![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/netflix/theendofthefuckingworld/theendofthefuckingworld_02_04__W200xh0.jpg)
Es ist außerdem vollkommen klar, dass sich viele Fans in den Episoden 9 bis 16 noch mehr dieser unbeschwerten, innigen Momente zwischen dem Chaos-Pärchen gewünscht hätten. Doch an sich gibt das Finale von Season 1 in vielerlei Hinsicht die Richtung vor, wenn man vorhat, die Geschichte fortzuschreiben. Am Ende ist nämlich endgültig nichts mehr so, wie es war – und es war vor allem nie so gut, wie die „Partner in Crime“ es sich kurzzeitig eingeredet hatten: Es musste Konsequenzen geben und dass sich die Zwei erst einmal nicht mehr würden sehen dürfen, war schlicht logisch angesichts ihrer Vergehen. Dass Alyssa die Erkenntnis, dass ihr viel zu lange fälschlicherweise von ihr glorifizierter Vater im wahrsten Sinne des Wortes eine „Luftnummer“ ist, musste sie noch weiter runterziehen und dieses kleine bisschen Stabilität, das ihr das, was sie und James hatten, gegeben hatte, ist auch hin, was ebenfalls nicht spurlos an ihr vorübergehen konnte – ebenso wenig wie die Beinahe-Vergewaltigung und der Mord direkt vor ihren Augen.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/netflix/theendofthefuckingworld/thefuckingendoftheworld_01__W200xh0.jpg)
Bei James wiederum war nach dem Schuss im Prinzip alles denkbar: Er hatte durch das Erstechen von Clive Koch die Gewissheit, dass das Töten ihm nicht die innere Genugtuung oder das Glücksgefühl verschafft, das er erwartet hatte. Den Selbstmord seiner Mutter schleppt er ohnehin seit seiner Kindheit mit sich herum. Alyssa hatte ihn schlicht dadurch, dass sie da war respektive dadurch, dass sie war, wie sie war, gewissermaßen ins echte Leben zurückgeholt. Ohne sie bricht dort sein Glückskartenhaus, das in Ansätzen entstanden war, direkt wieder zusammen. Dazu ein weiterer passender Vorwand und zack, schon ist es nachvollziehbar, wieso er abermals ihre Nähe sucht – sich allerdings zunächst nicht zu erkennen gibt. Und ja, nett zu jemandem zu sein, gehörte wohl noch nie so recht zu Alyssas Stärken und ihr Mitstreiter hatte schon beim letzten Mal eine Menge abbekommen, jedoch beweist sie eindrucksvoll, dass diesbezüglich bei ihr noch Luft nach oben bestanden hat. Dies stört ihren Gegenüber aber weit weniger, als dass es ihn einfach freut, wieder bei ihr zu sein.
So oder so: Es ist – wie erwähnt – nichts mehr, wie es war. Die Schichten waren folglich die logische Konsequenz aus den Taten des Duos. Deshalb ist es in sich absolut stimmig, eine neue Figur einzuführen, um den Annäherungsprozess der beiden zu beschleunigen und ihnen so zudem zu ermöglichen, sich spürbar weiterzuentwickeln. Und dass die Auftaktfolge genutzt wird, um ebendiese nach allen Regeln der Kunst einzuführen, war der Inbegriff von einem „unerwarteten Schritt“ oder eben ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr das Format darauf ausgelegt ist, nicht zu gefallen. Mit Gewissheit lässt sich dies selbstredend nicht sagen, allerdings hätte ein einfaches „Weiter so“ früher oder später die Fans vermutlich nicht so glücklich gemacht, wie sie es sich erhofft hatten, denn früher oder später hätte man sich gefragt, wann diese ziellosen Menschen endlich erkennen, dass sie nicht ewig wegrennen können.
- © Netflix
Bonnie (Naomi Ackie), die durch ihre spezielle „Beziehung“ zu Clive, stimmig in die Handlung integriert wird, ist für diese Aufgabe so gut geeignet, weil ihr Verhalten so ungewöhnlich, so irritierend und gelegentlich gar verstörend ist – je länger man diese Namen liest und dann noch bedenkt, was Alyssa und James alles angestellt haben, umso weniger ist man dazu in der Lage, das wirklich angenehm unaufdringliche Easter Egg zu übersehen. Mit dem Neuzugang unterstreichen die Macher, dass für sie eines der zentralen Themen von «TEOTFW» auch die Beschäftigung mit der Frage sein soll, inwiefern man wirklich das Produkt dessen ist, was man erlebt hat, wie viel Einfluss man darauf hat, wer man wird und vor allem auch die mit der, ob man sich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens noch ändern kann. Hat man dies im Hinterkopf, sieht man im „Aufwärmen“ einzelner Elemente aus Staffel 1 auch nicht mehr das platte, einfallslose und uninspirierte Wiederholen von Bekanntem, sondern vielmehr einen ersten Beweis dafür, dass man eben nicht in einer Dauerschleife leben muss.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/netflix/theendofthefuckingworld/thefuckingendoftheworld_02__W200xh0.jpg)
Was wohl auch nicht viele erwartet hatten, sind die abermals starken Leistungen von Lawther und vor allem Barden, die in dieser Serie mit einem enorm reduzierten Spiel überzeugen – wie auch Ackie, die einige Filmfreunde womöglich aus «Lady Macbeth» kennen –, weshalb es enorm spannend wird, zu sehen, wie sie sich in ihren nächsten größeren Produktionen schlagen, in denen die Drei dann mit Sicherheit ihre Vielseitigkeit so richtig unter Beweis stellen dürfen.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/netflix/theendofthefuckingworld/thefuckingendoftheworld_03__W200xh0.jpg)
Die Staffeln 1 und 2 von «The End of the F***ng World» sind auf Netflix verfügbar.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel