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Und ich hatte mehrere Videokassetten mit «ALF» und den «Simpsons». Mein Bruder hat sie mir aufgenommen und ich habe so die komplette Serie «ALF» und die ersten paar Staffeln «Simpsons» mehrmals gucken können. Dafür interessierte sich keiner meiner Altersgenossen (Banausen!), aber mein Bruder sah sie sehr gerne und so wurden diese Serie eines „unserer Dinger". «Die Simpsons» erwiesen sich, das dürfte niemanden überraschen, als langlebigeres Thema.
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Ich machte die Phase durch, als mein Bruder «Futurama» besser fand als «Die Simpsons» und mich bei Matt Groenings Sci-Fi-Serie anfixte. Ich machte es mit, als «Futurama» vorzeitig beendet war und «Die Simpsons» wieder in den Vordergrund rückten. Ich war dabei, als «Futurama» zurückkehrte und uns einfach nicht mehr abgeholt hat. Wir beide begrüßten Anke Engelke, die Elisabeth Volkmann in der deutschen Synchro ersetzen musste und sich nach kurzer Eingewöhnung wunderbar in die Rolle hineingearbeitet hat. Natürlich war da auch der «Simpsons»-Film, der plötzlich in meinem Umfeld eine große «Simpsons»-Wiederentdeckungsphase ausgelöst hat.
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Der Bruch im Sommer 2016
Nach so vielen Jahren musste es wohl unweigerlich zu einer Überdosis kommen: Vielleicht ein, zwei Monate nach dem Debüt von Homers neuer deutscher Synchronstimme wurde ich der Chaoten aus Springfield überdrüssig. Das hatte nichts mit Christoph Jablonka zu tun. Er muss in große Fußstapfen treten und hat diese Aufgabe erstaunlich gut gemeistert. Aber es kam wohl alles zusammen: Eine qualitative Berg-und-Tal-und-Hügel-und-Tal-und-Berg-und-Tal-Fahrt. Ein weiterer, tragischer Bruch mit dem sentimentalen Wert, den ich den «Simpsons» beimesse, weil noch eine Stimme, die mich seit meiner Kindheit begleitet, von uns ging. (Ja, ich schaue «Die Simpsons» sehr gerne in der Synchro, ja, ich weiß, wie oft die Synchro patzt, ich lese mir diese Aufstellungen fiebrig durch, doch Nostalgie ist Nostalgie und Familiending ist Familiending. Bohrt euch mit eurer Anti-Synchro-Arroganz ein Loch ins Knie!)
Und jahrzehntelanger, sehr regelmäßiger «Simpsons»-Konsum, kann halt auch einfach so bedeuten, dass mir deren Humorrezept irgendwann aus den Ohren rauskommen musste. Und so kam es: Ich brach mit den «Simpsons». Es war kein harter Bruch, ich habe nicht wütend die Fernbedienung von mir geschmissen und geschworen, nie wieder «Die Simpsons» zu gucken. Ich habe einfach mehrere Wochen nacheinander vergessen, dass ja neue Folgen laufen. Und realisiert, dass mir nichts fehlte. Auch die vorabendlichen Wiederholungen habe ich ignoriert. Als ich einige Monate später am Vorabend bei ProSieben vorbeizappte, lief eine mir unbekannte Folge. Mehrere Randfiguren hatte neue Stimmen und kein Gag zündete. Ich schaltete wieder weg. Einige Zeit später erwischte ich eine alte Folge – ein «Simpsons»-Klassiker. Und selbst der ließ mich kalt.
«Die Simpsons» schienen mich verloren zu haben. Aber ich brauchte wohl einfach nur Abstand: Diesen Sommer habe ich nach einem langen, nervigen Tag den Fernseher eingeschaltet. Es lief eine der neuen «Simpsons»-Folgen. Ich erfreute mich daran, wie gut Christoph Jablonka Norbert Gastells Erbe antritt. Schmunzelte über eine Filmanspielung. Staunte, dass William Cohn nun Kent Brockman spricht. Ich blieb dran und freute mich über den Couchgag der nächsten Folge. So einfach kann es sein: «Die Simpsons» hatten mich wieder. Ich holte versäumte Folgen nach, genoss wieder Klassiker und holte auch meine DVD-Box der dritten Staffel wieder heraus – die Staffel, die mich einst unwissend angefixt hat, war sie es doch, die auf die VHS-Kassetten gebannt wurde, die ich am häufigsten wieder und wieder und wieder und wieder geguckt habe.
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Eine Trennung von den «Simpsons» steht für mich dennoch bevor: Seit Jahren schenke ich meinem Bruder zu seinem Geburtstag sowie an Weihnachten «Die Simpsons»-Staffelboxen. An seinem diesjährigen Geburtstag habe ich jedoch hinter der letzten bereits erschienenen Box ein Häkchen gemacht – für kommendes Weihnachten muss ich mir also was Neues einfallen lassen. Dämliche, unsexy DVD-Veröffentlichungspolitik!
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