Filmfacts: «Halloween Haunt»
- Start: 31. Oktober 2019
- Genre: Horror
- FSK: 18
- Laufzeit: 92 Min.
- Kamera: Ryan Samul
- Musik: tomandandy
- Buch und Regie: Scott Beck, Bryan Woods
- Darsteller: Katie Stevens, Will Brittain, Lauryn Alisa McClain, Andrew Caldwell, Shazi Raja
- OT: Haunt (USA 2019)
Doch mit einigen geschickten Handgriffen sorgen Scott Beck und Bryan Woods für ziemlich fiesen Psychoterror. Vorausgesetzt, man ist empfänglich für die Grundidee, dass hinter einer Geisterbahn womöglich mehr steckt, als ein paar einem ins Gesicht springende Plastikskelette.
Halloween 2019
Auf der Suche nach Nervenkitzel und dem besonderen Kick, entdecken die Studentin Harper (Katie Stevens) und ihre Freunde ein entlegenes Spukhaus, welches den Besuchern Schrecken und Terror verspricht. Die Aussicht auf ein Schockhighlight lässt die Teenager alle Bedenken ignorieren und sie geben ihre Handys am Eingang ab. Während in den ersten Räumen die Horror-Attraktionen und Ausstellungsstücke der neugierigen Gruppe nur ein müdes Lächeln entlocken können, wird aus dem vermeintlichen Spaß tödlicher Ernst, als in einer der Kammern ein junges Mädchen scheinbar zu Tode gefoltert wird. Im Wissen, dass sie in eine Falle geraten sind, bleibt den Freunden nichts anderes übrig, als immer tiefer in das verschachtelte Anwesen einzudringen und einen Ausweg zu suchen. Aus dieser Hölle zu entkommen, scheint allerdings unmöglich: Jeder Raum ist gespickt mit geheimen und tödlichen Fallen. Wer wird das perfide Spiel überleben?
Es ist ziemlich leicht, «Halloween Haunt» auszuzählen, denn schon die Prämisse offenbart nur sehr bedingt ein Ausbrechen aus klassischen Genremustern. Dass die papierdünne Handlung (Young Adults werden im Setting eines Gruselhauses zu Opfern nihilistischer Killer) nicht gerade vor Einfallsreichtum strotzt, ist ebenso wenig zu leugnen wie die Tatsache, dass die Macher ihrer Vorliebe für vorhersehbare Jumpscares frönen. Insbesondere in der ersten Hälfte versuchen sie nämlich, aus den billigen Geisterbahn-Moves noch das letzte Bisschen Schockeffekt zu pressen; etwa, indem sie einfach die Tonspur bis zum Anschlag aufdrehen, selbst wenn gerade nur ein künstliches Gerippe von rechts ins Bild geschnellt kommt. Auch ansonsten wirkt die Kulisse des Haunted Houses, das man so in der Art hierzulande gar nicht kennt, in den USA zu Halloween aber ein echter Renner ist, vielmehr ausstaffiert denn wirklich schaurig. Mit Plastikspinnen und künstlichen Spinnennetzen ein wenig Gruselflair zu erzeugen, funktioniert vielleicht, wenn man wirklich gerade durch so ein Spukhaus läuft, als Kinozuschauer bleibt da aber automatisch eine gewisse Distanz, die größer wird, je mehr Horrorfilme man in seinem Leben schon gesehen hat.
Und auch auf einer Meta-Ebene à la „Ich erfreue mich einfach nur daran, wie ein paar junge Menschen selbst in so einer billigen Kulisse gerade Angst haben“ funktioniert «Halloween Haunt» nur bedingt, da Kameraführung und Score suggerieren, dass hier tatsächlich Furcht geschürt werden soll, wo zu Beginn aber noch gar keine ist.
Diese Clowns machen Ernst!
