Filmfacts «The Report»
- Regie und Drehbuch: Scott Z. Burns
- Produktion: Scott Z. Burns, Jennifer Fox, Danny Gabai, Eddy Moretti, Kerry Orent, Steven Soderbergh, Michael Sugar
- Cast: Adam Driver, Annette Bening, Ted Levine, Michael C. Hall, Tim Blake Nelson, Corey Stoll, Maura Tierney, Jon Hamm
- Musik: David Wingo
- Kamera: Eigil Bryld
- Schnitt: Greg O'Bryant
- Laufzeit: 120 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Gespielt wird die Hauptfigur in dieser Koproduktion von Unbranded Pictures, Margin of Error, Topic Studios und der unter anderem von Disney gehaltenen VICE Studios («Climax», «Beach Bum», «A Girl Walks Home Alone At Night») von Adam Driver («Star Wars – Die letzten Jedi»). Die Recherchen zu seinem über 38.000 Fußnoten umfassenden Enthüllungsbericht führen dazu, dass sich Jones in den eigenen Reihen auf eine unerbittliche Suche nach der Wahrheit begeben muss. So kommt ans Licht, wie weit der mächtige Geheimdienst zu gehen bereit war, um Beweise zu zerstören, Gesetze zu untergraben und ein schockierende Geheimnisse zu verbergen …
Im Laufe von «The Report» sehen wir einmal Daniel Jones, wie er sich einen Werbespot zu «Zero Dark Thirty» anschaut. Anders als Kathryn Bigelow zweischneidiges Thrillerdrama zieht Regisseur und Autor Burns jedoch eine deutliche Linie im Sand: Die Foltermethoden der CIA sind unmenschlich, ineffektiv und verkamen letztlich zum reinen Selbstzweck. Dieser deutlichen Haltung zum Trotz ist «The Report» ein unaufgeregtes Drama, sozusagen das diesjährige Pendant zum ebenso kühl und ruhig vermittelten Journalismusdrama «Spotlight» über das Investigativteam des Boston Globe, das neue Enthüllungen über Pädophilieverbrechen in der katholischen Kirche aufdeckte.
Burns verzichtet in «The Report» auf hitzige Streitgespräche, auf spitz zulaufende Parallelmontagen sowie einen hämmernden Score. Nicht einmal Bedrohungen, die sich mit denen aus dem Klassiker unter den Recherche-Thrillerdramen, «Die Unbestechlichen», vergleichen ließen, werden gegen Jones ausgesprochen. Stattdessen generiert «The Report» seinen Reiz daraus, wie der Protagonist dieser filmischen Adaption realer Ereignisse Akten wälzt, Indizien zusammenführt und sich schleichend Argumentationen dafür einfallen lässt, weshalb seine Arbeit wichtig und richtig ist und wie sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.
Dass die Gegenseite keine fies lachenden, auf Menschenleben herum trampelnden Karikaturen sind, sondern bei aller ideologischen Verkommenheit nachvollziehbare Gründe nennen, treibt die Spannungskurve von «The Report» an und macht ihn zum reizvollen Sprungbrett für eine Auseinandersetzung mit dem (US-)Demokratiezirkus.
So will Außenpolitiker Denis McDonough (gewieft und dennoch nahbar gespielt von Jon Hamm) die Verbreitung des Reports behindern – nicht, weil er Freude an den Inhalten des Berichts hätte (was ihm womöglich ein schwächerer Film zu diesem Thema in den Mund gelegt hätte), sondern aus taktischen Gründen: Er hat die innenpolitischen Folgen einer Veröffentlichung im Hinterkopf, die Reaktionen der republikanischen Partei, die Gegenantwort der Demokraten und welche wichtigen politischen Themen somit drohen, torpediert zu werden.
So nah, wie Burns an den von Adam Driver ebenso zurückhaltend wie emotional kraftvoll gespielten Protagonisten rückt, werden diese Abwägungen genauso packend, wie Jones' Fassungslosigkeit über seine Erkenntnisse berührt. Unterstrichen wird dies durch halb-dokumentarische Einschübe, in denen die Foltermethoden der CIA gezeigt werden, wobei er diese Passagen pointiert und knapp verwendet – im Gegensatz zum sie ausführlicher zeigende «Zero Dark Thirty». Stattdessen nutzt Burns rasiermesserscharfe Dialoge und knallharte Fakten, um das Handeln der CIA als menschenverachtenden Unfug zu enthüllen. Beeindruckend.
«The Report» ist ab dem 7. November 2019 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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