptisches Skandinavien. In «Osmosis» (aus Frankreich) führt eine neue verwissenschaftlichte Dating-App zu umfassenden gesellschaftlichen Verwerfungen – und einer Neudefinition urmenschlicher Bedürfnisse.

Warum also nicht einmal eine launige levantinische Jagd auf eine Dollar-Note, die ihren Besitzer zum Millionär macht?

Doch die Krux liegt in der Umsetzung – und hier macht «Dollar» aus einem markanten Geistesblitz ein vorhersehbares, einfallsloses Dramolett um zwei ungleiche eingebildete Banker, die auf der Suche nach dem dicken Batzen Kohle hin und wieder ein entzweites Ehepaar wieder zusammen bringen und einander immer sympathischer werden. Wahrscheinlich war es ein Fehler, sich bei diesem Stoff für die Mikroperspektive zu entscheiden, anstatt die Geschichte so weit wie möglich aufzufächern: Ein Panoptikum des landesweiten Durchdrehens, der verschiedensten Menschen, Biographien und Motivationen bei der Dollarnoten-Suche – das wäre deutlich interessanter gewesen, als immer bei zwei überzeichneten Businesstypen hängen zu bleiben. So hat Netflix in dieser Produktion wohl deutlich mehr als das Preisgeld seines fiktiven Wettbewerbs versenkt.

«Dollar» gibt's auf Netflix.

Kurz-URL: qmde.de/111411
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