Der alte Rundfunkstaatsvertrag ist Geschichte, ein zeitgemäßer Medienstaatsvertrag soll kommen
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Zu dieser Ansicht kamen nun auch die Vertreter aus den 16 Bundesländern. Daher wurde an diesem Freitag ein finaler Text für den neuen Medienstaatsvertrag festgelegt. Im neuen Wortlaut des ersten Medienstaatsvertrages sollen endlich Rundfunksender und Online-Anbieter gleichgestellt werden, aber auch auf neuartige Probleme, die bisher nicht erfasst wurden eingegangen werden. So haben die Landesmedienanstalten eine Lösung für das Reichweitenproblem von Livestream-Inhalten im Netz gefunden. Damit künftig nicht jeder Nutzer, wie beschrieben, eine Rundfunklizenz beantragen muss, wird eine Bagatellgrenze eingeführt: Wer mit seinem Programm im Durchschnitt weniger als 20.000 gleichzeitige Nutzer erreicht, ist von der Zulassungspflicht befreit. Damit sind selbst zahlreiche mittelgroße YouTuber und Streamer fürs erste aus dem Schneider. Selbst sie überschreiten selten diese hohe Grenze.
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Da die Medienanstalten ihre Funktion als Aufsichtsbehörde weiter vollends erfüllen wollen, soll es für die Online-Kanäle, auch wenn sie unter die neue Bagatellgrenze fallen, eine Meldepflicht geben. So können sie künftig trotzdem zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie etwa gegen das Gesetz verstoßen. Ein schwerwiegender Verstoß könnte sogar zur Abschaltung des Angebots führen. So brachte Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, bereits Netzsperren ins Spiel, sollten sich Anbieter den deutschen Regularien widersetzen.
Für die großen Social-Media-Plattformen, die nun unter dem Begriff “Medienintermediäre” geführt werden, gibt es zusätzlich neue Pflichten hinsichtlich nicht diskriminierender Verbreitung von Inhalten. Um dies zu gewährleisten, müssen die Plattformen künftig Auskunft geben, warum ihre Inhalte auf bestimmte Art platziert wurden. Da zur Kategorie der “Medienintermediäre” auch Suchmaschinen gehören, hat insbesondere Google Widerspruch angemeldet: Zum einen sei man schon sehr transparent, was Informationen zur Suchmaschinenplatzierung angehe, heißt es vom Unternehmen. Und die genauen Algorithmen könne man nicht offenlegen, da man sonst dem Missbrauch alle Türen öffne. Außerdem dürfte die Plicht, sogenannte “Social Bots” anzuzeigen, die Plattformen vor eine große Herausforderung stellen, da bestehende Softwares immer wieder auch menschliche Accounts fälschlicherweise als solche identifiziert hatten und die Technik in diesem Bereich noch nicht ausgereift genug erscheint.
Wie wurde das Verhältnis zwischen TV-Sender und Online-Medien zurechtgerückt?
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Insgesamt gehört der klassische Rundfunk und insbesondere die privaten Sender klar zu den Gewinnern des neuen Medienstaatsvertrages. So wurden einige Vorschriften bezüglich der Werbezeiten und dem Werben im Kinderprogramm gelockert. Die Sender dürfen ihr Werbekontingent künftig freier über den Tag verteilen und im Kinderprogramm werben dürfen. Außerdem dürfen SmartTVs definitiv keine eigene Werbung über das klassische Fernsehprogramm legen. Der Werbemarkt bleibt im TV also weiter in der Hand der Sender. In Bezug auf das Verhältnis zu den Online-Angeboten dürften sich die TV-Sender in ihrer Ansicht bestätigt füllen, dass die großen Player auf dem Online-Markt nun auch strengeren Vorschriften entgegen sehen und somit ähnlich beaufsichtigt werden, wie es im TV schon lange der Fall ist.
Bis das neue Recht den Medienstaatsvertrages endgültig umgesetzt werden muss, sind allerdings noch ein paar Schritte zu gehen. Zunächst einmal müssen alle 16 Bundesländer in den jeweiligen Landtagen den Änderungen zustimmen. Dieser Gesetzgebungsprozess wird erfahrungsgemäß wohl noch mindestens ein halbes Jahr benötigen.
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