Hingeschaut

«Fittest Family Germany»: Lieber selbst Sport machen

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Sat.1 sucht die fitteste Familie Deutschlands – samstags zur Mittagszeit. Warum das schon vorab kein gutes Zeichen ist und wo die Probleme der Parcours-Sendung liegen …

Wenn ein Fernsehsender eine neue Sendung im Mittagsprogramm versteckt, anstatt sie zur Primetime zu zeigen und das noch dazu an einem Samstag passiert, dann sollten die Alarmglocken läuten. Offenbar hat man bei Sat.1 in «Fittest Family Germany» kein allzu großes Vertrauen, anders ist diese Programmierung nämlich nicht zu erklären. Denn dort, wo sonst stundenlange Wiederholungen von Scripted-Realitys dominieren, wird die Produktion von Constantin Entertainment wohl kaum große Schäden anrichten können.

Worum geht es? In «Fittest Family Germany» wird nichts weniger als „Deutschlands fitteste Familie beim härtesten sportlichen Wettkampf im deutschen TV“ gesucht. Nur wer über einen Zeitraum von vier Wochen verschiedene sportliche Outdoor-Challenges bewältigt, darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro freuen. Prominente Unterstützung erhalten die Familien von vier Sportlegenden: Marie Lang (31, Kickbox-Weltmeisterin), Peter Neururer (63, ehemaliger Bundesliga-Trainer), Pascal Hens (38, Handballweltmeister 2007) und Moritz Fürste (33, Hockey-Olympiasieger 2012, Welthockeyspieler 2012). Alina Merkau («Frühstücksfernsehen») moderiert die rund zweistündigen Ausgaben, bleibt aber über die meiste Zeit recht unbemerkt.

Zuerst treten drei Familien gegeneinander an, die schwächsten beiden müssen sich danach im sogenannten Eliminator beweisen – sonst ist der Traum von 100.000 Euro erledigt. Dieses Prozedere wiederholt sich danach immer wieder und ermüdet ziemlich schnell. Hinzu kommt, dass ganze zwölf (!) Familien in der ersten Ausgabe antreten, und jede Familie will ausführlich vorgestellt werden; in bester «Schlag den…»-Manier werden sämtliche sportliche Fähigkeiten und Leistungen runtergerattert. Das ist eindeutig zu viel.

Zumal kaum Familien dabei sind, die herausstechen. Als eine Ausnahme kann man vielleicht die Pichardos nennen, die laut eigener Aussage einen Latino-Bonus haben: „Wir werden sie vernichten mit guter Laune“, sagen sie. Mehr Wert als auf unterhaltsame Charaktere wurde offensichtlich beim Casting darauf gelegt, dass mindestens ein Familienmitglied mit persönlichem Schicksal dabei ist, auf das dann kurz mit trauriger Musik eingegangen werden kann.

Der Parcours hat es tatsächlich in sich, hier kann man «Fittest Family» keine Vorwürfe machen: So müssen unter anderem Kriechnetze, Wassergräben, Eskaladierwände und Schiffscontainer überwunden werden, auch Paddeln will im Teamwork gelernt sein. Die Familien müssen eine durchaus weite Strecke hinter sich bringen, das macht es für den Zuschauer teils schwierig, den Überblick zu bewahren.

Kommentiert wird das Ganze von Sport-Moderator Kevin Gerwin, der zwar durch den «RTL Comedy Grand Prix» und der «Comedy Show» von ProSieben auch Comedy-Background mitbringt, sich aber dennoch kaum traut, mit Biss und Witz zu kommentieren. Irgendwie bleibt dieser ganze Wettbewerb unterm Strich viel zu ernst und trocken. Das, was vergleichbare Formate wie «Crash Games» und «Takeshi‘s Castle» aushaltbar macht, wird bei «Fittest Germany» leider sträflich vernachlässigt: der Humor und die Selbstironie. Denn Spannung will irgendwie nicht so recht aufkommen, da die Familien insgesamt trotz ellenlanger Vorstellung zu blass bleiben: Wer gewinnt, ist einem dann am Ende eigentlich egal.

Kurzum empfiehlt es sich, lieber selbst Sport zu machen. Das ist dann auch tausendmal aufregender als das, was Sat.1 mit «Fittest Family Germany» bietet.

Sat.1 zeigt noch drei Ausgaben samstags gegen 12 Uhr.

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