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Wahl 2005: Nach dem Fernsehduell

von  |  Quelle: Landau Media AG, CDU, SPD
Nach dem Duell ist vor der Wahl - so könnte man die derzeitige politische Lage in Deutschland beschreiben. Vor mehr als 20 Millionen Fernsehzuschauern lieferten sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine Herausforderin Angela Merkel (CDU) am Sonntagabend ein rund 90-minütiges Streitgespräch auf vier Sendern. Die Reaktionen nach dem Duell waren - wie zu erwarten war - durchweg geteilt.

Nach der Ausstrahlung erklärt der SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter, Schröder habe das TV-Duell "klar für sich entschieden". Er bezeichnete ihn als kraftvoll, mutig und nahe bei den Menschen. Benneter: "Das gibt Rückenwind für die Aufholjagd in den kommenden zwei Wochen. Merkel hat eine kalte Vorstellung geliefert. Sie täuscht und taktiert. Die Pläne von Paul Kirchhof - Kopfsteuer von 25 Prozent, Abschaffung der solidarischen Rente und sein konservatives Frauenbild - nannte sie mehrfach 'Visionen'. Die unsozialen Folgen dieser 'Visionen' hat Merkel verschwiegen."

Auch Sebastian Krumbiegel, Frontmann der Band "Die Prinzen" hielt nach dem Streitgespräch zum amtierenden Bundeskanzler: "Gerhard Schröder hat sich blendend geschlagen. Ich habe mehr von dem verstanden, was er gesagt hat, als von Frau Merkel. Bei ihr hatte ich immer das Gefühl, dass sie alles auswendig gelernt hat." Durch Schröders Entscheidung, am Irak-Krieg nicht teilgenommen zu haben, habe er "Deutschland einen großen Gefallen getan. Diese Entscheidung hat die Sicht der anderen in der Welt auf Deutschland weit nach vorne gebracht", so der Sänger.

Dies sahen die Anhänger der CDU selbstverständlich komplett anders: In einer Pressemitteilung betonte die Partei, Merkel habe Inhalt und Tempo der Sendung bestimmt. Sie habe den Menschen gesagt, wie Deutschland wieder voran gebracht werden kann. In den wichtigen Fragen, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum und Innovation habe sie nach allen Meinungsumfragen weit vor Schröder abgeschnitten, so die CDU. Schröder sei mit seiner Politik gescheitert, hieß es.




Hans-Ulrich Jörges, stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Magazins "stern": "Ich habe Herrn Schröder in der Defensive gesehen. Er liegt ja 12 Punkte hinter der Union. Und ich habe Angela Merkel in der Offensive gesehen, eher schlagfertig, eher in der Kompetenz überzeugender. Insofern ist sie für mich der Überraschungssieger, muss ich sagen." Dies sah Sportlerin Claudia Pechstein ähnlich: Claudia Pechstein: "Wie in meiner Sportart war auch in diesem Duell Frauenpower angesagt. Frau Merkel hat gezeigt, dass sie und die CDU die besseren Konzepte für Deutschland haben."

Bodo Ramelow, Wahlkampfleiter der Linkspartei.PDS, sah keinen Gewinner: Beim Duell blieb "als einziger Unterschied zwischen Schröder und Merkel nur das Schrittmaß, in dem die bisherige falsche Politik fortgesetzt werden soll. Schröder steht für ein Weiter so, Merkel will die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit noch weiter forcieren. Doch die Auswirkungen der rot-grünen Politik der letzten Jahre sind viel zu verheerend, um die Schröder-SPD nach 2002 noch einmal als kleineres Übel durchgehen zu lassen.

Die Zuschauer des Duells sahen direkt im Anschluss an die Ausstrahlung den amtierenden Bundeskanzler in den meisten Fragen vor Angela Merkel. Wie die Landau Media AG am Montag mitteilte, sehen auch die Kommentatoren Schröder "mit einer Nasenlänge vorn". Für die Berliner Zeitung war das Duell "erst ein Geplänkel, dann ein Schlagabtausch – bei dem die vier Moderatoren nicht weiter störten, und Schröder am Ende wieder gewann." Entscheidende Pluspunkte machte Gerhard Schröder demnach beim Reizthema Benzinpreise und der rot-grünen Steuerpolitik. Gute Noten gab es auch für sein klares Nein zu einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Beim Thema Arbeit sahen die Medien dagegen Angela Merkel im Vorteil, die sich souverän gegen Schröder behaupten konnte und besser abschnitt, als zuvor prognostiziert wurde.

Spannend dürften nun noch die letzten verbliebenen dreizehn Tage bis zum Wahltag werden. Treffend formulierten es wohl die "Nürnberger Nachrichten": "Beide trafen die wunden Punkte ihres Gegners. Die Positionen wurden klarer. Unentschlossene bekamen durch das Duell womöglich jene Orientierung, die ihnen noch fehlte. Der Wahlkampf wird im Endspurt noch einmal spannend", so das Blatt.

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