Wie berechtigt ist der Ärger um den Telekom-EM-Deal?
Sporthighlights der kommenden Woche
- Montag, 20.30 Uhr: Bundesliga, VfL Wolfsburg - TSG Hoffenheim (DAZN)
- Dienstag, 20 Uhr: Basketball, Bayreuth - Bamberg (Sport1/MagentaSport)
- Ab Freitag, täglich: Leichtathletik-WM in Katar (ARD & ZDF)
- Samstag, 18.30 Uhr: Bundesliga, Borussia Dortmund - Werder Bremen (Sky)
- Sonntag, 13 Uhr: Formel 1 - Großer Preis von Russland (RTL & Sky)
- Sonntag, ab 18.55 Uhr: #ranNFL, insgesamt drei Spiele (ProSieben Maxx)
- Der Quotenmeter.de-Exotentipp: Sonntag, 9.10 Uhr: Rugby-WM, Australien vs. Wales (ProSieben Maxx)
Umso schwerer wog vergangene Woche die Nachricht der Bild, dass die exklusiven TV-Rechte der Fußball-Europameisterschaft 2024 im Begriff sind, an die Deutsche Telekom zu gehen. Was Gelegenheitszuschauer womöglich erst verwirrte, wird mindestens Fans von deutschem Eishockey oder Basketball klar gewesen sein: Die Fußball-EM soll bei MagentaSport laufen, dem Live-Sport-Angebot der Telekom, das der Konzern schon seit einigen Jahren betreibt - seit Kurzem unter neuem Namen. Auf einen Schlag bringt der Deal der Telekom alle 51 Spiele des Turniers. Der Zuschlag ist unheimlich viel Wert, weil Bundesliga oder Champions League das ganze Land niemals so stark emotionalisieren, wie es Welt- oder Europameisterschaften alle zwei Jahre gelingt, wenn selbst Fußball-Muffel sich plötzlich schwarz-rot-gold kleiden und die Abseitsregel lernen.
§ 4 Rundfunkstaatsvertrag: Großereignisse
"Die Ausstrahlung im Fernsehen von Ereignissen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung (Großereignisse) in der Bundesrepublik Deutschland verschlüsselt und gegen besonderes Entgelt ist nur zulässig, wenn der Fernsehveranstalter selbst oder ein Dritter zu angemessenen Bedingungen ermöglicht, dass das Ereignis zumindest in einem frei empfangbaren und allgemein zugänglichen Fernsehprogramm in der Bundesrepublik Deutschland zeitgleich oder, sofern wegen parallel laufender Einzelereignisse nicht möglich, geringfügig zeitversetzt ausgestrahlt werden kann."Denn: Geltendes Medienrecht - genauer gesagt Paragraf 4 im Rundfunkstaatsvertrag - besagt, dass Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung unverschlüsselt zu empfangen sein müssen (siehe Info-Box). Darin enthalten sind “bei Fußball-Europa- und -Weltmeisterschaften alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie unabhängig von einer deutschen Beteiligung das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel.” Auf diese werden Nicht-Kunden der Telekom also sicher nicht verzichten müssen.
Fußball-Fans, die darüber hinaus gerne andere Spiele sehen würden, könnten theoretisch allerdings tatsächlich zur Kasse gebeten werden. Selbst das sehen Experten derzeit aber eher als unwahrscheinlich an. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich in der Branche Sublizensierungen etabliert. Das praktiziert die Telekom im Falle von Eishockey und Basketball beispielsweise in Kooperation mit Sport1, während Sky seit vergangener Saison Champions-League-Live-Rechte an DAZN abtritt. Auch als Olympia 2018 an Discovery ging, fand sich eine Lösung, die ARD und ZDF noch immer etliche Übertragungen zugestand. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten machen derlei Deals im Rahmen der sehr teuren Fußball-Rechte häufig Sinn. Zwar würde komplette Exklusivität der Telekom natürlich auf einen Schlag sehr viel Marktmacht bescheren, viele Fußball-Fans könnten aber auch gerade aus diesem Grund einen Groll gegen die Telekom hegen, weshalb sich der Konzern gut überlegen sollte, welche Reaktionen ein Turnier hinter der Bezahlschranke nach sich ziehen würde.
Erst kürzlich übte sich MagentaSport in der Übertragung eines internationalen Sportwettbewerbs. Für Basketball-Fans sprang die Telekom in die Bresche und bot die Basketball-WM an, als ARD und ZDF keine Lust hatten. In diesem Fall entschied sich die Telekom zur kostenlosen Verbreitung. Dass es darauf hinausläuft, ist bei der sehr teuren Fußball-EM, die auch ein Stück weit refinanziert werden muss, jedoch auch kaum denkbar. Der Vorteil bei begehrten Veranstaltungen wie der Fußball-EM ist nun der, dass die Übertragungen Jahre im Voraus geregelt werden. Die Telekom und mögliche Partner haben nun viel Zeit, um über Möglichkeiten nachzudenken, die EM unters Volk zu bringen und gleichzeitig wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Wie der SID berichtet, sei die Telekom offen für Verhandlungen.
