Cast & Crew «Evil»
- Idee: Robert King, Michelle King
- Darsteller: Katja Herbers, Mike Colter, Michael Emerson, Aasif Mandvi, Brooklyn Shuck
- Ausf. Produzenten: Robert King, Michelle King, Liz Glotzer
- Produktion: King Size Prod. und CBS TV für CBS
- Folgen: 13 in S1 (je ca. 43 Min.)
Noch so eine platte Fall-der-Woche-Krimiserie ohne Tiefgang? Der Anfang von «Evil» lässt es vermuten: Die Rechtspyschologin Kristen Bouchard interviewt einen Mann im Gefängnis, der mehrere Morde begangen haben soll. Es ist eine beklemmende Stimmung. Irgendwann verliert der Mann die Nerven und greift Bouchard an; sie wird von Gefängniswärtern aus der Situation befreit.
Ist der Mann schuldig oder nicht? Typischerweise klären das die oben genannten Fall-der-Woche-Serien noch innerhalb einer Folge. Dazu kommt, dass «Evil» bei CBS ausgestrahlt wird, einem Sender, der mehr als jeder andere bekannt ist für seine oberflächlichen Procedurals. Die Art von Formaten, die man nebenher schauen kann, während man am Handy chattet.
«Evil» ist entgegen dieser düsteren Vorzeichen eine richtig gute Serie geworden. Auch das ist allerdings keine Riesenüberraschung, schließlich steht das Kreativteam um Michelle und Robert King hinter dem Mystery-Format – die beiden zeichnen für die hochgelobten Serien «The Good Wife» und «The Good Fight» verantwortlich. «Evil» schafft es ähnlich wie diese, Charaktere zu polarisieren: Wie zum Beispiel Bouchard selbst, die auf der einen Seite fürsorgliche Mutter ist, auf der anderen Seite selbstsüchtig und instabil. In dieser Serie wird das King’sche Serienprinzip der Gegensätze auf die Spitze getrieben: Es geht um die ganz grundsätzliche Frage, ob es Übernatürliches in unserer Welt gibt oder nicht. Ob alles mit unserer Wissenschaft erklärt werden kann oder nicht. Ob man glaubt oder nicht. Hört sich nach «Akte X» an, und ein wenig fängt «Evil» diesen Spirit tatsächlich manchmal ein.
«Evil» von CBS: Wenn der Dämon dich weckt
Zur Story: Der angeklagte vermeintliche Mörder, den Bouchard interviewt hat, soll angeblich von einem Dämon besessen sein. Bouchard lernt über diesen Fall David und Ben kennen, zwei Männer, die vermeintlich übernatürliche Phänomene untersuchen – und die herausfinden wollen, ob solche Phänomene wissenschaftlich erklärbar sind. Es ist ein extrem bizarres Trio, das sich – mehr oder weniger ungewollt – in dieser ersten Folge zusammentut: Die streng wissenschaftliche Psychologin, ein cooler Priester und ein Tech-/Handwerk-Experte, der Mann für das Grobe sozusagen. Wie bereits gesagt: Es ist das King’sche Prinzip der Gegensätze.
Viele Serien spielen mit solchen Gegensätzen oder ungleichen Ermittlerteams. Bei den King-Formaten aber wirken die Storys und die Charaktere extrem stimmig und tiefgründig. Schnell merken wir, dass Bouchard einerseits nicht an Dinge außerhalb der erklärbaren Wissenschaft glaubt. Andererseits wird sie plötzlich des Nachts im Schlafzimmer von einem Dämon heimgesucht, seitdem sie den Fall übernommen hat. Einem Dämon, der sich George nennt und Bouchards Schwächen und Fehler scheinbar einfach lesen kann. George kreiert nicht nur Angst und Selbstzweifel in ihr. Sondern auch Zweifel daran, dass sie mit ihrem rein wissenschaftlichen Dogma richtig liegt.
«Evil» schafft es nicht nur, interessante und tiefgründige Charaktere zu zeigen. Sondern auch eine spannende, nie langweilige Atmosphäre zu kreieren. Die Dämonen-Szenen im Schlafzimmer bestechen durch guten Horror, gleichzeitig hat «Evil» auch etwas von einer Gerichtsserie im Stile von «The Good Wife». Schließlich ist das Format Familiendrama. Am Ende aber einfach gute Unterhaltung. Ganz ohne Gegensätze.
Disclaimer: Trotz schauriger Schlafzimmer-Dämomen bei «Evil» kann unser Rezensent nachts noch gut durchschlafen.
ProSieben Fun strahlt «Evil» ab Freitag, den 7. August 2020, um 20:55 Uhr aus.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel