Die Kritiker

«Tatort – Nemesis»

von

Der «Tatort» meldet sich aus der Sommerpause zurück: Das junge Team aus Dresden ermittelt im Mord an einem Gastronom.

Cast und Crew

  • Regie: Stephan Wagner
  • Drehbuch: Mark Monheim, Stephan Wagner
  • Cast: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Britta Hammelstein, Juri Winkler, Caspar Hoffmann, Leon Ullrich, Peter Trabner, Uwe Preuss, Marko Dyrlich
  • Kamera: Hendrik A. Kley
  • Schnitt: Susanne Ocklitz
  • Musik: Ali N. Askin
Schon ist sie wieder vorbei: Die «Tatort»-Sommerpause. Am 16. Juni lief der letzte neue «Tatort» über den Äther, am 18. August meldet sich die alteingesessene, immens erfolgreiche Krimireihe wieder zurück. Und das mit einem Mini-Jubiläum: Der Dresdener Fall «Nemesis» ist die 1100. «Tatort»-Ausgabe. Das ermittelnde Team ist in dieser Zusammenstellung jedoch noch recht frisch: Karin Gorniak und ihre Kollegin Leonie "Leo" Winkler ermitteln erst in ihrem zweiten gemeinsamen Fall. Nach dem famosen Debüt dieser Konstellation im schneidenden Krimi «Das Nest» (mehr dazu) liegt die Messlatte für diesen Neunzigminüter sehr hoch. Leider kann sich der Auftakt zur neuen «Tatort»-Saison nicht mit den Erwartungen und Hoffnungen messen. Nach einem fesselnden Einstieg flaut «Tatort – Nemesis» nämlich ziemlich zügig wieder ab.

Der Fall beginnt damit, dass ein stadtbekannter und erfolgreicher Szenegastronom brutal hingerichtet wird: Im Hinterzimmer seines Restaurants mit Toplage wird er aus nächster Nähe niedergeschossen. Die Polizei muss die frisch gewordene Witwe Katharina Benda mit aller Macht beruhigen. Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel ist völlig vom Anblick in diesem Spitzenlokal erschüttert und will ihn Katharina gar nicht erst zumuten. Doch sie besteht darauf und analysiert mit zielgerichtetem Blick den blutüberströmten Mordschauplatz. Erst, nachdem die erschütterte Witwe das Restaurant wieder verlassen hat, kommen die Oberkommissarinnen Karin Gorniak und Leonie Winkler mit ihrem Chef ins Gespräch.

Sie wollen sofort ein Gespräch mit den Hinterbliebenen führen, doch Schnabel lehnt den Gedanken ab: Sie müssten die Neuigkeit erst verarbeiten. Gorniak und Winkler tragen also stattdessen zunächst die Indizien zum Tathergang zusammen – und stolpern über einen Umstand: Es liegen keinerlei Aufzeichnungen von Überwachungskameras vor …


Der rote Faden dieses Falls ist "Misstrauen": Geschäftliches wie privates Misstrauen im Umfeld des Ermordeten. Nach und nach entwirrt sich ein Indizienknäul, laut dem Misstrauen zur Ermordung geführt haben könnte. Misstrauen unter den Hinterbliebenen sorgt zudem dafür, dass aus der Trauerstimmung rasch eine dauerangespannte Stimmung wird. Wer sich aber vertraut, sind die Ermittlerfiguren: Der «Tatort» aus Dresden überspringt die übliche Eingewöhnungsphase, wann immer sich Teams neu in dieser Krimireihe zusammensetzen, und zeigt die Figuren als eingespielte, freundliche Einheit.

Doch was so heruntergebrochen so klingt, als könnte «Tatort – Nemesis» Spannung aus einer Gegenüberstellung aus funktionierenden und dysfunktionalen Einheiten ziehen, fällt in der Umsetzung zur Seite: Die Tatort-Besichtigung ist fesselnd, gekonnt wird zwischen drastischen Bildern und einem gezielten Um-das-Drastische-Wegschneiden changiert, die bewusst ungleichmäßig abgemischte Musik sorgt für dezentes Unbehagen. Und dann folgt eine lange Reihe an unmotiviert aneinandergereihten Verhören, deren Verlauf sukzessive unplausibler wird. Der Krimi wird zum zugespitzten Ratespiel, in dem die Beteiligten keinerlei Fingerspitzengefühl beweisen, aber niemand angemessen auf die verlorene Subtilität der Befragungen reagiert.

«Tatort – Nemesis» ist am 18. August 2019 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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