Cast & Crew
Vor der Kamera:Hans Löw als Fabian (Mirko) Sorge
Alwara Höfels als Cora
Johanna Gastdorf als Hellen
Sami Nasser als Yusuf
Yeliz Simsek als Bingül
Doris Plenert als Gerda Kessenich
Peer Martiny als Hambach
Hinter der Kamera:
Produktion: Filmpool-Fiction GmbH und Trebitsch Entertainment GmbH
Drehbuch: Sebastian Orlac
Regie: Christine Hartmann
Kamera: Peter Nix
Produzentin: Katharina M. Trebitsch
Nach der Enttarnung bleiben von Sorges Berufslaufbahn nur noch Trümmer – womit sie sich in guter Gesellschaft zum Rest seiner Lebenssituation befindet: Nach einer hässlichen Scheidung tut er sich schwer, eine Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen, und verkraftet die neue Partnerschaft seiner Ex nicht so richtig, während ihm die monatlichen Unterhaltszahlungen den Großteil seines Einkommens absaugen. Zum Glück wird ihm wenigstens an der Bildungsfront ein guter Deal angeboten: Wenn er innerhalb eines Jahres sein Abitur nachmacht, darf er zurück in den Schuldienst.
Der Lösung „Feuerzangenbowle – Teil 2“ wird ein bisschen die Albernheit genommen, indem der sorgenvolle Fabian seine Reifeprüfung im Rahmen der Erwachsenenbildung ablegend darf und nicht mit den siebzehnjährigen Halbstarken die Schulbank drücken muss, die er gestern noch in Bio unterrichtet hat. Doch auch der Ein-Jahres-Abi-Crash-Kurs steckt voller sozialer Tücken und alberner Pennälerstreitigkeiten.
- © WDR/Thomas Kost
Plötzlich wieder zur Schule gehen: Wer ist nicht schon von diesem Alptraum aufgewacht? Für den Lehrer Fabian Sorge (Hans Löw) wird er zur Wirklichkeit.
Dass sich dort die gesamte gesellschaftliche Struktur Kölns die Klinke in die Hand gibt, eröffnet die Möglichkeit zu ein bisschen Sozialkritik: Neben einer Putzfrau am Rande der Obdachlosigkeit in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch Bildung, einer kopftuchtragenden Kurdin, die von ihrem herrischen Bruder unterdrückt wird, und einem türkischstämmigen Ex-FC-Spieler wuselt sich dort auch die vorlaute Cora (Alwara Höfels) durch Goethe und Infinitesimalrechnung. Ihre Klassenkampfattitütde verträgt sich anfangs noch schlecht mit Fabians leistungsgesellschaftlichem Entitlement. Doch je mehr sich der entwürdigte Ex-Lehrer an Geldsorgen und familiären Konflikten abarbeiten muss, umso besser versteht er die sozialen Grenzsetzungen beim Bildungsaufstieg. Und um die Lerngruppe im Großen und das Fabian-Cora-Duo im Kleinen emotional völlig miteinander zu verschweißen, darf auch der gemeinsame Feind von außen nicht fehlen: Immobilienspekulant Hambach (Peer Martiny), der die halbe Rheinmetropole aufkauft und einen Mieter nach dem anderen vor die Tür setzt.
Die sozialen Konflikte, die «Eine Klasse für sich» dabei verhandeln will, würden für einen ganzen Sozialkundeleistungskurs reichen: Ost-West-Spannungen, Deutsche mit Migrationshintergrund und ihre gesamtgesellschaftliche Integration, die staatliche Unterversorgung des öffentlichen Bildungssystems, Immobilienspekulationen in Großstädten samt ihrer sozialen Folgen, berufliche Perspektivlosigkeiten, familiäre Zerrüttungen und allgemeine Misogynie. Will man das innerhalb von neunzig Minuten noch mit einem betont leichtfüßig-humorvollen Stil kombinieren, kann das nur in die völlige Oberflächlichkeit führen. Und so bleibt von der Anklage gegen steuervermeidende Wohnraumvernichter und schnöselige Kids aus gutem Hause nur plumper Populismus übrig, während die positiv besetzten Figuren ebenso auf ihre stereotypen Funktionen reduziert werden: die Klofrau, die Kurdin, der Türke, die NGO-Hoffnungstante. Doch das ist letztlich eben televisionäre Hauptschule – und damit meilenweit von der erfolgreichen Reifeprüfung entfernt.
Das Erste zeigt «Eine Klasse für sich» am Mittwoch, den 13. November um 20.15 Uhr.
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