Audiokommentare. Sie sind ein vergleichsweise leicht zu produzierender Bonus: Man nehme ein Mikro, mindestens eine Person und nehme das Ergebnis auf. Hey, Audiokommentare waren so gesehen die Vorläufer der Filmpodcasts. Doch während heutzutage alles und jeder einen Filmpodcast hat, gibt es kaum noch neue Audiokommentare. Einerseits, weil die großen Studios den physischen Medien nur noch wenig Beachtung schenken und sich Audiokommentare im Streaming partout nicht durchsetzen. Und andererseits, weil sie offenbar von kaum einer Seele gehört werden. Was schade ist, denn es gibt allerhand hörenswerte Audiokommentare.
Eines der neueren Beispiele ist Jordan Peeles in die Tiefe gehende Analyse seines Debütfilms «Get Out», in der er eloquent und dennoch kurzweilig die Themen, Symbole und narrativen Strukturelemente seines Films auseinandernimmt. Einer meiner All-Time-Lieblingsaudiokommentare ist derweil der von Ted Elliott und Terry Rossio zu «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2», in dem sie mit Verve erläutern, wie der Produktionsprozess des Piratenspektakels aussah, welche Erzählstruktur sie sich überlegt haben und wie in ihrem Skript ausführliche Überlegungen und tolldreiste Wunscherfüllung des Duos koexistieren.
Generell sorgten die Disney-Studios im güldenen DVD-Zeitalter für einige gelungene Audiokommentare – so boten «Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt» und «Der Schatzplanet» sogar visuelle Kommentare, also Audiokommentare, die wiederholt für ergänzende Bonusvideos unterbrochen werden. Dieser Gedanke wurde im Blu-ray-Zeitalter für «Dumbo» wiederholt, in dem ein Audiokommentar mit zusätzlichen Einblendungen von Archivmaterial verschönert wird.
Besonders cool ist aber der Audiokommentar zu «Bambi», in dem basierend auf Disney-Archivfunden ein Studiomeeting mit Walt Disney rekreiert wird. Deutlich spaßiger ist derweil der kumpelhafte Talk zwischen Quentin Tarantino und Edgar Wright zu «Hot Fuzz». Unvergessen sind auch der Audiokommentar zu «Tropic Thunder», in dem Robert Downey junior weiter in seiner Filmrolle verweilt oder das Audiokommentarmusical zu «Dr. Horrbible's Sing-Along Blog». Aus der Sparte "unfreiwillig spaßig" kommt dagegen Arnold Schwarzeneggers Kommentar zu «Total Recall» daher, in dem er den Film nacherzählt – während er läuft.
Aber es muss nicht immer ein Audiokommentar sein. So gibt es «Gravity» in der "Silent Space"-Version, die allein den Ton aufweist, den die Protagonistin im All hören würde. Und diverse Filme gehen den umgekehrten Weg und setzen in einer optionalen Tonspur allein auf die Musik – darunter der Klassiker «The Wanderers».
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
26.09.2019 13:44 Uhr 1
Und wer etwas übers Filmemachen lernen will, der kann mit den Audiokommentaren von Ridley Scott (z.B. bei "Gladiator", "Kingdom of Heaven", "Alien") nicht viel falsch machen.