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Für Intrigen ist meist nur einer beziehungsweise (und das kommt häufiger vor) eine zuständig, und das zudem in der Regel für einen längeren oder sogar für einen richtig langen Zeitraum. Und so sehr es die Fans auch mögen, ihren Lieblingen dabei zuzusehen, wie sie sich ihre schöne Zukunft ausmalen, so gern schaut die Mehrheit von ihnen den Fieslingen dabei zu, wie sie den Liebenden kleinere oder größere Steine in den Weg legen. Daher haben es sich unserer Meinung nach die Daily-Antagonisten auch einmal verdient, Mittelpunkt eines ausführlichen Beitrags zu sein. Exemplarisch werden im Folgenden fünf von ihnen vorgestellt werden. Dass eine „Top 5“ natürlich immer subjektiv ist, bestreitet sicher niemand. Dennoch wird der Verfasser seine Wahl begründen, damit die einzelnen Entscheidungen besser nachvollzogen werden können.
Platz 5: Katrin Flemming/Flemming-Gerner (eigentlich Gabriele „Gabi“ Galuba) alias Ulrike Frank
Ende 2002 hatte Ulrike Frank als Katrin Flemming ihren ersten Auftritt bei «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» – damals noch als Gastrolle (kurz zuvor darf Frank sich übrigens schon einmal als zweite Tina Zimmermann, die die Zuschauer auf das erfolglose Weekly-Spin-off «Großstadtträume» aufmerksam machen soll, versuchen). 2004 stößt sie schließlich zum Hauptcast und ist mittlerweile ähnlich populär wie der von Wolfgang Bahro verkörperte Jo Gerner. Mit diesem war Katrin einige Jahre verheiratet. Die beiden führen lange eine Zweckehe, um so den Krieg um die gemeinsame Tochter Johanna zu beenden (der Staranwalt hatte sie sogar einmal entführt und Katrin im Glauben gelassen, ihr Kind sei tot). Ihre Hassliebe bestimmt im Prinzip seit Katrins Auftauchen die Beziehung der beiden.
Sie können nicht so richtig mit-, aber noch weniger ohne einander. Sie haben sich leidenschaftlich gegenseitig, allerdings noch leidenschaftlicher ihren Gegnern das Leben schwergemacht. In der jüngeren Vergangenheit hat etwa Laura Lehmann (Chryssanthi Kavazi) befürchten müssen, ihre Mutter Yvonne (Gisa Zach) würde an einem Thailänder Flughafen wegen Drogenbesitzes verhaftet werden. Katrin handelt hier seit Langem sogar einmal wieder eigenmächtig, da ihr Ex-Mann sich wirklich in die ahnungslose Physiotherapeutin verliebt hat. Oder man denke an David Brenner (Philipp Christopher), ebenfalls ein starker Serien-Antagonist, den das Power-Couple einst tatsächlich in Australien verhaften lassen wollte und ihm deshalb tatsächlich hat Drogen unterschieben lassen – unglücklicherweise werden diese aber schon in Malaysia entdeckt, wo ihm in der Folge die Todesstrafe droht.
Nachdem Katrin allerdings schon zumindest eine Mitschuld am Tod Frederic Riefflins (Dieter Bach, der mittlerweile als Christoph Saalfeld im Fürstenhof Unfrieden stiftet), dem Vater ihrer ältesten Tochter Jasmin Flemming (Janina Uhse), trägt, will sie kein weiteres Menschenleben auf dem Gewissen haben. Ein Fast-Mord hätte Katrin schließlich beinahe einmal dauerhaft ins Gefängnis gebracht: Als sie erfährt, dass Jasmins Adoptivvater diese im Kindesalter vergewaltigt hat, will sie ihn in all ihrer Wut erschießen, bringt es jedoch letztlich nicht über sich. Diverse unglückliche Verwicklungen bringen sie schließlich auf die Anklagebank, doch wie immer in solchen Situationen kann sie sich auf Jo verlassen.
Man sieht also: „KF“ überschreitet gewisse Grenzen nicht – einige Ehen und Beziehungen sind dank ihr aber in die Brüche gegangen. Und erpresst sowie manipuliert hat sie über all die Jahre wie kaum eine Zweite (sie hat ihren ehemaligen Geschäftspartner und Kurzzeit-Ehemann Marc Hansen sogar einmal dazu gebracht, zu glauben, dass er an Schizophrenie leiden würde), doch vorsätzlich getötet hat sie bis dato niemanden, und das ist, so absurd es auch klingen mag, in einem solchen Ranking ein wichtiges Kriterium.
