Cast & Crew
Produktion: Berlanti Productions, April Blair's Company, CBS Television Studios und Warner Bros. TelevisionSchöpfer: April Blair
Darsteller: Daniel Ezra, Bre-Z, Greta Onieogou, Samantha Logan, Taye Diggs, Michael Evans Behling, Cody Christian u.v.m.
Executive Producer: April Blair, Greg Berlanti, Sarah Schechter, Rob Hardy und Nkechi Okoro Carroll
Auch als letztes Jahr «All American» startete, blieben die Erwartungen verhalten. Schließlich läuft die Serie bei TheCW, dem Sender, wo sich ein überkandideltes «Dynasty»-Revival und ein inkompetent erzählter «Charmed»-Reboot die Klinke in die Hand geben. Doch auch «All American» belehrte die Zuschauerschaft schon im Piloten eines Besseren. Wie NBCs bis heute geschätztes «Friday Night Lights» spielt das Format im High-School-Football-Milieu: Das Wide-Receiver-Talent Spencer James (Daniel Ezra) gewinnt an seiner Schule im heruntergekommenen und von Gangs dominierten South-Central-Viertel von Los Angeles mühelos ein Spiel nach dem anderen und besteht jeden Kurs mit Bestnote, ohne auch nur ein Buch in die Hand zu nehmen. So wird auch der Coach der elitären High School von Beverly Hills auf ihn aufmerksam – und will ihn abwerben. Seine Mutter besteht darauf, dass Spencer das Angebot annimmt.
Dort warten freilich die ersten Konflikte mit den Rich Bitch Kids. Die Standards sind immens: Eine Schulkollegin verbringt mit ihren Eltern seit Jahren jedes Thanksgiving mit den Obamas, eine andere bekam von ihrer Familie erst einen fünfundsiebzigtausend Dollar teuren Aufenthalt in einer Entzugsklinik spendiert, nachdem sie nicht mehr konnte, in der Cafeteria gibt es Sushi-Tage, auf dem Schülerparkplatz sieht es aus wie beim Ferrari-Händler. Beverly Hills eben.
Doch während sich Young-Adult-Serien im Stil von «The O.C.» immer darin genug waren, die wechselseitigen Vorurteile des Unterprivilegierten gegenüber den Altreichen und andersherum in erschöpfender Wiederholung durchzudeklinieren, macht sich «All American» langsam, aber unerbittlich an die Dekonstruktion: Klassen- und Schichtzugehörigkeit, so will die Serie in ihrer titelgetreuen sehr amerikanischen Auffassung transportieren, sind eher eine Frage der Attitude als der Herkunft. Wer will und dafür kämpft, kommt auch nach oben und passt dann auch da hin. Eine illusionäre Vorstellung – keine Frage. Aber Spencer ist das lebende Beispiel: Denn trotz erster Berührungsängste und Fettnäpfchen passt er gut in die McMansion-Gesellschaft mit ihren Gazpacho-Abenden und Böden aus italienischem Marmor.
Trotz einer unbestreitbaren CW-isierung bleibt das Format weitgehend bei den interessanten Themen – und gerät dabei erstaunlich authentisch ethnic. Obwohl Spencer und sein Beverly-Hills-Coach gebürtig aus derselben Ecke kommen, tappen sie in den Details immer wieder in Missverständnisse: Zu unterschiedlich sind ihre sozialen Codes und Selbstverständlichkeiten – von den Reibungen zwischen Spencer und den gleichaltrigen Kindern seines Trainers ganz zu schweigen. Dass Afroamerikaner keine homogene gesellschaftliche Masse bilden, sondern sich in unterschiedlichsten Milieus mit verschiedensten Lebensrealitäten – selbst innerhalb derselben Stadt – bewegen, haben noch nicht viele Serien mit hinreichendem erzählerischen Talent und gesellschaftlichen Verständnis gezeigt. «All American» gelingt es hervorragend. Manch beliebiges High-School-Klischee und das Thema Sport sind nur der Überbau dieser Geschichte – wie damals, als Coach Taylor bei «Friday Night Lights» den amerikanischsten aller Motivationssprüche prägte: Clear eyes. Full hearts. Can’t lose, nur um ihn sofort wieder infrage zu stellen. «All American» scheint da ähnlich ambitioniert.
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