Wer sah eigentlich...

«Country Music Awards» im TV – eine Leidensgeschichte

von   |  2 Kommentare

2011 lief die Preisverleihung bei 3Sat, in diesem Jahr versuchte es VOX. Und verbrannte sich ziemlich die Finger. Ein Rückblick.

Lang ist’s her: 2011 strahlte 3Sat zum letzten Mal die CMA Awards aus. Seitdem wurde die Country-Gala nicht mehr im deutschsprachigen Raum gesendet. Dieses änderte sich in diesem Jahr, denn die Bertelsmann-Gruppe kaufte die Rechte an allen drei CMA-Sendungen und strahlte die «CMA Awards» 2019 erstmalig im deutschen Privatfernsehen aus. Am 26. November 2019 um 22:15 Uhr zeigte Vox die Award Show.

Die Geschichte der CMA Awards im deutschsprachigen Fernsehen ist eine lange Leidensgeschichte. Als erste Sendeanstalt hatte sich der WDR die Rechte gesichert und strahlte den internationalen Zusammenschnitt als Erstes aus. Doch trotz guter Einschaltquoten, Marktanteile von zehn Prozent waren keine Seltenheit, trennte sich der Kölner Sender aber von der Gala. Im Anschluss übernahm das Schweizer Fernsehen die Rechte für den deutschsprachigen Raum und strahlte die CMA Awards dann immer zunächst in dem hauseigenen zweiten Programm aus und gab es dann für eine Wiederholung zu 3Sat, so dass auch die Zuschauer in Deutschland und Österreich in den Genuss kamen.

Für die Ausstrahlung musste in jedem Jahr eine Ausgabe der beliebten Sendung «Country Roads» weichen und so war dann auch der genaue Titel "Country Roads Spezial: CMA Awards" und dann die entsprechende Jahreszahl. Die Einschaltquoten waren aber stets überschaubar. Teilweise schalteten nur 10.000 Menschen ab drei Jahren aus Deutschland ein. Bei der letzten Ausstrahlung Anfang 2012 waren es 30.000 Menschen und ein Marktanteil von 0,4 Prozent. In der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 20.000 Zuschauer mit einem Marktanteil von 0,7 Prozent, also direkt auf dem damaligen Senderschnitt. Eine reguläre «Country Roads»-Sendung holte im Schnitt höhere Einschaltquoten.

Die Ausstrahlungen endeten 2011, da der neue Rechteinhaber, die Walt Disney Company, die Preise für die CMA Awards 2012 um circa 116 Prozent kurzzeitig anhob. Das war ein ungewöhnliches Geschäftsgebaren und das Schweizer Fernsehen hätte auch den Preis noch bezahlt, aber die CMA und die Walt Disney Company waren nicht zu Zugeständnissen bereit. Da die Show in den USA in High Definition aufgenommen und in HD, mit 5.1 Surround Sound, in den USA ausgestrahlt wurde, wollte auch das Schweizer Fernsehen die Sendung in derselben Qualität ausstrahlen, denn es ist den Zuschauern nicht zu vermitteln, dass das Programm in HD aufgenommen und in den USA in HD ausgestrahlt wird, aber hierzulande man sich mit einem 4:3 Bild und einfachem Stereo-Ton begnügen muss. Hinzu kam, dass – bis heute – international nur ein Zusammenschnitt gezeigt wird.

2019, das VOX-Jahr


Für VOX lohnte sich die Ausstrahlung der Award-Show in diesem Jahr nicht. Obwohl das Vorprogramm, die Weihnachtsfolge von «Sing meinen Song» mit über sieben Prozent Marktanteil bei den Jungen sehr erfolgreich war, fielen die Awards ab 22.20 Uhr auf sehr magere 3,7 Prozent – viel zu wenig für die Ansprüche des Kölner Kanals. VOX kommt üblicher Weise auf rund doppelt so hohe Werte. Die Zuschauerzahl der Award-Übertragung lag bei 525.000, zuvor hatten die Sänger der Weihnachtsparty noch 1,42 Millionen in ihren Bann gezogen.

