In den Vereinigten Staaten werden bis Mai 2020 zahlreiche neue Streaming-Dienste starten. Schon am 1. November 2019 wurde AppleTV+ gelauncht, zwei Wochen später geht Disney+ an den Start. Im April möchte NBCUniversal mit Peacock den Markt aufrütteln, ehe im Mai WarnerMedia mit HBO Max kommt. Der Streamingdienst von WarnerMedia-Mutter AT&T hat keinen leichten Stand, denn dieser konkurriert mit dem konzerneigenen Angebot von HBO.
Der Pay-TV-Sender kann nicht nur linear empfangen werden, sondern bietet den Kabelkunden auch eigene Streamingdienste an. Bereits jetzt bietet HBO schon die Optionen „HBO Go“ und „HBO Now“ an. Der neue Streamingdienst HBO Max wird in den Vereinigten Staaten von Amerika 14,99 US-Dollar pro Monat kosten und damit den gleichen Preis haben, den man aktuell für HBO Now verlangt. Allerdings bietet HBO Max die Inhalte von HBO Now plus zahlreiche weitere Serien wie «South Park», «Friends» und «The Big Bang Theory» sowie die gesamte Studio Ghibli-Bibliothek, BBC-Serien und zahlreiche weitere exklusive Inhalte.
WarnerMedia kündigte im Vorfeld der Präsentation an, dass die Direktabonnenten von HBO Now kostenlos Zugang zu HBO Max erhalten. Dieses kostenlose Angebot wird auch den zehn Millionen Haushalten ermöglicht, die HBO über AT&T abgeschlossen haben. Mit dem Start von HBO Max betreibt WarnerMedia somit drei HBO-Streamingdienste und ein lineares TV-Angebot. Zahlreiche User äußerten bei Twitter, dass sie von den vielen unterschiedlichen Marken verwirrt sind.
Die Verwirrung geht weiter: In den Vereinigten Staaten sollen HBO Now-Abonnenten bereits ab Tag eins auf HBO Max zugreifen können – sofern sie den Dienst direkt über WarnerMedia beziehen. Abonnenten, die den Dienst über Apple oder Hulu beziehen, werden von dem Angebot ausgeschlossen.
Die Fusion von HBO Max mit HBO Go und HBO Now soll sich als schwierig gestalten, denn man entwickelt eine neue Plattform, die auf den Elementen der Firma iStreamPlanet fußt, die WarnerMedia-Tochter Turner 2015 übernommen hat. Zudem wird die technische Erreichbarkeit nicht wirklich umgesetzt: HBO Now ist für 22 verschiedenen Plattformen wie Amazon verfügbar, HBO Max wird wohl bis Mai 2020 nicht vollständig auf allen Plattformen implementiert sein. Außerdem wäre eine Migration von allen acht Millionen HBO Now-Kunden zum Starttag ein riesiger Aufwand, den die Firma zu stemmen hätte. Auf der anderen Seite wäre eine separate Anmeldung der Kunden auf dem neuen Dienst ein Mehraufwand für die Nutzer.
WarnerMedia-Chef John Stankey beschwichtigte: „In gewisser Hinsicht betrachte ich es als ein bisschen wie einen IQ-Test. Das heißt: Warum willst du nicht den doppelten Inhalt für den gleichen Preis?“ Die amerikanischen Medien verurteilten diese Aussage von Stankey, immerhin nehme er das Markenchaos nicht ernst.
Für die Deutschen ist das Problem über den Ozean, aber auch in Deutschland könnte ein Unternehmen mit seinen Marken Schwierigkeiten bekommen: Sky Deutschland. Neben dem linearen Sky, das mit SkyQ ohnehin schon zur Streaming-Plattform wurde, betreibt das Unternehmen noch SkyGo (für Mobilgeräte und Computer) sowie Sky Ticket (Monatsabos). Im nächsten Jahr kommt das Angebot von NBCUniversal Peacock hinzu, das ebenfalls allen Sky-Kunden zur Verfügung stehen soll.
Die Verantwortlichen von Sky erklären die Produktwelt gegenüber Quotenmeter: „Wir bieten auf der einen Seite SkyQ für all diejenigen, die zum Beispiel auf Basis eines Zwölf-Monats Vertrags, das Sky Programm genießen wollen inklusive linearer Free- und Pay-TV Sender, Zugriff auf Apps (wie Netflix, DAZN und Spotify) und On Demand. Im Rahmen des SkyQ Abonnements können User über Sky Go das Sky-Angebot auch auf mobilen Devices oder Laptops/PCs, etc. nutzen.“ Weiterhin erläutert die Pressestelle: „Auf der anderen Seite gibt es den flexiblen Streamingservice Sky Ticket, der auf monatlich kündbarer Basis, das Sky Programm im Online-Stream präsentiert.“
Sky Deutschland hat erst in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Hardware von Dritten künftig ausgeschlossen wird, um Produktpiraterie verstärkt zu unterbinden. Ob der Streamingdienst Peacock ebenfalls nur auf Sky-eigenen Geräten genutzt werden kann, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Mit Sicherheit würde sich die Expansion schwierig gestalten, wenn jeder potenzielle Peacock-Kunde zunächst ein Sky-Gerät oder ein Sky-Ticket-Stick benötigt.
Obwohl Sky Deutschland traditionell ein Pay-TV-Angebot mit linearen Fernsehsendern ist, konkurriert das Unternehmen schon seit längerer Zeit mit den Streaming-Angeboten von Amazon Prime und Netflix. Zwar gibt es eine Zusammenarbeit mit Netflix, aber Sky ist technisch sehr gut für die kommende Jahre aufgestellt. Der neue Vertrag mit WarnerMedia sorgt zudem für zahlreiche Inhalte, die Sky weiterhin sehr interessant erscheinen lässt. Mit der Sky-HBO-Koproduktion «Chernobyl» produzierte man sogar eine der besten Serien aller Zeiten.
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