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Die Freiwillige Selbstkontrolle völlig außer Kontrolle: Absurde und umstrittene FSK-Entscheidungen

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Die FSK und die BPjM haben im Laufe ihres Wirkens so manche Entscheidung getroffen, die die Gemüter hat hochkochen lassen. Wir unternehmen eine Reise durch blutige, vermeintlich verwirrende und sexuell aufgeladene Beispiele …

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Puppensex ab zwölf


Freigabebegründung «The Happytime Murders»

In dieser Krimiparodie ermitteln Puppen neben echten Schauspielern in einer rätselhaften Mordserie. Der Film erzählt in klamaukhafter Übertreibung in einem Wechsel von Dialog- und Actionszenen. Dabei kann zwar die teils sehr vulgäre Sprache Kinder unter 12 Jahren irritieren, doch bereits 12-Jährige sind in der Lage, sie dem Kontext und den Figuren zuzuordnen und sich davon zu distanzieren, sodass kein Nachahmungseffekt zu befürchten ist. 12-Jährige erkennen die stets deutliche Fiktionalität der Geschichte und können den ins Absurde reichenden Humor des Films entschlüsseln. Daher ist für sie keine Beeinträchtigung anzunehmen.
Quelle: FSK
In einer Welt, in der Menschen und Puppen koexistieren, aber ein angespanntes Verhältnis miteinander haben, verfolgen wir einen Puppendetektiv, der die brutalen Morde an Puppen-Serienschauspielern aufzuklären versucht. Das führt ihn in Drogensümpfe, durch Pornoschuppen und bringt ihm die Gelegenheit, eine Puppenlady genüsslich durchzunehmen. Selbst ohne die ganzen Schimpfwörter war «The Happytime Murders» ein R-Rating als US-Jugendfreigabe sicher – nichts für Kinder und junge Jugendliche, es sei denn, die Erziehungsberechtigten stehen das mit ihnen zusammen durch. In Deutschland dagegen stellt man sich bei Schimpfwörtern nicht so an – und offenbar fand die FSK auch nicht, dass es Teenager in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, wenn sie sehen, wie ein Pupperich klebrige Fäden verschießt, nachdem er sich an einer Puppendame gerieben hat: Altersfreigabe ab zwölf Jahren.

Nachdem der deutsche Verleih Tobis die US-Vermarktungsstrategie übernahm und den Film explizit als "Nur für Erwachsene" bewarb, war Tobis von dieser Entscheidung äußerst überrascht – ebenso wie einige Kinobetreibende: Unter anderem erachtete die sechs Häuser umfassende Kinogruppe Nennmann/Thies & Thies die FSK-Freigabe als eine "inakzeptable" Entscheidung, weshalb man in den eigenen Kinos für «The Happytime Murders» eine Hausregelung verhängte und den Film nur ab 16 freigab. Eine Publikumsbefragung nach einer Vorpremiere wurde als Argument herangezogen – laut 'Blickpunkt: Film' erachten 83 Prozent der Anwesenden den Film als Kandidat für eine FSK 16.

Bei Tobis, wo man selber mit einer 16 gerechnet hatte, legte man diesen und weiteren Kinos, die die FSK-Entscheidung als zu soft betrachteten, keine Steine in den Weg: Man war kooperativ und gestattete Buchungen allein in Abend- und Spätschienen, das Abweisen von Zwölf- bis 15-Jährigen und war auch mit der Aushebelung des "Elternprivilegs" (also der Regelung, dass Kinder ab sechs Jahren in Elternbegleitung auch FSK-12-Filme sehen dürfen) einverstanden.

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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Kingsdale
20.09.2019 14:13 Uhr 1
Tja, über Rambo II könnte man ein Buch schreiben und noch heute, sogar nach 23 Uhr, sollte man den Film nie, nie im Free-TV schauen. Er ist immer Cut und das auf grausame Art. Am Lächerlichsten war allerdings mal eine Nachmittagsausstrahlung von "2012" auf Pro7 wo eine harmlose Erdbebenszene geschnitten werden mußte, weil die FSK dachte, es würde Kinder abschrecken in Kaufhäuser zu gehen. Selten so gelacht!

Aber auch ich kann ein Lied von dümmlichen Entscheidungen der FSK singen, schließlich haben die uns (der Astro Distribution) oft genug die Staatsanwaltschaft auf Pelz gehetzt! Am meisten bei der ersten Top-Qualitäts Verkauf des ersten Tanz der Teufel (Evil Dead) Films. Da war was los! Aber wir hatten schon damals Glück, einiges an der FSK vorbei zu schmuggeln und einige Sammler mit Uncut-Filmen eine Freunde zu machen. Tja, die Zeiten haben sich geändert, dennoch fragt man sich bei manchen Filmen, ob die FSK diese sich überhaupt angeschaut haben. In den 80ern braucht nur im Titel Zombie stehen, Schwubbst hatte er einen 18 Stempel!
Vittel
20.09.2019 15:00 Uhr 2
Noch verrückter war es bei Computerspielen in den 80ern.



Kaum mehr als ein paar Pixel erkennbar, aber kriegsverherrlichend: Blue Max, Silent Service, Beach Head.

Was hätten die Prüfer von damals wohl zu den heutigen Spielen gesagt?



Wobei ein Einfluss von Gewaltdarstellung in den Medien und Medienkonsum an sich insbesondere auf Kinder und Jugendliche natürlich nicht wegzudiskutieren ist
Anonymous
20.09.2019 15:08 Uhr 3


Die Vorstellung habe ich ja immer mit Filmen. :')



Wenn Disneys "Die drei Musketiere" 1993 eine 16 bekam, was wäre passiert, wenn "Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt" exakt so, wie er 2007 erschien, schon 1993 zur Prüfung eingereicht worden wäre?



Bei manchen Filmen reicht sogar eine kürzere Zeitreise - "Captain America: Winter Soldier" (alias "The Return of the First Avenger") bekam 2014 bequem eine 12, aber ich glaube, selbst gegen Ende der 2000er hätte es da je nach Zusammensetzung des Gremiums eine 16 geregnet. Und in den frühen 90ern, wer weiß? :grin:



Noch lustiger ist natürlich die Vorstellung, Filme, die HEUTE wegen grafischer Gewaltdarstellung beschlagnahmt werden, in die 70er und 80er zu kippen, wo Filme auf dem Index landeten, die heute eine 16 bekommen.



(Königskategorie ist es wohl, den Prüfern, die "Manche mögen's heiß" ursprünglich mit einer FSK 18 belegt haben, direkt danach "Love 3D" vorzusetzen. Ja, hätte ich eine Zeitmaschine, ich würde nur Unsinn anstellen ... Ich frage mich nur, wie ich diese ganzen aktuellen Filme auf VHS/Filmrolle gepackt bekomme ... )
Vittel
27.09.2019 17:28 Uhr 4
Gibt doch dieses Gerücht, dass die ersten Kinogäste schreiend den Saal verließen, als ein Dampfzug auf der Leinwand auf das Publikum zuraste.



Wie hätten diese Menschen auf aktuelle Filme in Farbe, 3D und entsprechender Soundkulisse reagiert?
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