0,51 Millionen Menschen der «County Music Awards» waren über 14 Jahre alt. Im Umkehrschluss heißt das, dass lediglich nur rund 0,01 Millionen 3- bis 13-Jährige zuschauten. Die County-Sendung war also eher ein Hit für die Älteren. Die größte Zuschauergruppe war tatsächlich die Gruppe der „Ab 65-Jährigen“ mit 0,18 Millionen. 0,30 Millionen Frauen kamen bei der Übertragung auf 0,22 Millionen Männer.

Wie es für ältere Zuschauer üblich war, wurde keine höhere Schule oder Universität besucht. 0,22 Millionen schlossen die Volks- oder Hauptschule ab, 0,15 Millionen Zuseher besuchten eine weiterführende Schule ohne Abitur. Lediglich 0,08 Millionen legten das Abitur ab, 0,06 Millionen studierten.

0,20 Millionen der 0,53 Millionen «County Music Awards»-Zuschauer sind Angestellte, 0,23 Millionen sind erwerbslos oder bereits in Rente. Angesichts der alten Zuschauerschicht ist die Rente ein naheliegender Fakt. Ein überwiegender Teil der Zuschauer (0,39 Millionen) hat ein Haushausnetto-Einkommen von 1.750 Euro im Monat zur Verfügung.

CMA Awards im Vergleich mit den GACMF Awards


Anfang der 2000er Jahre produzierte der MDR die GACMF (German American Country Music Federation) Country Gala. Eine Sendung mit nationalen und internationalen Country-Künstlern sowie einer Preisverleihung. Zuletzt wurde die Sendung 2006 im MDR Fernsehen ausgestrahlt und leider auch für diese Sendereihe mit unterdurchschnittlichen Quoten, denn die Sendung musste gegen zwei parallel ausgestrahlte Unterhaltungssendungen bestehen: Das Erste strahlte den «Musikanten-Dampfer» aus und das ZDF schickte sein Flagschiff «Wetten, dass..?!» mit Thomas Gottschalk und seinen Gästen Kevin Costner sowie Ashton Kutcher ins Rennen. Dies führte zu im Vergleich zu den Vorjahren extrem niedrigen Marktanteilen.

Insgesamt sahen 680.000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland die Country-Gala 2006. Das entspricht einem Marktanteil von 2,3 Prozent. In den Jahren zuvor kratzte man gerne an der ein Million Marke. Bei der Wiederholung auf 3Sat schauten im Schnitt ab 13:30 Uhr circa 80.000 Menschen von 14 bis 49 Jahren die Show. Das entspricht einem Marktanteil von 1,4 Prozent.

In den kommenden Wochen wird RTLplus, der wesentlich kleinere VOX-Bruder noch diverse Musikshows im Line-Up haben. Und für 2020 wird sich dann die Frage stellen, ob der Best-Ager-Sender nicht auch für die «Country Music Awards» der bessere TV-Partner wäre. Für einen großen Sender scheint das Interesse hierzulande nicht ausreichend groß zu sein.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Blue7
27.11.2019 18:14 Uhr 1
Ne Verleihung 2 Wochen später zeigen kann ja nicht gut gehen. Man bedenke das die ReLive Ausstrahlungen vom Echo und Co schon hier nicht gut liefen. Das Internet berichtet nunmal live mit. Ist nicht mehr wie vor 20 Jahren wo man abgeschottet von der Aussenwelt war.
Kingsdale
27.11.2019 22:01 Uhr 2
Ich fand es gut, auch wenn es leider dauerte, bis es lief. Ich hätte es mir aber auch früher gewünscht und auf einen weit besseren Sendeplatz, aber das ist nun mal Deutschland, da hat Country aus den USAkaum eine Chance. Ich, als Halb-Amerikaner, höre Country gerne, daher freute es mich. Und fand es auch gut, das es sogar Syncronisiert war. Solche Shows werden hier meistens nur im Original gezeigt, höchstens mal untertitelt. Klar, ist mein Englisch nicht schlecht, dennoch war es mal einegute Sache. Schade, das solch eine schöne Show hier nicht so ankommt, wie manch ein anderer, billigerer Mist.

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