Das «Bachelor»-Franchise sitzt bei RTL fest im Sattel. Nicht nur «Der Bachelor» läuft beim Kölner Sender am Mittwochabend blendend, auch die Zahlen vom Ableger «Die Bachelorette» und seit vergangenem Jahr «Bachelor in Paradise» können sich sehen lassen. Zuletzt musste sich RTL jedoch die Frage stellen: Wie lange noch? Fakt ist, dass gerade «Die Bachelorette» im vergangenen Jahr, als Nadine Klein Rosen verteilte, die bislang niedrigsten Reichweiten einfuhr und sich gegenüber dem Jahr 2017 auch bei jungen Zuschauern deutlich von durchschnittlich 14,4 auf 13,8 Prozent verschlechterte. Für die insgesamt sechste Runde – die erste Staffel des Formats war schon 2004 zu sehen - sollte der Trend wieder nach oben zeigen. Mit «Germany’s Next Topmodel»-Teilnehmerin und Social-Media-Persönlichkeit Gerda Lewis standen die Chancen dafür gut.
Den Startschuss für die sechste Staffel gab RTL am 17. Juli ab. Acht neue Folgen sollten Fernsehzuschauer dann wieder am Mittwochabend erwarten. Die Staffelpremiere verlief sogleich vielversprechend. 2,03 Millionen Personen schalteten ein, darunter 1,27 Millionen jüngere. Insgesamt entsprach das 7,8 Prozent Marktanteil und 16,4 Prozent bei 14- bis 49-Jährigen. Aus Sicht der jungen Zuschauer war es der bislang stärkste Staffelstart der Dating-Show – womöglich zahlte sich die Popularität der Protagonistin bei jungen Menschen also sofort aus. Auch dem Zuschauerrückgang der vergangenen Jahre konnte «Die Bachelorette» ein Stück weit entgegenwirken. Bis vergangenes Jahr erreichten alle Staffeln im Schnitt über zwei Millionen Zuschauer, ehe die neuen Folgen 2018 deutlich darunter landeten.
Unter diese Marke fiel «Die Bachelorette» allerdings schon in der Folgewoche, als 1,72 Millionen Zuschauer dranblieben. Das bedeutete 7,2 Prozent Gesamtmarktanteil. Mit 1,02 Millionen jungen Fernsehenden hielt sich «Die Bachelorette» in der klassischen Zielgruppe knapp über der Millionen-Grenze und holte 14,6 Prozent – ein sehr guter Wert, aber eben auch ein deutlich schlechterer als zum Staffelstart. Weitere Verluste musste «Die Bachelorette» danach erstmal nicht hinnehmen. Im Gegenteil: Mit 15,3 Prozent der Werberelevanten ging es am 31. Juli wieder bergauf. Auch die Zwei-Millionen-Marke übertraf «Die Bachelorette» bei Zuschauern ab drei Jahren wieder, als insgesamt 2,06 Millionen Menschen einschalteten, die 1,17 Millionen jüngere umfassten. Der Gesamtmarktanteil betrug 7,8 Prozent.
Einen echten Satz machten Gerda Lewis und ihre Rosenkavaliere am 7. August. 2,35 Millionen Zuschauer schauten dort bereits zu und führten zu insgesamt 8,8 Prozent. Nicht nur aus Gesamtsicht, auch bei jungen Zuschauern wurde ein neuer Staffelrekord verbucht: 1,40 Millionen 14- bis 49-Jährige sorgten für 17,4 Prozent. Es war die beste Quote seit dem Staffelfinale im Jahr 2017, wo sogar 18,6 Prozent herausgesprungen waren. Der Vorteil der sechsten Runde lag nun aber darin, dass «Die Bachelorette» dieses starke Niveau tatsächlich über Wochen halten konnte.
Am 14. und 21. August standen je 17,1 Prozent bei jungen Zuschauern zu Buche, die aus sehr konstanten 1,34 bzw. 1,35 Millionen 14- bis 49-Jährigen resultierten. Die formstarke Reality-Show erreichte im Rahmen besagter Ausgaben erst 2,26 und danach 2,39 Millionen Personen. Letztere Episode war daher aus Gesamtsicht die stärkste der neuen Staffel und erzielte als einzige 9,0 Prozent bei allen Fernsehenden. 8,6 Prozent waren es am 14. August. Für RTL lasen sich diese Zahlen prächtig. Der Privatsender wird zu diesem Zeitpunkt wohl fest mit einer neuen Rekordstaffel gerechnet haben, denn auf konstant so hohem Niveau lief bislang keine Runde.
Ganz so fest werden die Kölner am 28. August aber nicht mehr an Rekorde geglaubt haben, denn «Die Bachelorette» verlor dort auf fast unerklärliche Weise an Zuspruch. 1,85 Millionen Zuschauer blieben der Sendung am Mittwochabend treu. Das waren über eine halbe Million weniger als in der Vorwoche, obwohl die Konkurrenz nicht erkennbar stärker wurde. Der Gesamtmarktanteil sackte auf 6,9 Prozent herab. So weit, so schlimm. Bei jungen Fernsehenden, die für RTL bekanntlich besonders wichtig sind, wogen die Verluste aber noch schlimmer: Mit 0,93 Millionen Interessenten erreichte «Die Bachelorette» das erste und einzige Mal in der neuen Staffel weniger als eine Million Menschen. Das hatte einen Quotenverlust von 5,5 Prozent zur Folge, sodass «Die Bachelorette» am 28. August nur noch 11,6 Prozent verbuchte und für RTL-Verhältnisse nicht mehr sehr gut, sondern sogar schlecht lief.
Aus dem vermeintlichen Positiv-Rekord wurde vorerst ein Negativ-Rekord, denn so schwach war «Die Bachelorette» seit Jahren nicht mehr gelaufen – genauer gesagt seit dem 19. August 2015. Die Verluste lagen wohl auch an der veränderten Konstellation im Format, das aufgrund vieler Teilnehmer, die freiwillig ihren Hut nahmen, an Reiz verlor. Die Katastrophe, nämlich weitere Verluste, blieben zum Finale aber aus und «Die Bachelorette» betrieb Wiedergutmachung. 2,21 Millionen Zuschauer schalteten zum Abschluss am 4. September ein und bewirkten 8,1 Prozent bei allen Fernsehenden. Darunter befanden sich 1,20 Millionen junge Zuschauer, die 14,4 Prozent der klassischen Zielgruppe ausmachten.
Die vorletzte Folge der Staffel wird RTL einen gehörigen Schrecken eingejagt haben, dennoch erfüllten sich die Wünsche des Senders. Aus der sechsten Staffel von «Die Bachelorette» wurde tatsächlich eine neue Rekordstaffel – zumindest was das junge Publikum angeht. Durchschnittlich 15,5 Prozent der jungen Zuschauer schalteten ein. Der bisherige Bestwert wurde mit Staffel drei verzeichnet, die im Schnitt 14,4 Prozent anlockte. Mit durchschnittlich 2,11 Millionen Zuschauern ab drei Jahren stoppten Gerda und Co. auch den Zuschauerrückgang der vergangenen zwei Staffeln und lagen nun wieder auf Höhe von Staffel drei. Der Gesamtmarktanteil lag im Mittel bei 8,0 Prozent und damit in etwa auf dem Niveau der Staffeln zwei bis vier. Aus der klassischen Zielgruppe waren im Schnitt 1,21 Millionen Zuschauer dabei. RTL gab nach dem Staffelfinale bereits eine Fortsetzung im Jahr 2020 bekannt – auch die starken Zahlen in Form von Online-Abrufen gaben den Ausschlag.
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