Seit vor wenigen Tagen die Walt Disney Company in einer Investorenkonferenz ihre Quartalszahlen bekannt gegeben hat und das unter den Wall-Street-Prognosen liegende Ergebnis seiner Filmsparte mit der wirtschaftlichen Performance des kürzlich aufgekauften Studios 20th Century Fox begründete, verfolgen die US-Branchenportale jeden Schritt im Hause Fox mit Argusaugen. Einer der Gründe dafür: Disney-CEO Bob Iger kündigte in der Investorenkonferenz an, den Löwenanteil der in Entwicklung befindlichen Fox-Filme aufzuhalten, akribisch zu prüfen und gegebenenfalls völlig zu kippen, um solche Flops wie «X-Men: Dark Phoenix» künftig zu vermeiden.
Laut 'Variety' wird Fox beispielsweise seine Partnerschaft mit der britischen Animationsschmiede Locksmith beenden. In den kommenden Jahren sollte Fox vier Produktionen aus dem Hause Locksmith in die Kinos bringen. Doch aufgrund der von Iger verordneten Kürzungen wird nur der bereits fertig produzierte Film «Ron's Gone Wrong» via Fox veröffentlicht, und zwar wie geplant im November 2020. Die drei weiteren Projekte gehen zurück an ihre Produktionsfirma, die sich nun um einen neuen Vertriebspartner umschauen wird. Zudem stoppte Disney unter anderem die Entwicklungsarbeiten an einem «Stirb langsam»-Prequel, einer «Sims»-Adaption, einer Fortsetzung der Videospielverfilmung «Assassin's Creed» sowie des Found-Footage-Superheldenfilms «Chronicle».
Einige Original-Projekte von Ben Affleck, David Ayer («Suicide Squad») und Fede Alvarez («Verschwörung») sind aktuell ebenfalls mindestens eingefroren. Laut 'Variety' gab es auch personelle Neuentscheidungen bei einzelnen Projekten: So wird «Love, Simon»-Regisseur Greg Berlanti das aktuell in Entwicklung befindliche Drama «The Editor» über Jackie Kennedy nur produzieren, nicht obendrein inszenieren. Selbiges gilt für das Musical «Be More Chill». Außerdem verlangt Disney laut 'Variety' als Sparmaßnahme detaillierte Storyboards von Filmemachern, die Reshoots für ihre in Produktion befindlichen Projekte planen. Vorläufige Entwarnung gibt es derweil für alle Fans des mörderischen Mutanten mit der Kodderschnauze: Nach einigen Gerüchten, Disney wolle kommende «Deadpool»-Filme mit einer niedrigeren Altersfreigabe umsetzen, hält 'Variety' fest, dass der Konzern weiterhin "blutige, vulgäre Soloabenteuer" für die Marvel-Figur plane.
Derzeit würde das «Deadpool»-Franchise jedoch insofern für qualmende Köpfe im Disney-Konzern sorgen, als dass man die Figur außerdem nahtlos ins Marvel Cinematic Universe integrieren möchte, wo Deadpool sich bei Crossovern mit «Avengers»-Ablegern sanfter geben müsste. Das ist jedoch kein neues Problem mit der Figur Deadpool, die in den Comics ebenfalls harsche Soloabenteuer erlebt, sich in anderen, gemäßigteren Comicreihen bei Gastauftritten dagegen weniger vulgär und brutal zeigt.
Ein anderer, kommender Film bereitete laut 'Variety' zumindest einem Disney-Manager Kopfzerbrechen: Bei einem Screening der Nazi-Satire «Jojo Rabbit» des «Thor – Tag der Entscheidung»-Regisseurs Taika Waititi soll sich ein Manager hörbar unwohl gefühlt und die Sorge geäußert haben, dass der Film Disney-Fans missfallen könnte. In der Dramödie spielt Waititi eine imaginäre Version Hitlers, die durch Nazi-Propaganda beeinflusst ist und den Diktator als Sensibelchen zeigt. «Jojo Rabbit» hat bereits eine US-Altersfreigabe erhalten (PG-13) und feiert seine Weltpremiere im September, die reguläre Kinoauswertung ist über das Label Fox Searchlight für den Winter 2019/2020 geplant.
Bereits in wenigen Wochen startet Fox Searchlight den Horrorfilm «Ready or Not» mit Samara Weaving, Adam Brody und Andie MacDowell, in der eine frisch verheiratete Frau erfährt, dass ihre Schwiegerfamilie traditionell ein tödliches Versteckspiel spielt. Der Film hat in den USA ein R-Rating und hat es bislang geschafft, der Kontroverse zu entgehen, die Universal dazu bewegt hat, den Kinostart des thematisch verwandten «The Hunt» abzusagen.
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