Hingeschaut

«Renn zur Million»: Bleib wach, wenn du kannst

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ProSieben versuchte sich am Dienstagabend an einer neuen Spielshow. Quotenmeter.de hat einen Blick riskiert.

Das Prinzip der neuen Spielshow «Renn zur Million», die am Dienstagabend bei ProSieben ihr Debüt feierte, ist schnell erklärt: Der Kandidat, die Kandidatin oder gar die Kandidaten im Team haben sechs Hindernisse zu überwinden, und zwar bevor der sportliche Verfolger nach zwei Minuten Zeitvorsprung startet und dieselben Hindernisse ebenfalls meistern muss. Schafft der Kandidat es vor dem Verfolger ins Ziel, winkt das Geld. Holt der Verfolger den Kandidaten ein, ist das Geld verloren bzw. erhält der Kandidat nur das bis dato per Buzzer gesicherte Geld.

In der Kulisse der Hattinger Henrichshütte mitten im Ruhrgebiet hat ProSieben weder Kosten noch Mühen gescheut, seiner neuen Spielshow «Renn zur Million» Leben einzuhauchen. Das ehemalige Edelstahl-Hüttenwerk, das mittlerweile ein Museum beherbergt und sich mit zahlreichen Kulturveranstaltungen über das Ruhrgebiet hinaus einen Namen gemacht hat, wurde nahezu in seiner kompletten Größe zu einem riesigen TV-Studio samt Parcours zurechtgemacht – optisch macht die Show direkt zu Beginn einen atemberaubenden Eindruck. Das illuminierte Hüttenwerk ist eine mehr als dankbare Kulisse für die unzähligen Elemente, die in der Show zu einem riesigen Hindernislauf zusammenschmelzen

Nach drei Minuten Vorgeplänkel steht auch schon der erste Kandidat in den Startlöchern. Und mittlerweile wird klar, woher der Wind weht: «Renn zur Million» ist ein Hybrid aus «Schlag den Star» und «Ninja Warrior Germany». Meist körperlich fitte Kandidaten treten gegen eine mehr oder weniger berühmte Persönlichkeit aus der Welt des Sports in… Sportspielen an. Gerade diese spielerischen Hindernisse erinnern unweigerlich an die aus «Ninja Warrior Germany». Der Unterschied hierzu ist im Prinzip nur, dass zwischen den Stationen mehrere hundert Meter gerannt werden müssen.

Wieso ein Team aus vier unsportlichen Altenpflegerinnen im rosa Kasack und mit billigen Floskeln (Teamname: „Für alle Fälle Pflegefälle“) folgt, das gegen die 40fache belgische Ski-Langlauf-Meisterin antreten muss und schon am Reißbrett verloren haben müsste, bleibt unerklärlich. Dass bereits nach dem ersten Hindernis die Verfolgerin die erste des Teams einholt und damit die Kandidatinnen rausgekegelt, muss nicht weiter ausgeführt werden. Spannend geht anders.

Durch die Weite des Geländes sorgen Kamera-Drohnen für die Übersicht des Zuschauers – die Aufmachung ist hier extrem gelungen. Durch die Dunkelheit und die vielen Scheinwerfer sind die Kandidaten mit bloßem Auge schwer zu erkennen, daher entschied man sich für Einkreisungen der Teilnehmer auf dem Gelände. Kein besonderer Kniff, aber durch die Simplizität in der Darstellung für den Zuschauer extrem übersichtlich. Noch dazu wird die Wegstrecke in Echtzeit per Fortschrittsbalken dargestellt. Daumen hoch also für die Übersicht im Showverlauf.

Trotz der durchaus ansehnlichen Hindernisse und der damit verbundenen sportlichen Aktivitäten der Akteure, fehlt der letzte Funke, der zum Mitfiebern verleitet. Es fehlt das gewisse Etwas. Und davon fehlt viel. Da hilft es auch nicht, dass Daniel Aminati herumschreit, als gäbe es kein Morgen. Die penetranten Motivationsschübe des Moderators nerven bereits während des ersten Kandidaten, ebenso wie der aufdringliche Einsatz von musikalischen Untermalungen, die in den meisten Fällen extrem unpassend erscheinen. Immerhin schafft es Elmar Paulke als Kommentator, den Zuschauer so gut es geht einzufangen. Keine leichte Aufgabe bei den spärlichen Spannungsbögen. Als Live-Event wäre «Renn zur Million» wesentlich unterhaltsamer, allerdings dürfte das allein schon aus organisatorischen Gründen scheitern.

Was bleibt? ProSieben hat es geschafft, in einer spannenden Kulisse eine optisch durchaus ansprechende Show zu kreieren, die allerdings inhaltlich eine Luftnummer bleibt. Kombiniert man zwei halbwegs erfolgreiche Konzepte, kommt noch lange kein Straßenfeger heraus. Die völlig willkürlich erscheinende Teilnahme von Prominenten als Kandidaten schadet eher, als dass sie hilft. Und so im am Ende des Tages wie so oft zu sagen, dass die Show optisch eine Offenbarung ist, inhaltlich aber nicht überzeugen kann. Auch die schickste Kulisse wird nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eklatant an Spannung fehlt.

ProSieben zeigt zwei weitere Folgen von «Renn zur Million … Wenn du kannst!» an den zwei kommenden Dienstagen um 20.15 Uhr.

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Familie Tschiep
11.09.2019 00:11 Uhr 1
Die Beschreibung der Sendung ist sehr ungenau. Wo ist da Schlag den Raab? Bessere Variante wäre der Vergleich zu Die perfekte Minute mit ihrem Gewinnbaum und Ninja Warrior. Man kann auch das Supertalent oder X-Factor mit seinem Hinter-den-Kulissen-Effekt entdecken.



Mit einem anderen Personal hätte die Sendung mehr Drive bekommen.

Am negativsten wirkt sich aus, dass sich das an sich spannende Konzept bildlich schwer erschließt, da fällt das Mitfiebern schwer.



Wahrscheinlich braucht es keine Physical Gameshows mehr, weil es bei diesem Konzept nur aufs Mitfiebern ankommt. Die meisten fragen sich nicht, wie hätte ich gehandelt, weil sie genau wissen, das hätte ich körperlich nicht gepackt. Physical Gameshows laufen sich, das zeigt die Geschichte, schnell tot. Es ist ein Wunder, wie lange Ninja Warrior sich hält. Schon die Fangenshow war eine zu viel.
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