Das ändert sich allerdings schlagartig, als die Geisterhausgäste bemerken, dass hier doch gewaltig was im Argen liegt. Erst kippt die Stimmung innerhalb der anfangs noch miteinander herumalbernden Männer und Frauen, dann erweisen sich die zuvor noch so abgedroschen wirkenden Inszenierungsmechanismen als plötzlich weitaus effektvoller, als noch in der ersten Hälfte. Ein spannender Kniff, der einen so später auch noch einmal darüber nachdenken lässt, ob der Eindruck des billigen Jahrmarktgrusels zu Beginn nicht doch sehr gewollt war, um die Fallhöhe zum harten Psychoterror umso größer erscheinen zu lassen. Kommt es nämlich erst einmal zu einem Todesopfer (der Bodycount von «Halloween Haunt» insgesamt beträgt übrigens 10), weicht die oberflächliche Lust am Gruseln der nackten Panik; und die mit einer bemerkenswerten körperlichen Präsenz auftretenden Killer-Clowns erfüllen das ohnehin für klaustrophobische Anflüge prädestinierte Setpiece des Horrorhauses plötzlich mit nackter Angst.
- © Spendid Film
Die resultiert nicht nur aus den opulenten Kostümierungen und Ausstattungen mit allerlei Hieb- und Stichwaffen sowie den schaurigen Masken. Es ist vor allem der pure Nihilismus (von Kameramann Ryan Samul immer wieder in Großaufnahme zelebriert), den die Widersacher ihren Opfern gegenüber ausüben, der die killenden Maskenträger als richtig fiese Zeitgenossen etabliert, sodass manchmal nur ihre langsam näherkommende Silhouette im Hintergrund ausreicht, um beim Zuschauen den Puls in die Höhe zu treiben. Und da auch von Anfang an deutlich gemacht wird, dass es ihnen eben nicht nur ums Töten, sondern auch um das Spiel mit ihren Opfern geht, sprechen sich die Macher auch direkt von dem naheliegenden Vorwurf frei, manch eine Szene nur um des visuellen Effektes Willen gedreht zu haben. Die Clowns wollen eben nicht einfach nur töten, sondern ihre Opfer vorher psychisch fertigmachen.
Dass einem das Schicksal der Opfer nicht egal ist, liegt derweil nicht unbedingt daran, dass das Skript sie als absolut sympathische Zeitgenossen etabliert. Im Gegenteil: Zunächst erfüllen sie eigentlich nur primär ihren inhaltlichen Zweck und lassen sich recht stumpf einzelnen Charakteristika zuordnen – der Spaßvogel, der Ängstliche, die Toughe, man kennt das aus dem Genre ja zur Genüge. Doch anders als in vielen anderen Produktionen, die nach dem „Einer nach dem anderen“-Prinzip funktionieren, scheint eine spürbare Liebe von Scott Beck und Bryan Woods für ihre Protagonistinnen und Protagonisten durch. Auch «Halloween Haunt» ist nicht völlig frei von plotgetriebenen Entwicklungen, doch im Großen und Ganzen bleibt das Grauen hier vor allzu großen Konstruktionen verschont und ereignet sich aus der nachvollziehbaren Situation heraus. Auch die Darsteller performen solide, haben bisweilen aber sichtbar noch nicht die ganz ausgereifte Schauspielerfahrung.
Doch selbst wenn dem nicht so wäre, hätte auch das einen entscheidenden Schwachpunkt an «Halloween Haunt» kaum verändert. Was die Macher nämlich dazu bewegt hat, den zuvor noch halbwegs realistischen Horror im Finale einer vollkommen überzeichneten Schlusspointe zu opfern, lässt sich selbst mit viel, viel Einfühlungsvermögen kaum erklären. Das ist schade, denn so endet ausgerechnet ein sich bis zum Finale kontinuierlich steigernder Film auf einer sehr schwachen Note.
Fazit
Obwohl die von Logiklücken durchzogene Story von blutrünstigen Killern, die einer Handvoll Freunden auflauern, um sie nacheinander effektvoll niederzumetzeln, nur bedingt kreativ ist, sorgt die Kombination aus ausgeübtem Nihilismus, der klaustrophobischen Enge des Horrorhauses und die gar nicht mal so dummen Entscheidungen der Hauptfiguren, wodurch man durchgehend mit ihnen mitfiebert, für eineinhalb Stunden reinen Psychoterror.
«Halloween Haunt» ist ab dem 31. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel