Schwerpunkt

Mit neuer Strategie gegen Netflix und Disney: Apple TV+ kommt

von

Der Kampf um den Streaming-Markt ist eröffnet: Mit Originalstoffen kämpfen ab jetzt die Entertainment-Giganten um Abonnenten. Apple macht den ersten Zug – mit einem günstig-teuren Angebot, das einen ganz anderen Weg geht als die Konkurrenz.

Apple TV+ Serien zum Start

  • «The Morning Show»
  • «See – Reich der Blinden»
  • «Dickinson»
  • «For All Mankind»
  • «Snoopy im All»
  • «Helpers – Das Monsterquartett»
  • «Vier Freunde und die Geisterhand»
  • «Die Elefantenmutter»
  • «Oprah‘s Book Club»
Neun Formate. Die müssen zum Start reichen. Genau neun Serien und Filme hat Apple für den Start seines neuen Streaming-Angebots angekündigt. Am 1. November bricht für den Konzern aus Cupertino damit eine neue Zeitrechnung an: Endgültig versucht man sich nun als Inhalte-Produzent und nicht mehr nur als Hersteller von Hard- und Software. Wie ungewöhnlich dies ist, lässt sich an einem Gegenbeispiel gut erläutern: Es ist so, als würde der vorrangige Inhalte-Produzent Disney plötzlich eigene Smartphones herstellen und Apple angreifen wollen. Klingt zunächst absurd. Aber die Grenzen verschieben sich, nachdem es bisher nur diese Formel gab: Die einen stellen die Inhalte bereit, die anderen die dafür benötigte Hard- und Software. Apple versucht nun, beides miteinander zu vereinen.

Damit tritt der iPhone-Konzern aber auch einen gleichzeitig schweren Gang an: Genau weil Apple bisher nie Inhalte produziert hat, gibt es kein Archiv oder keine library vorhandener Stoffe, mit der man zum Start glänzen könnte. Disney, das seinen Streamingdienst in den USA ebenfalls in diesem November startet, hält hier ebenfalls wieder als Gegenbeispiel her: Zum Start sind dort nicht nur viele beliebte Zeichentrick-Klassiker wie «Die Schöne und das Biest» oder «DuckTales» erhältlich, sondern auch Blockbuster aus dem Marvel-Universum, von Pixar oder von Star Wars. Gerüchten zufolge soll Disney+ zunächst rund 500 Filme und 7000 TV-Episoden beinhalten. Das klingt ganz anders als neun – neun Formaten bei Apple TV+. Neue Inhalte werden dann regelmäßig veröffentlicht.

Der monatliche Preis für das Apple-Angebot beträgt 4,99 Euro. Damit ist man zwar der günstigste amerikanische Anbieter auf dem Streaming-Markt (Disney gerüchteweise 6,99 Euro, Netflix für HD-Qualität 11,99 Euro), aber auch der mit den wenigsten Inhalten – mit Abstand. Für die Menge der Inhalte ist Apple TV+ also vergleichsweise teuer. Tim Cook würde wahrscheinlich kontern: Die Qualität zählt, nicht die Quantität.

Apple TV+ kann sich als Zweitstreamer aufstellen


Aber wie viel Qualität die neuen Serien unter dem Apfel-Logo tatsächlich bieten, bleibt abzuwarten. Im Vorfeld hat Variety vier Serien getestet, von denen nur eine («For All Mankind») richtig gut abschnitt. Zu den größten Serienstarts gehört «The Morning Show», in der hinter die Kulissen einer fiktiven morgendlichen Nachrichtensendung geblickt wird – und auf den dortigen Konkurrenzkampf. Mit Jennifer Aniston, Steve Carrell und Reese Witherspoon ist das Format äußerst hochkarätig besetzt. Dies gilt auch für «See – See der Blinden» mit Jason Momoa. Durch ein Virus hat die Menschheit ihr Augenlicht verloren. Doch zwei Neugeborene haben plötzlich die Fähigkeit zu sehen – und auf sie wird fortan Jagd veranstaltet. Als Comedy-Aushängeschild des Angebots dient das Format «Dickinson» über eine junge rebellische Dichterin, das von Alena Smith («The Affair») stammt. Und als klassisches Drama wird «For All Mankind» gehandelt, das die Geschichte einer alternativen Realität erzählt, in der die Russen den Wettlauf zum Mond gewonnen haben.

Dazu kommen einige Kinder- und Jugendserien, ein Dokumentationsfilm sowie eine Literaturshow von Oprah Winfrey. Veröffentlicht werden sollen einige Serien in ungewöhnlicher Form: mit zunächst drei Episoden zum Start und dann mit wöchentlich neuen Folgen. Auch hier geht man andere Wege als die Konkurrenz.

Apple TV+ ist ein Gegenentwurf zum Massen-Streaming, das von Netflix jetzt schon kommt und von Disney, Warner und Co. noch kommen wird. Ob diese Strategie funktioniert? Analysten schätzen den US-amerikanischen Streaming-Markt als gesättigt ein, allerdings gebe es international noch viel Entwicklungspotenzial. Nicht ohne Grund produziert Netflix immer mehr Serien in verschiedenen Ländern. Apple benötigt also auch ein Angebot, das Kunden über den US-Markt hinaus anspricht – also über Oprah Winfrey hinaus.

Gut möglich aber, dass Apple- und Streaming-Fans den Dienst als Zweitstreamer nutzen, zusätzlich zu ihrem Hauptabo bei einem anderen Giganten – und man sich so gar nicht als Alternative präsentiert, sondern als Ergänzung. Dort liegen für den westlichen, speziell amerikanischen Markt die größten Möglichkeiten. Apples Vorteil ist die riesige Hardware-Basis, die man nutzen sollte, um das neue Angebot anzupreisen: mit Gratismonaten bei jedem neuen iPhone oder einer Kopplung mit dem erfolgreichen Apple Music-Angebot. Letztlich aber kommt es vor allem auf die Qualität der Inhalte an, die den Nerv der Zeit treffen müssen, und zwar international. So ähnlich wie «Stranger Things» bei Netflix es vorgemacht hat.

Apple TV+ ist ab 1. November verfügbar.

Kurz-URL: qmde.de/113239
Finde ich...
super
schade
37 %
63 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelProduziert von LeBron James: Disney+ bestellt noch eine Dokunächster ArtikelZDFneo: «Agatha Raisin» löst neue Fälle
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung