Die Kritiker

«Tatort: Maleficius»

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Im neuen «Tatort» spielt die Gehirnforschung eine tragende Rolle, ebenso wie die Frage, welche Grenzen diese Forschung hat. Die Quotenmeter.de-Kritik sagt, ob dieser «Tatort» Neuland betritt oder nur auf ausgetretenen Pfaden wandert.

«Tatort»

Vor der Kamera:
Ulrike Folkerts ist Lena Odenthal
Sebastian Bezzel ist Prof. Dr. Bordauer
Lisa Bitter ist Johanna Stern
Gregor Bloeb ist Ali Kaymaz
Dominique Chiout ist Jaqueline Malina

Hinter der Kamera:
Regie: Thomas Bohn
Drehbuch: Thomas Bohn
Produktion: SWR Südwestrundfunk
Kamera: Cornelia Janssen
Schnitt: Isabelle Allgeier
Musik: Hans Franek
«Tatort: Maleficius» beginnt religiös: in den ersten Minuten wird ein Vaterunser gesprochen, während ein Elektrochip durch technische Apparaturen in einen Menschen hineingearbeitet wird. Die religiöse Note und der offensichtliche Konflikt zwischen Religion und der voranschreitenden Technik bilden den roten Faden des aktuellen «Tatort». Der eigentliche Fall der Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern beginnt damit, dass ein einsamer Rollstuhl am Ufer des Rheins gefunden wird. Der Fahrer ist verschwunden und die beiden Polizistinnen gehen der Frage nach, ob es Suizid war oder ob doch noch etwas anderes dahinter steckt. Sie tauchen in das Privatleben des Querschnittsgelähmten ein und entdecken, dass er vor einiger Zeit noch keinen Rollstuhl benötigte und auf manische Weise versucht hat wieder aus diesem zu entkommen. Lena und Odenthal stoßen auf Prof. Dr. Bordauer, der mit Querschnittsgelähmten experimentiert und ein Experte auf dem Gebiet der Hirnforschung ist. Doch die Ermittlerinnen erkennen allmählich, vor welchem Abgrund sie stehen.

Das Setting von «Tatort: Maleficius» ist durchaus interessant und kann durch seine Andersartigkeit punkten. Die Thematik der Hirnforschung und die damit verbundenen Experimente geben einen spannenden Einblick in die Medizin, der jedoch immer wieder von unglaubwürdigen Charakteren und Dialogen ohne jeglichen Mehrwert getrübt wird. Während die Charaktere tiefenlos bleiben und kaum interessante Facetten aufweisen, steht im Gegensatz dazu die ambitionierte Handlung rund um die Hirnforschung, die über neunzig Minuten spannend zu bleiben weiß.



Auch die Charaktere der Kommissarinnen Lena und Johanna bleiben flach und so sieht man nur die typischen Stereotypen der abgebrühten Ermittlerin und der jungen Beihilfe. Dennoch muss man Sebastian Bezzel als Prof. Dr. Bordauer lobend erwähnen, der bereits in «Danni Lowinski» und «Der Bulle von Tölz» zu sehen war. Als lockerer Arzt, der die Forschung um jeden Preis voranbringen will, kann Bezzel durchaus überzeugen, zumal er eine gewisse Sympathie an den Tag legt.

Das Finale der 1102. «Tatort» Folge grenzt jedoch daran lachhaft zu wirken. Natürlich soll an dieser Stelle nicht vorweg genommen werden, was genau passiert, dennoch sollte man sich sowohl auf unrealistisches und übertriebenes vorbereiten. Obwohl das Finale stilistisch durchaus Potential geboten hat, wurde es von «Maleficius» leider nicht genutzt.

Dieser Fall hatte so großes Potential, wie es selten eine «Tatort» Prämisse hat. Was ein beeindruckendes Porträt über Menschen hätte werden können, die sich manisch gegen ihre Behinderung stellen, endete als peinlich übertriebene Science-Fiction Erzählung.

Fazit
Was anfangs nach einer vielversprechenden Handlung mit religiösen Untertönen aussieht, entwickelt sich schnell zu einem langwierigen und unglaubwürdigen Plot. Während nur Bezzel schauspielerisch überzeugen kann und philosophische Fragen, wie weit die Medizin gehen darf, nur marginal angeschnitten werden, bleibt bei «Tatort: Maleficius» nicht viel hängen. Als kurzweilige Abendunterhaltung dient der langatmige Film jedenfalls nicht.

Das Erste zeigt «Tatort: Maleficius» am 8. September um 20.15 Uhr.

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