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Wahl 2005 im TV: Gewinner und Verlierer

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Auch am ersten Tag nach der Wahl ist unklar, welche Parteien künftig die Bundesrepublik regieren werden. Nur die Fernsehsender, die am Sonntag mit einer Mammut-Berichterstattung auf Sendung gingen, haben Gewissheit. Bei den Einschaltquoten zeigt sich das erwartete Bild: Das Erste lag wie schon in den Jahren am meisten in der der Gunst des Publikums.

Die Berichterstattung der ARD begann um 17:00 Uhr. Im Schnitt informierten sich 5,49 Millionen Fernsehzuschauer bei Anne Will, Thomas Roth und Jörg Schönenborn. Mit einem Marktanteil von 22,8 Prozent können die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Anstalt sehr zufrieden sein. Auch beim jungen Publikum war das Erste die erste Wahl: 1,66 Millionen 14- bis 49-Jährige reichten für gute 16,9 Prozent Marktanteil.

Meist gesehene Sendung des Tages wurde erwartungsgemäß die Hauptausgabe der «Tagesschau»: Ab 20:00 Uhr entschieden sich durchschnittlich 10,71 Millionen Bundesbürger für das Nachrichten-Flaggschiff der ARD. Auch in der Zielgruppe führte die Sendung die Fernsehlandschaft an: 3,65 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer machten die «Tagesschau» auch hier zum Tagessieger.

Auch die Sonderausgabe der «Tagesthemen» um 21:00 Uhr konnte eine Vielzahl des Publikums für sich gewinnen: Die aktuellen Hochrechnungen aus Berlin wollten zu dieser Zeit im Schnitt 9,14 Millionen Zuschauer ab drei Jahren nicht verpassen. Mit 3,22 Millionen jungen Zuschauern und 19,4 Prozent Marktanteil in der sogenannten Zielgruppe sah es auch bei den 14- bis 49-Jährigen für das Erste wieder hervorragend aus. Weitaus weniger Zuschauer konnte allerdings die anschließende «Lindenstraße» für sich begeistern. Auch eine weitere Sonderausgabe der «Tagesthemen»um 21:45 Uhr erreichte nur 4,20 Millionen Zuschauer.

Oftmals wird die Talkshow von «Sabine Christiansen» als "zweites Parlament" bezeichnet: Ab 22:00 Uhr diskutierte die Journalistin mit Politikern verschiedener Parteien über den Ausgang der wohl spannendsten Bundestagswahl in der Geschichte Deutschlands. 4,32 Millionen Zuschauer ließen sich die rund einstündige Diskussion nicht entgehen. Der Marktanteil kletterte auf gute 17,9 Prozent. Auch in der Gruppe der jungen Zuschauer lag der Marktanteil mit 11,2 Prozent (1,29 Millionen Bundesbürger) verhältnismäßig hoch. Spitzenwerte erzielte auch abschließend die Hauptausgabe der von Ulrich Wickert moderierten «Tagesthemen» mit 23,4 Prozent Marktanteil bei allen und 16,3 Prozent bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern.

ARD-Prognose 18:00 Uhr (Differenz zum vorläufigen Endergebnis)
SPD: 34,0 % (- 0,3 %)
Union: 35,3 % (+ 0,1 %)
FDP: 10,5 % (+ 0,7 %)
Grüne: 8,5 % (- 0,4 %)
Linke: 7,5 % (- 1,2 %)

Auffällig bei der ersten Prognose von infratest dimap ist, dass man die Ergebnisse der großen Volksparteien bereits sehr früh recht genau bestimmen konnte. Bei den kleinen Parteien, insbesondere den Linken, lag man mit bis zu 1,2 Prozentpunkte Differenz zum vorläufigen amtlichen Endergebnis etwas abseits.



Im ZDF begann die Berichterstattung bereits um 16:45 Uhr, doch insgesamt informierten sich deutlich weniger Zuschauer bei Bettina Schausten und Steffen Seibert, die ebenfalls aus dem Berliner Reichstag sendeten. 3,13 Millionen Zuschauer verfolgten im Schnitt die Wahl-Sendung der Mainzer. Der Marktanteil betrug gute 15,4 Prozent.

Mit den «heute»-Nachrichten um 19:00 Uhr lief es für das ZDF dann allerdings besser: Die von Petra Gerster moderierte Sendung schauten im Durchschnitt 5,03 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, was einem Marktanteil von 17,1 Prozent entspricht. Auch der Marktanteil in der Zielgruppe lag mit 11,6 Prozent (1,36 Millionen Zuschauer) deutlich über sontigen Werten des Mainzer Kanals.

Weietere Berichte und Analysen zum Ausgang der Bundestagswahl verfolgten ab 19:36 Uhr durchschnittlich noch immerhin 4,09 Millionen Menschen. Es wurde 12,7 Prozent des Publikums erreicht. In der sogenannten Zielgruppe entschieden sich immerhin noch 10,4 Prozent des Publikums (1,39 Millionen Zuschauer) für die Wahl-Sendung mit Bettina Schausten.

Nach der «Berliner Runde» sendete das ZDF als einziger großer Sender durchgängig bis 21:45 Uhr. Ein kluger Schritt, wie sich herausstellte, denn durchschnittlich kam das Zweite somit auf gute 5,41 Millionen Zuschauer und 15,4 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen erzielte die Sondersendung mit 2,07 Millionen Zuschauern dieser Altersklasse immerhin einen Marktanteil von 12,6 Prozent. Hervorragend lief es auch für das anschließende «heute-journal», das im Schnitt 17,7 Prozent Marktanteil bei allen und 13,7 Prozent bei den jungen Bundesbürgern erzielte.

