Häufig wird die 'Bild' aufgrund ihrer tendenziösen Berichterstattungen und ihren Brüchen mit dem Pressekodex herbe kritisiert. Dessen ungeachtet verkauft sie sich noch immer massenweise – selbst wenn die Auflagezahlen rückläufig sind. An Selbstbewusstsein mangelt es den Köpfen hinter dem Axel-Springer-Boulevardblatt bekanntermaßen nicht – und daher überrascht es wohl kaum, in welch großen Tönen 'Bild'-Chefredakteur Julian Reichelt die Pläne seiner Zeitung anpreist, sich zur Fernsehmarke auszubauen.
Gegenüber dem 'Spiegel' bläst Reichelt direkt zum Angriff gegen ARD und ZDF: "Wir wollen das Land, die Welt, die Politik und den Alltag der Menschen so zeigen, wie es die Leute erleben, und nicht so steril und weichgespült wie teilweise bei den Öffentlich-Rechtlichen." Bezeichnend ist, dass Reichelt nicht die teils hapernden Versuche der öffentlich-rechtlichen Sender kritisiert, Neutralität zu wahren, oder deren (nicht durchweg fruchtenden) Bemühungen, faktenorientiert abzubilden, wie die Welt ist – stattdessen wettert Reichelt, 'Bild' werde anders als ARD und ZDF zeigen, wie die Leute Politik "erleben".
Damit deutet Reichelt frühzeitig an, dass 'Bild' im TV-Medium genauso sehr auf emotionalisierte bis gefühlte Berichte setzen will, wie schon in Print und Online. Außerdem merkt Reichelt gegenüber dem 'Spiegel' an, dass ihm ein Eiltempo wichtiger ist als hohe Produktionsstandards: "Wenn nötig, schicken wir zehn Leute los, die innerhalb von 24 Stunden vor Ort und sendefähig sind. Die brauchen nicht erst Satellitenschüsseln, Übertragungswagen, Maske und ewige Planungskonferenzen."
Es gibt 18 Kommentare zum Artikel
04.10.2019 17:34 Uhr 1
04.10.2019 17:42 Uhr 2
"bild" müsste einen neuen, regierungskritischen kurs fahren um die veränderte stimmung im land aufzufangen und die leser mitzunehmen. ard und zdf den kampf anzusagen finden ich generell gut, denn in einigen ländern gibt es so etwas wie "fernsehgebühr" nicht mehr. ich persönlich schaue wirklich nie die öffentlich-rechtlichen sender und zahle meine gebühr für nichts. aber "bild" wird da keine wirkliche konkurrenz aufbauen können. genau wie "disney" denkt "netflix" konkurrenz machen zu können. aber das ist ein ganz anderes thema für einen anderen tag. schönen abend noch...
04.10.2019 18:17 Uhr 3
04.10.2019 18:55 Uhr 4
Reichelt ist aber gerade endgültig dabei, ihn in der Beziehung auf Platz 2 zu schieben ...
04.10.2019 19:16 Uhr 5
04.10.2019 20:46 Uhr 6
04.10.2019 23:16 Uhr 7
04.10.2019 23:53 Uhr 8
Mit den Öffis hat Reichelt aber einen Punkt. Die Kommentare sind zm Großteil links-liberal, da gibts einfach kein wirkliches Verhältnis mehr und wenn man sich die Performance vieler der öffentlich-rechtlichen Journalisten/Mitarbeiter so anschaut, dann kann man auch da mit viel wohlwollen nichts objektives feststellen - nicht, dass es das in Gänze gäbe, aber man könnte sich ja drum bemühen. Sah man zuletzt auch wieder bei den Sommerinterviews, aber naja.
05.10.2019 00:05 Uhr 9
Wie es so schön jemand jemand auf Twitter schrieb: Ein Populist vergleicht eine Gruppe die jeder kennt (z.B. Friseure) mit einer kleinen Gruppe die quasi kaum existiert (Syrer mit 2 Ehefrauen und 7 Kindern) und empört sich dann. Beispiel: Eine Friseurin bekommt 550€ Rente und ein Syrischer Flüchtling mit 2 Ehefrauen und 7 Kindern bekommt 3800€ im Monat. Darüber empört man sich dann - allerdings nur darüber dass der Flüchtling zu viel bekommt.
Die Lösung ist dann laut dem Populisten wohl den Flüchtling abzuschieben. Da wird sich die Friseurin dann bedanken dass ihr Problem so leicht behoben wurde. Es geht da nie drum das,tatsächliche Problem zu lösen (die niedrige Rente), sondern nur darum eine andere Gruppe (meistens Asylanten) zu diskreditieren. Von der Seite geht es zwar um eine Wahrheit, dass ein Problem (niedrige Rente) und einen Umstand (Asylant bekommt 380€ pro Kopf) aufzeigt, aber der Populist identifiziert den Umstand als das Problem und hat keinerlei Interesse das tatsächliche Problem zu lösen.
Da geht’s einfach nicht um Eier in der Hose oder die einzig wahre Wahrheit.
Wäre mir auch noch nicht aufgefallen dass eine der Falschmeldungen die die BILD gedruckt hat am nächsten Tag an prominenter Stelle als falsch aufgelöst wurde und dass man da einen Fehler einräumt. Sowas taucht dann ja auch eher in klein irgendwo auf. Das wären Eier in der Hose
Aber den zukünftigen AfD Haussender werd ich mir wohl kaum geben. Verschwinden die Nazis dann mal hoffentlich aus dem normalen Fernsehprogramm..
05.10.2019 00:40 Uhr 10
Lösungen gibts übrigens auch nicht von linker Seite, aber da sind die Motive halt sehr edel. Sieht man doch gerade auch bei der Klimadiskussion und auch bei den Flüchtlingen/Asylbewerbern. Da läuft Integration oft einfach von selbst und genau deshalb gibts ja so viele Nazis im Osten, Parallelgeschellschaften im Westen, die das GG auch nicht so für voll nehmen und für Deutschland ohnehin nichts übrig haben oder die Clans in Berlin, die man auch nicht ernst musste bis vor den Augen einiger Famlien jemanden mal das Hirn rausgepustet wurde und einige Mieter Probleme mit den Familien bekamen, ebenso sind die ganzen Drogendealer doch eigentlich ganz nice, was sollen die auch anderes machen? Bis halt das Kind im Göli rumhängt. Ansonsten kommt man mit den ganzen Menschen nicht in Kontakt, weil man selbst immer in seiner Gesellschaft abhängt.
Beide Seiten sind da schon überaus dumm unterwegs und bieten scheibar leichte Lösungen auf komplexe Fragen.
Kleine Randnotiz: Helene Fischer und Fußball verkaufen sich am besten.
Reichelt hat schon ein sehr gesondertes politisches Interesse und leider auch ein problematisches Rechtsverständnis, um es mal vorsichtig zu sagen.