Die glorreichen 6

Die glorreichen 6: Comicverfilmungen ohne Superhelden (Teil I)

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Bei Comicverfilmungen denken viele mittlerweile automatisch an Superhelden und ihre Widersacher. Dabei gibt es auch starke Comicadaptionen ohne solche Kostümträger. Wie «A History of Violence».

Filmfacts «A History of Violence»

  • Regie: David Cronenberg
  • Drehbuch: Josh Olson
  • Produktion: Chris Bender, J. C. Spink
  • Musik: Howard Shore
  • Kamera: Peter Suschitzky
  • Schnitt: Ronald Sanders
  • Laufzeit: 95 Minuten
  • FSK: ab 18 Jahren
Comics sind mehr als Superhelden, die in ihren hautengen Kostümen den Tag retten – und selbst, wenn diese Comics seit annähernd zwei Jahrzehnten dem Filmgeschäft massiv ihren Stempel aufdrücken, werden auch andere Sprechblasengeschichten adaptiert. Unter anderem hat sich der Horror- und Science-Fiction-Spezialist David Cronenberg bei einem seiner Ausflüge außerhalb seiner Heimatgenres einem Comic angenommen: Der Graphic Novel «A History of Violence», einer drastischen Auseinandersetzung damit, wie schwer es ist, einer Gewaltspirale zu entkommen.

Die Geschichte beginnt in einer Kleinstadt in Indiana, als das Leben des Coffeeshop-Besitzers Tom Stall (Viggo Mortensen) massiv durcheinander gewirbelt wird. Der liebende, unauffällige Familienvater bekommt in seiner Kaffeebar eines Tages Besuch von zwei handgreiflichen Ganoven. Zunächst sieht es so aus, als würden die Krawall suchenden Verbrecher jeden Moment damit beginnen, eine Blutschneise zu ziehen. Doch stattdessen werden sie innerhalb weniger Augenblicke von Tom erst überwältigt und dann getötet – ohne dass Tom auch nur mit der Wimper zuckt. Tom gibt sich bescheiden, spielt es als hervorragendes Reaktionvermögen und Affekthandlung ab. Doch die Bewohner des kleinen Städtchens und die Presse feiern Tom als herausragenden Helden – was Schatten aus Toms Vergangenheit herbeiruft …

Cronenberg drückt in «A History of Violence» inszenatorisch mehrfach bewusst auf die Bremse: Mit stationärer oder sich nur langsam bewegender, vom Geschehen distanzierter Kameraeinstellung sowie mit piefigem Produktionsdesign erzeugt er eine bräsige Grundstimmung, die das wohl behütete, ereignislose Leben der Kleindstadtfiguren einfängt. Dies wird durch ultrabrutale Gewaltspitzen mit wuchtigen Soundeffekten aufgebrochen, in denen Mortensens Figur zielsicher durchs Bild flitzt. Die Filmgewalt bricht mit Energie und Schmerz auf einen herein, und Cronenberg hält drauf, so sehr, dass sich zügig die Faszination der Filmgewalt abnutzt und nur Schmerz, Schrecken und Ekel übrig bleiben.

So öffnet sich sozusagen die Büchse der Pandora, die Gewalt ist nun (wieder) in Toms Leben, was nach anfänglicher Begeisterung schwere Konsequenzen für sein Umfeld hat. Mortensen spielt seinen Kleinstadt-Ehemann, der sich nach und nach als jemand enttarnt, der nur einen auf unscheinbar tut, mit kühler Intensität, und Maria Bello reagiert mit ebenso starkem Facettenreichtum auf die diversen Gesichter Toms.

«A History of Violence» dient einerseits als Film-noir-Dekonstruktion, die den realen Schrecken kerniger Filmmänner und kompromissloser Lösungen aufzeigt, sowie als komprimiertes Gesellschaftsporträt eines Landes, das auf blutigen Taten und einem vergeltungsbasierten Rechtsverständnis aufgebaut wurde. Darüber hinaus führt Cronenbergs packender Film hervorragend den kaum zu durchbrechenden Aktion-Reaktion-Zyklus auf, den Gewalt auslöst.

«A History of Violence» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich und unter anderem via Amazon, maxdome und iTunes abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/112879
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