Hingeschaut

«Hilf mir! Die volle Dröhnung»: Nomen est omen

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Bei RTL II geht es dieser Tage um 16 Uhr besonders skurril zu. In «Hilf mir! Die volle Dröhnung» bietet der Sender seinen Zuschauern genau das, was der Name erwarten lässt. Unsere TV-Kritik…

Ernüchternde Quoten für die ersten drei Folgen

Während «Hilf mir!» bei YouTube vor allem mit verrückten Fällen ein großer Hit ist, ließen sich für die "volle Dröhnung" im TV in den vergangenen Tagen nur wenige Menschen begeistern. Am besten lief das Format noch am Dienstag mit 0,21 Millionen Zuschauern ab drei Jahren und 3,6 Prozent der Jüngeren, am Mittwoch fiel die Quote hingegen auf völlig ernüchternde 1,1 Prozent. Zum Start in die Woche am Montag hatten für «Hilf mir! Die volle Dröhnung» immerhin 0,17 Millionen Zuschauer und 2,7 Prozent der Umworbenen eingeschaltet.
Ein heiterer Mittwochabend in einem Münchener Brauhaus. Mitarbeiter der Produktionsfirma Janus TV sitzen nach einem langen Arbeitstag bei ihrem monatlichen Stammtisch zusammen. Mit fortschreitender Stunde - die erste Maß Bier ist längst geflossen - wird die Stimmung besser. Schließlich beginnen ein paar kreative Köpfe, abgedrehte Ideen auf Bierdeckeln zu sammeln. „Daraus basteln wir das verrückteste Nachmittagsformat, das das Daytime-Programm von RTL II jemals gesehen hat“, sagen sie sich. „Das wird die volle Dröhnung!“.

Begeistert von ihren skurrilen Einfällen kontaktieren die Autoren RTL II. Die Zustimmung von Senderchef Andreas Bartl für die neue Sendungsidee ist ihnen gewiss, schließlich muss der nach einer verlorenen Wette noch seine Schuld einlösen. „Wettschulden sind Ehrenschulden“, sagt sich Bartl und weil er ja Humor hat und sich für keinen guten Spaß zu schade ist, gibt er grünes Licht für das neue Nachmittagsformat. «Hilf mir! Die volle Dröhnung» steht damit nichts mehr im Weg.

Na gut, Sie haben ja recht. Das alles wäre zwar nicht komplett unwahrscheinlich gewesen, hat sich aber nie so zugetragen und ist frei erfunden. Wie genau es dazu gekommen ist, dass RTL II bei «Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt» seit dieser Woche gleich auf die volle Dröhnung setzt, wissen wir nicht. Vielleicht, weil sich so manche Clips des Mutterformats bei YouTube zu richtigen Hits gemausert haben. Der Fall „Tagsüber Vater, nachts Callboy“ zählt 2,2 Millionen Abrufe, „Horror: Meine Eltern sind Nudisten“ kommt auf 2,5 Millionen Views und „Frotteurismus - Anders muss zwanghaft seinen Unterleib reiben“ wurde sogar schon 3,5 Millionen Mal angeklickt.

Eine kurze Recherche ergibt schließlich, dass es sich bei dem «Hilf mir!»-Ableger gar nicht um eine richtige neue Sendung handelt. Er verwertet einfach die skurrilsten Fälle, die das Mutterformat in den vergangenen Jahren erlebt hat und zeigt sie noch einmal. Und von denen gibt es eine ganze Menge: Pro Folge präsentiert RTL II seinen Zuschauern gleich vier Stück.

Da wäre in der ersten Folge zum einen Anuschka, die ein spezielles Hobby hat. Die Zahnarzthelferin verkleidet sich als Pferd und rennt dann stundenlang wiehernd über die Koppel. Zum anderen treffen die Zuschauer den kugelrunden Kneipenbesitzer Fritz, der spielsüchtig ist und schließlich sogar seine Ehefrau verzockt. Die 19-jährige Fiona dagegen hat einen Sicherheitsfanatiker zum Vater. Er macht sich so große Sorgen um seine Tochter, dass er sie zu Hause an der Heizung festkettet. Last but not least ist da Camp-Leiter Martin, dem von seiner Frau eine einjährige Sexpause verordnet wurde. Daraufhin lässt sich 33-Jährige auf Affären mit gleich drei deutlich jüngeren Camperinnen ein…

Zweifelsfrei überdreht «Hilf mir!» das Rad so weit wie kaum eine andere Scripted Reality. Während vergleichbare Sendungen darum bemüht sind, den erzählten Geschichten zumindest einen Rest an Authentizität zu lassen, bricht Hilf mir! mit diesem Grundsatz komplett. Häufig sitzt man als Zuschauer während der erzählten Fälle nur mit offenem Mund da und möchte sich kneifen. Dann muss man mitunter lachen, weil es so herrlich absurd ist. Und im nächsten Moment fragt man sich doch wieder, was das alles eigentlich soll. Immerhin bekommt der Zuschauer die volle Dröhnung nicht nur einfach versprochen, sondern tatsächlich auch serviert. Nomen est omen, der Name ist bei der Sendung Programm.

Was bei «Hilf mir! Die volle Dröhnung» am Ende dann doch ernüchternd ausfällt, ist die Auflösung der einzelnen Fälle. Auf dem Höhepunkt der Erregung und im größten Streit wendet sich das Blatt in jeder noch so verfahrenen Situation auf wundersame Weise zum Guten. Genauer erklärt wird das nicht, immerhin steht einem Happy End damit aber nie etwas im Weg, was trotz der absurd-konstruierten Situationen irgendwie befriedigend ist. Ist ja auch nicht schlecht, wenn Übeltäter ihre gerechte Strafe erhalten und Streithähne einander Vergeben und Verständnis füreinander zeigen. Als Zuschauer ist man am Ende nicht zuletzt sehr froh, die 45 abgedrehtesten Minuten des Tages irgendwie überlebt zu haben.

«Hilf mir! Die volle Dröhnung» läuft bei RTL II derzeit immer werktags um 16 Uhr.

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