Die glorreichen 6

Die glorreichen 6: Atemberaubende Amazon-Filme (Teil I)

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Nicht nur Netflix produziert Filme, auch Streaming-Mitbewerber Amazon ist im Filmgeschäft – und der entlässt sogar einen Großteil seiner Filme regulär ins Kino. Wie das Horrorjuwel «Suspiria».

Filmfacts: «Suspiria»

  • Start: 15. November 2018
  • Genre: Horror
  • Laufzeit: 152 Min.
  • FSK: 16
  • Kamera: Sayombhu Mukdeeprom
  • Musik: Thom Yorke
  • Buch: David Kajganich
  • Regie: JLuca Guadagnino
  • Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Mia Goth, Doris Hick, Malgorzata Bela, Chloë Grace Moretz, Angela Winkler
  • OT: Suspiria (USA/IT 2018)
Warum einen Kultklassiker neu inszenieren? Noch dazu einen, den man selber großartig findet? «Call Me By Your Name»-Regisseur Luca Guadagnino findet es gar nicht so abwegig, sich erneut eines Geniestreiches anzunehmen: Sein «Suspiria»-Remake ist eine ausschweifende Hommage an die Gedanken und Gefühle, die Dario Argentos Horrorklassiker «Suspiria» in ihm ausgelöst hat, als er ihn zum ersten Mal sah. Guadagninos «Suspiria» ist farblich nicht derart intensiv und schillernd wie das Original, hat aber eine soghafte, wuchtige Klangspur und zieht uns tief, tief in die von ihm entworfene, blutig-hexerische Welt einer Tanzschule im Berlin des Jahres 1977.

Guadagninos «Suspiria» kommt, anders als das schimmernde Original, also in entsättigten Herbsttönen daher, dennoch ist auch hier jede Szene penibel choreografiert – und das ist mitunter (und angesichts des zentralen Schauplatzes wenig überraschend) auch im tänzerischen Sinne zu verstehen. Eine grandiose Szene, die zu den herrlich-fiesesten Einfällen des Horrorkinos der vergangenen Jahren gehört, zeigt, wie ein unvorbereitetes Opfer jede Bewegung einer besonders agilen Tänzerin spiegelt, vor diesen unsichtbaren Mächten aber zu fliehen versucht und sich gegen die Zuckungen seines Körpers ankämpft. Somit überdehnt es auf brutale Weise, was uns eine diabolische, schmerzvolle Tanzszene beschert.

Der von Amazon gestemmte «Suspiria» vollführt obendrein einen thematischen Tanz: David Kajganichs Drehbuch umkreist den erzählerischen Schwerpunkt weiblicher Beziehungsgeflechte (was durch die Besetzung Tilda Swintons in der zentralen männlichen Rolle an Gewicht gewinnt), sowie den politischen Tanz Deutschlands in der Vergangenheitsbewältigungsära. Die zentralen Figuren werden zwischen Ideologien des Vergebens und des Bestrafens, des Ignorierens und des Zurückschlagens hin- und hergerissen, ganz so wie Deutschland in den 1970er-Jahren.

Swinton spielt stark in ihrer Dreifachrolle, «A Cure For Wellness»-Hauptdarstellerin Mia Goth tänzelt sich einmal mehr durch einen kuriosen, abseitigen Stoff (wie es ihre Spezialität ist) und Dakota Johnson beweist sich erneut als Schauspielerin, die mit Grazie ein leichtes Auftreten mit vielschichtigem Hintersinn zu vermitteln versteht. Untermalt von kalten, unwirklichen Klängen Thom Yorkes wird «Suspiria» zu einem kunstvollen Horrordrama, das seiner Vorlage nicht ihren Donner stehlen kann, sie aber faszinierend und unerwartet weiterdenkt und ummünzt.

«Suspiria» ist auf DVD und Blu-ray erschienen und via Amazon (aber auch via maxdome und iTunes sowie Google Play) abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/114072
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