Cast & Crew «His Dark Materials»
- basiert auf der Buchreihe von Philip Pullmann
- Drehbuch: Jack Thorne
- Darsteller: Dafne Keen, Ruth Wilson, Anne-Marie Duff, Clarke Peters, James Cosmo, James McAvoy u.a.
- Regie (Pilot): Tom Hooper
- Ausf. Produzenten: Otto Bathurst, Carolyn Blackwood, Joel Collins, Toby Emmerich u.a.
- Produktion: BBC Studios, Bad Wolf, New Line Cinema, Scholastic für HBO und die BBC
- Folgen: 8 in S1
Nun also versucht sich der PayTV-Riese zusammen mit der BBC an einer Serienadaption, die viel mehr Zeit hat, die komplexe Story zu erzählen. Diese dreht sich vor allem um die junge Lyra Belaqua, die als Waisenkind an einem College in Oxford aufwächst. Ihr einziger Verwandter, ihr Onkel Lord Asriel, befindet sich im Norden auf einer abenteuerlichen Suche nach einer magischen Materie namens „Staub“, von der großen Macht ausgehen soll. Um diese Materie wetteifern mehrere Parteien. Es soll ein Krieg bevorstehen, wie Lyra erfährt. Bald beginnen Kinder spurlos zu verschwinden, und Lyra erkennt ihre Aufgabe darin, diesem Mysterium nachzugehen. Das Teenager-Mädchen steht plötzlich zwischen verschiedenen Interessen, muss sich als Frau unter ignoranten Männern beweisen, sucht ihr Schicksal – und will gleichzeitig noch erwachsen werden. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrem Daemon, einem Seelenwesen, das einen Charakter in Tierform sein ganzes Leben lang begleitet.
Der Komplexität und Lebendigkeit, die Pullmanns Romane ausstrahlen, kann die Serienadaption nicht gerecht werden. Auch das wäre zu viel verlangt, mit rund acht Stunden Sendezeit in Staffel eins. Jedoch bleibt «His Dark Materials» etwas zu stark in der Oberflächlichkeit hängen, die den großartigen Subtext der Bücher (unter anderem einer impliziten Religionskritik) ziemlich klar ausspart. Natürlich ist es eine visuell großartige Welt, die HBO und BBC hier präsentieren: Das Oxford-College in dieser alternativen Realität, in dem Lyra aufwächst, ist weder mit Hogwarts noch Winterfell vergleichbar. Es ist eine eigene Welt voller Entdeckungen und mit einem Hauch Steampunk-Atmosphäre. Auch die Daemonen, die Fabelwesen, sind digital hervorragend umgesetzt. Schauspielerisch glänzt die Serie ebenfalls auf höchstem Niveau, mit einem großartigen Ensemble um Dafne Keen (Lyra), James McAvoy (Lord Asriel) und Ruth Wilson (Mrs. Coulter).
Dennoch kommt man als Zuschauer nicht um den Eindruck herum, dass mehr oder weniger typische Fantasy-Plots hier aneinandergereiht werden. Zu wenig originell wirkt die TV-Adaption, zumal Lyras ungewöhnliche Coming-of-Age-Story kaum zur Geltung kommt – dafür umso mehr ein Schwerpunkt auf Action gelegt wird, die man in jedem generischen Fantasyfilm findet. Zeit genug hat die Serie allerdings noch, um dies zu korrigieren und sich mehr Tiefe zu verleihen: Nach den acht Folgen aus Staffel eins geht es auf jeden Fall weiter; eine zweite Staffel ist bereits bestellt.
Ob «His Dark Materials» aber auf lange Sicht zumindest ansatzweise die Erfolge von «Game of Thrones» reproduzieren kann, ist sehr fraglich. Neben der sündhaft teuren «Herr der Ringe»-Serie von Amazon befinden sich derzeit mehrere «Game of Thrones»-Prequels bei HBO in der Entwicklung, eine Adaption der „Gormenghast“-Reihe, eine Netflix-Interpretation der König-Artus-Sage und eine Serie der Gaming-Reihe «The Witcher». In den kommenden zwei Jahren werden mehr als ein Dutzend große Fantasy-Serien auf die Zuschauer losgelassen. Es ist der Genre-Trend 2020. «His Dark Materials» muss seinen Platz darin finden. Sein vielleicht einziger Vorteil: Der Start vor allen anderen.
«His Dark Materials» ist in Deutschland ab dem 25. November 2019 auf Sky Atlantic HD zu sehen.
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