ZDF-Prognose 18:00 Uhr (Differenz zum vorläufigen Endergebnis)
SPD: 33,0 % (- 1,3 %)
Union: 37,0 % (+ 1,8 %)
FDP: 10,5 % (+ 0,7 %)
Grüne: 8,0 % (- 0,1 %)
Linke: 8,0 % (- 0,7 %)

Schaut man sich die Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen an, so wird vor allem im Vergleich zur ARD deutlich, dass bei dieser Prognose besonders die großen Parteien ungenauer abschnitte. Auch die Werte von FDP und Linkspartei wichen recht deutlich vom Ergebnis ab.


Gute Quoten teilten sich ARD und ZDF ab 20:15 Uhr mit der «Berliner Runde»: Auf beiden Sender verfolgten im Schnitt 13,36 Millionen Bundesbürger die von Nikolaus Brender und Hartmann von der Tann moderierte Diskussion, in der die Spitzenpolitiker der großen Parteien, darunter Bundeskanzler Gerhard Schröder (Foto) und seine Herausforderin Angela Merkel, zu Gast waren. Der Marktanteil lag bei fantastischen 37,6 Prozent. Den Löwen-Anteil sicherte sich allerdings das Erste mit knapp neun Millionen Zuschauern und 25,2 Prozent Marktanteil.


RTL strahlte seine Wahlsendung ab 17:45 Uhr aus und hatte damit besonders beim jungen Publikum Erfolg: 1,44 Millionen 14- bis 49-Jährigen entschieden sich für die Sendung mit Peter Kloeppel, was einem Marktanteil von 15,5 Prozent entspricht. Insgesamt wurde mit 2,36 Millionen Zuschauern allerdings nur 10,4 Prozent des Publikums erreicht. Ab 18:45 Uhr sahen durchschnittlich immerhin 3,36 Millionen Zuschauer ab drei Jahren die Nachrichtensendung «RTL aktuell Weekend», in der RTL neue Hochrechnungen und Analysen präsentierte. Mit 12,2 Prozent können die Verantwortlichen angesichts der starken Konkurrenz wohl recht zufrieden sein. In der Zielgruppe kam das Format auf 15,9 Prozent Marktanteil.

Deutlich schlechter schnitt allerdings ab 19:43 Uhr die Sendung «Exclusiv» ab. Frauke Ludowig war einen Blick auf die Wahlpartys der Parteien und begeisterte damit lediglich 2,45 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil lag mit schwachen 7,6 Prozent weit unter dem Schnitt des Kölner Senders. Ähnlich lief es in der Zielgruppe: 1,56 Millionen junge Zuschauer reichten für 11,7 Prozent Marktanteil.

RTL-Prognose 18:00 Uhr (Differenz zum vorläufigen Endergebnis)
SPD: 33,5 % (- 0,8 %)
Union: 36,0 % (+ 0,8 %)
FDP: 10,5 % (+ 0,7 %)
Grüne: 8,5 % (+ 0,4 %)
Linke: 8,5 % (- 0,2 %)

Insgesamt gesehen waren die Differenzen der RTL-Hochrechnungen teilweise nicht so deutlich wie bei ARD, dennoch kam man lediglich bei der Linkspartei und den Grünen an das Endergebnis nahe heran.


Verlierer des Abends ist wie zu erwarten war Sat.1: Der Berliner Sender, der das gleiche Bild wie N24 ausstrahlte, ging erst ab 17:55 Uhr auf Sendung und lockte damit nur 1,27 Millionen Zuschauer ab drei Jahren zu sich. Die rund 85-minütige Sendung erzielte einen Marktanteil von nur 5,0 Prozent beim Gesamtpublikum. In der wichtigen Zielgruppe lief es für Thomas Kausch mit 570.000 jungen Zuschauern und 5,5 Prozent Marktanteil ebenfalls desaströs.

Auch der «Talk der Woche» mit Bettina Rust, die unter anderem Alice Schwarzer begrüßen konnte, lief einmal mehr außerordentlich schwach: Lediglich 630.000 Zuschauer sahen ab 22:25 Uhr die gesellschaftspolitische Gesprächsrunde, in der es überwiegende um die Bundestagswahl ging. Der Marktanteil lag mit 3,2 Prozent wie schon in den Vorwochen weit unter dem Schnitt von Sat.1. Auch in der Zielgruppe sah es schlecht aus: Gerade mal 300.000 14- bis 49-Jährige sahen die Talkshow und bescherten dem Sender einen miserablen Marktanteil von 3,3 Prozent.

Sat.1 / N24-Prognose 18:00 Uhr (Differenz zum vorläufigen Endergebnis)
SPD: 33,5 % (- 0,8 %)
Union: 36,0 % (+ 0,8 %)
FDP: 10,5 % (+ 0,7 %)
Grüne: 8,5 % (+ 0,4 %)
Linke: 8,5 % (- 0,2 %)


Der Blick auf die Tagesmarktanteile zeigte deutlich, dass die ARD bei politischen Themen deutlich vor der Konkurrenz liegt: Mit 17,5 Prozent Marktanteil führte das Erste am Sonntag das Tages-Ranking an. Das ZDF lag mit 13,6 Prozent Marktanteil vor RTL (8,9 Prozent), ProSieben (7,3 Prozent) und Sat.1 (7,1 Prozent). In der Zielgruppe hatte dagegen RTL mit einem Marktanteil von 13,2 Prozent die Nase vor der ARD, die sich mit guten 11,9 Prozent begnügen musste. Rang drei sicherte sich ProSieben (11,5 Prozent) vor dem ZDF (9,2 Prozent) und Sat.1 (8,4 Prozent).

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