Die Tatsache, dass sie – vor allem seit ihre Kinder in ihr Leben getreten sind – spürbar weicher geworden ist und in Till „Bommel“ Kuhn (Merlin Leonhardt) vermeintlich sogar ihre große Liebe gefunden hat – die leider nicht von Dauer gewesen ist, worunter sie sehr gelitten hat –, ist deswegen ebenfalls eher in diesem Kontext von Nachteil. Die Figur über all die Jahre immer facettenreicher werden zu lassen, passt gut zu einem Format wie «GZSZ», das ohnehin die absoluten Extreme eher meidet oder dann bewusst mit Gastdarstellern besetzt. Dieser Umstand verhindert allerdings letztlich auch einen Platz auf dem Treppchen für die als Gabriele Galuba Geborene, die (erfolglos) versucht hat, zu verhindern, dass ihre Pommesbuden-Vergangenheit ans Licht kommt.
Platz 4: Tanja Gräfin von Lahnstein/von Anstetten/Rai/Wittkamp alias Miriam Lahnstein
Tanja Wittkamp (Miriam Lahnstein war erstmals 1995 in der Rolle bei «Verbotene Liebe» zu sehen) ist anfangs lediglich Pferdepflegerin auf Schloss Friedenau, dem Familiensitz der von Anstettens in Düsseldorf. Schnell wird allerdings deutlich, dass die junge Frau mit blonden Haaren alles andere als ein Unschuldsengel ist. Ihr Plan, Henning Graf von Anstetten (zunächst gespielt von Markus Hoffmann, dann von Hendrik Martz und schließlich von Patrick Fichte), den Sohn von Christoph Graf von Anstetten (Jürgen Zartmann), zu heiraten, scheitert zunächst – viele Jahre später wird sie jedoch tatsächlich kurzzeitig dessen Frau, wobei sie eigentlich anstrebt, bald darauf dessen Witwe zu werden.
Wenn Tanja aber eines ist, dann stur. Daher ändert sie kurzerhand ihre Strategie und ehelicht Benedikt „Ben“ Graf von Anstetten (Andreas Jung), den jüngeren Bruder von Christoph und Onkel von Henning. Ab diesem Moment ist sie also offiziell Tanja Gräfin von Anstetten. Wie so viele, die sich auf die Intrigantin einlassen, stirbt ihr Ehemann allerdings einige Zeit später – manchmal ist sie direkt für diese Tode verantwortlich, manchmal indirekt und so schwer vorstellbar es auch klingen mag: Manchmal trifft sie auch gar keine Schuld.
Richtig nachweisen kann man ihr im Übrigen jedoch nahezu nie etwas. Dennoch ist es durchaus auffällig, dass Bens unehelicher Sohn Rajan Rai (Sascha Zaglauer), nachdem sie mit ihm nach Indien gereist ist und ihn geheiratet hat, um ihm ihre Liebe zu beweisen, plötzlich das Zeitliche segnet. Auch Cleo Winter (Dinah Alice Pfaus-Schliffarth) wird bald tot aufgefunden, die Freundin von Tim Sander (Roland Pfaus), der vor ihrer Abreise mit Rajan zeitweise auch ein Verhältnis mit Tanja gehabt hat. Tim ist damals fest davon überzeugt, zu wissen, wer dieses Verbrechen begangen hat und entführt die (mutmaßliche) Täterin. Tja, und dreimal dürfen Sie raten, wer einige Jahre später mit aufgeschnittenen Pulsadern – wie seinerzeit Cleo – in der Badewanne gefunden wird.
Im Prinzip seit ihrem ersten Tag auf Friedenau bekriegen sich Tanja und die Frau, die Tims Hass auf sie einst geschickt befeuert hat: Clarissa Gräfin von Anstetten (Isa Jank). Aus den beiden wird im Laufe der Zeit die wohl beste Erzfeinde-Paarung im deutschen Daily-Kosmos. Bei ihnen geht es stets um Macht, Geld, Rache sowie Einfluss, und beide schenken sich nichts, wobei die junge Herausforderin – rückblickend betrachtet – eindeutig die schwereren Geschütze aufgefahren hat – und wer Clarissas Methoden kennt, weiß: Das heißt etwas! Alles kulminiert 2001 in einem ultimativen Showdown, als die vermeintlich von der Bildfläche verschwundene Tanja in Clarissas Privatjet auftaucht, kurz nachdem diese versucht hat, ihre Dauer-Kontrahentin endgültig hinter Schloss und Riegel zu bringen, und dieser abstürzt.
