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Zu Beginn hatte das für mich etwas Frankensteinhaftes. Mein Gehirn wurde in einer Art MRT exakt ausgemessen und abgescannt. Da wurde mein Kopf tatsächlich in Scheiben zerlegt. Das war schon interessant. Aber das war erst der Anfang. Im Max Planck-Institut haben mich die Wissenschaftler während diverser Messungen mit Fragen unter Stress gesetzt. Ich war am Kopf total verkabelt, damit sichtbar werden kann, was in meinem Gehirn in dem Moment passiert.
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Günther Jauch über die Sendung im Interview mit Quotenmeter
All jene, die Günther Jauch bislang als überdurchschnittlich schlau einschätzten, wurden in dem knapp vierstündigen Live-Experiment eines Besseren belehrt. Im Test landete Jauch nämlich sogar knapp unter dem deutschen Schnitt, 51 Prozent der Bürger sind demnach schlauer als er. Schlechter schnitt in der Show nur Alice Schwarzer ab. Sie legte mit 20 erreichten Punkten einen schwachen Auftritt hin, den sie sich im Nachhinein wohl hätte sparen können. In den sozialen Netzwerken erntete die Feministin jedenfalls reichlich Kritik, tatsächlich half sie der Show auch in Sachen Unterhaltungsfaktor kaum auf die Sprünge.
Ein wahres Ausrufezeichen setzte dafür Sonja Zietlow, die den Abend mit 59 Punkten abschloss und damit um Längen besser als Jauch unterwegs war. Das ist zugleich wenig überraschend, schließlich wurde bei der Dschungelcamp-Moderatorin schon vor einigen Jahren ein weit überdurchschnittlicher Intelligenzquotient von 132 gemessen. Als Trophäe überreichte Jauch am Ende einen 3D-Druck seines Gehirns an Sonja Zietlow. Ironisch sprach er dabei vom „hässlichste(n) Gewinn, der je… außer irgendwelchen Fernsehpreisen“ vergeben wurde. Auch abgesehen von dieser Spitze moderierte Jauch die Show routiniert und professionell.
Nun ist natürlich anzuzweifeln, ob die gestellten Fragen tatsächlich ausreichten, um das Intelligenzniveau der Teilnehmer valide zu messen. Dafür waren es vermutlich schlicht zu wenige Aufgaben, um die es in der Show ging. Für den Test spricht hingegen, dass er unterschiedliche Bereiche abdeckte und von Fachleuten verantwortet wurde, also durchaus in die richtige Richtung zu gehen schien. Als sehr gute Entscheidung hat es sich vor allem erwiesen, den Neurobiologen Prof. Dr. Martin Korte von der TU Braunschweig in die Show einzubinden. Er fühlte sich im Studio sichtlich wohl, verlieh dem Format ein gewisses Maß an Relevanz. Die Sachverhalte und entsprechenden Kniffe, die hinter den Fragen steckten, präsentierte er zugleich verständlich und lehrreich.
Insgesamt betrachtet landete «Bin ich schlauer als Günther Jauch?» hingegen ziemlich genau da, wo auch die Intelligenz des Showmasters selbst laut Testergebnis zu verorten ist: im Durchschnitt. An einigen Stellen krankte die Live-Show an Längen, wobei insbesondere die Auflösungen der Fragen teilweise zu ausführlich gerieten. Auch die Auswahl von Jauchs Promi-Gegnern wirkte abgesehen von Sonja Zietlow suboptimal, hier hätten die Verantwortlichen mit anderen Gesichtern sicher mehr Dynamik in die Show bringen können. Keine Probleme gab es in der Sendung dafür mit Jauchs Doppelrolle als Proband und Moderator.
Im Endeffekt ist RTL mit «Bin ich schlauer als Günther Jauch?» ein familienfreundliches Format für den Freitagabend gelungen, das zum Mitraten und Mitdenken einlud. Das bereits vor Monaten groß angepriesene Saison-Highlight des Senders blieb damit aber aus. Dafür erinnerte die Show stellenweise zu sehr an eine normale Quizshow, dafür fiel die Laufzeit des Formats schlicht eine Nummer zu üppig aus. Und auch die versprochenen Einblicke in Günther Jauchs Gehirn kamen unterm Strich recht kurz. Immerhin eines wissen wir nun doch: Dass es auch im jauch'schen Kopf offenbar nicht sehr viel anders als im Durchschnittshirn aussieht.
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