Die voreiligen Befürchtungen, dass die EM 2024 im eigenen Land wirklich nur Kunden des magentafarbenen Telekommunikationskonzerns vorbehalten sei, sind also erst einmal nichts weiter als die reflexartige Abwehrhaltung von Fußball-Fans, die in den vergangenen Jahren bei immer neuen Rechtekonstellationen und unübersichtlichen Abo-Modellen nicht mehr anders konnten als diese Reaktion zu verinnerlichen. Nebenbei bemerkt haben ARD und ZDF nun vorerst mehr Geld, um sich um die Champions League in der Rechteperiode 2021 bis 2024 zu bemühen. Die Öffentlich-Rechtlichen werden nun alles daran setzen, beim Spitzenfußball wieder ein paar mehr Karten in der Hand zu haben.
DAZN zeigt Alvarez vs. Kovalev
In der Nacht vom 2. auf den 3. November erwartet Box-Fans bei DAZN ein attraktives Duell. Dann wird Canelo Alvarez (51, Siege, 1 Remis, 2 Niederlagen, 34 KOs) live auf Sergey Kovalev treffen. Warum ist der Kampf so interessant? Alvarez ist derzeit das Gesicht des Mittelgewichts-Boxens. Er wird für den Kampf um den WBO-Titel in der Gewichtsklasse Light Heavyweight eine Klasse aufsteigen. Dort bekommt er es mit Sergey “Krusher” Kovalev (34 - 3 - 1 - 28 KOs) zu tun. Das Boxevent auf dem MGM Grand in Las Vegas überträgt DAZN in allen seiner neun Märkte.
Formel 1 kratzt an der 30-Prozent-Marke
Der Ferrari-Doppelsieg in Singapur und der erste Platz eins von Sebastian Vettel in der laufenden Saison werden die Herzen einiger deutscher Formel-1-Fans am Sonntag etwas höherschlagen lassen haben. Ab kurz nach 14 Uhr übertrug RTL das Rennen aus Singapur, das damit also etwa eine Stunde früher startete als die Europa-Rennen. Mit 3,96 Millionen Zuschauern landete die Übertragung saisonübergreifend höchstens im Mittelfeld, immerhin wurde außerdem wie üblich mit 1,04 Millionen 14- bis 49-Jährigen die Million-Marke geknackt. Quotentechnisch war aber auch das Singapur-Rennen ganz vorne mit dabei: Ganz starke 29,9 Prozent entstanden insgesamt, bei jungen Zuschauern waren es 25,2 Prozent. Beim Gesamtpublikum und auch bei jungen Zuschauern liefen aus Quotensicht diese Saison bislang nur zwei Rennen besser.
Sky-Bundesliga in Top-Form
Wie üblich zeigte Sky am Samstag ab 15.30 Uhr seine Konferenz, die diesmal mit vier statt fünf Spielen kleiner ausfiel als sonst. Immerhin befand sich aber das Traditionsduell Köln gegen den FC Bayern unter den Spielen. Insgesamt brachte die Konferenz Sky 1,27 Millionen Zuschauer ein, was 12,3 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Bis 18.30 Uhr erreichte keine Sendung am Samstag ein so großes Publikum. Auch bei jungen Zuschauern lief es mit 530.000 Interessenten und 16,9 Prozent wieder prächtig für Sky.
«#ranNFL» dreht wieder auf
Besonders attraktive Duelle wählte «#ranNFL» am Sonntagabend für seine linearen Ausstrahlungen. Im frühen Spiel zwischen den Baltimore Ravens und den Kansas City Chiefs trafen nämlich zwei Teams aufeinander, die in den ersten beiden Wochen je zwei Siege eingefahren hatten. Ab 19 Uhr sahen 430.000 Zuschauer das erste Spielviertel, ab dem zweiten Viertel belief sich die Reichweite im Grunde über das ganze Spiel hinweg dann schon auf 570.000 Interessenten. Bei jungen Zuschauern brachte die erste Hälfte am Vorabend erst 5,0 und dann 4,8 Prozent, später waren in den Vierteln drei und vier noch 4,0 und 4,5 Prozent möglich.
Danach zeigte ProSieben Maxx das Spiel zwischen den Seattle Seahawks und den New Orleans Saints. Ein Sieg der Saints brach eine lange Heimserie der in Deutschland sehr beliebten Seahawks. Laut Informationen von ProSieben Maxx waren in der Spitze bis zu acht Prozent der 14- bis 49-Jährigen mit von der Partie. In den drei Vierteln, die vor Mitternacht starteten, steigerte sich das Spiel quotentechnisch sukzessive. Erst generierte die Partie 4,3 Prozent in der Zielgruppe, dann 5,7 Prozent. Zum dritten Viertel ab kurz vor Mitternacht zählte ProSieben Maxx schließlich schon 6,6 Prozent.
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