Dass Tanja das Ganze überlebt hat, erfahren die Fans 2004, als es sie wieder einmal in die vornehme Rheinmetropole verschlägt – nun als Assistenten des einflussreichen Donald Rush (Andreas Engelmann), der ihr zudem zu einer „weißen Weste“ verhilft und wenig später – Sie ahnen es – stirbt. Dieser Moment markiert auch den Beginn ihrer (langsamen) Wandlung zu einer Art Tanja 2.0. Denn ja, sie intrigierte noch häufig (insbesondere Clarissas beste Freundin Charlie Schneider (Gabriele Metzger) muss sehr darunter leiden), bevorzugt im Wechsel mit und gegen Ansgar von Lahnstein (ebenfalls ein großartiger Strippenzieher und gespielt von Wolfram Grandezka, den man inzwischen als Gregor Pasch bei «RR» bewundern kann), doch spätestens mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes Johannes „Hannes“ Graf von Lahnstein (Melvin-Maximilian Eisenstein, der dritte Darsteller des jungen Grafen bekam auch verstärkt Text) kann man mehr und mehr eine neue Seite an ihr kennenlernen. Ihren Sohn und ihre einige Jahre später geborene Tochter Emma liebt sie aufrichtig.
Selbst für Ansgar, den sie sogar dazu bringt, sie zweimal zur Frau zu nehmen, entwickelt Tanja temporär echte Gefühle. Apropos Ansgar: Er ist Mitglied der Familie von Lahnstein (wir rufen uns an dieser Stelle den Nachnamen einer gewissen Schauspielerin in Erinnerung), deren Zuhause Schloss Königsbrunn ist, auf dem die Gräfin von Anstetten schon sehr bald einziehen und im Grunde bis zum Serienende (dann längst als Tanja Gräfin von Lahnstein) leben wird. Und das nicht nur an der Seite von Ansgar, sondern schließlich auch an der seines Cousins und Vaters ihrer Tochter Sebastian von Lahnstein (zunächst von Joscha Kiefer, danach von Sebastian Schlemmer verkörpert), der mit seinen Geschwistern nach und nach die erste Generation der von Lahnsteins (mit Ausnahme von Ansgar) ersetzt und deren tot geglaubter Vater Ludwig (Krystian Martinek) ebenfalls irgendwann wiederauftaucht.
Nachdem sie kurzzeitig eine eigene Modelagentur führt, übernimmt sie schließlich (nachdem sie unterschiedliche Positionen innerhalb des Lahnstein-Firmenimperiums innegehabt hat) die Führung von „Ligne Clarisse" (von da an „Ligne Clarisse Lahnstein"/„LCL"), dem ehemaligen Unternehmen Clarissas. Diese taucht, von Ansgar ausfindig gemacht, bald danach in Düsseldorf auf und mischt ab diesem Moment auch wieder in der Geschäftsführung mit – diesmal läuft alles aber für die Verhältnisse der beiden fast zu friedlich ab (schon Anfang 2013, also nicht einmal zwei Jahre nach ihrem Comeback 2011, verlässt die Grand Dame der Daily-Biester die Serie wieder). Das bedeutet, dass bis zum Ende der Serie 2015 eigentlich nur noch Alexa (Henrike Fehrs) und Vincent Berg (Bernd Reheuser) Tanja und die übrigen Lahnsteins wirklich fordern.
Diese „Doppel-Gräfin" müsste eigentlich so viele lebenslange Freiheitsstrafen verbüßen wie wohl kaum jemand sonst im deutschen Fernsehen. Ihre Wandlung zu einem am Ende gar vermehrt positiv besetzten Publikumsliebling, dessen frühere Taten irgendwann nahezu keinerlei Rolle mehr spielen, verhindern aber eine bessere Platzierung.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wer auf den Plätzen 3 und 2 gelandet ist.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
06.11.2019 14:17 Uhr 1
Hätte trotzdem eine Top Ten gemacht, Katy & Pascal aus "Bianca" waren schon sehr übel, oder Viktor Falkenberg und Rolf Jäger aus "Unter Uns" ... und AWZ hat doch sicher auch den ein oder anderen?!
Aber Clarissa/Annabelle toppt tatsächlich niemand
07.11.2019 00:31 Uhr 2
Natürlich hätte es noch eine Menge geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten gegeben, aber ich sehe es so: Eine "Top 5" ist ein guter Kompromiss, denn schließlich wäre auch eine "Top 3" möglich gewesen. Und es freut mich selbstverständlich, wenn die "QM"-Leser auch längeren Texten etwas abgewinnen können, aber übertreiben sollte man es vielleicht dann trotzdem nicht.
In jedem Fall wird es noch weitere Soap-Check-Specials geben – an Ideen mangelt es definitiv nicht.
09.12.2019 23:03 Uhr 3