Ein Blick auf die Charaktere, die im Zentrum der Jubiläumswoche stehen, genügt, um zu sehen, dass die inhaltlich Verantwortlichen großen Wert darauf legen, dass vertraute Gesichter nicht ins Hintertreffen geraten, sondern weiterhin das «UU»-Herzstück bilden. Die nun schon mehrere Monate andauernde Dreiecksgeschichte rund um Eva, den Mann, dem sie zweimal das Jawort gegeben hat, und dessen Sohn betrifft außerdem direkt oder indirekt nahezu alle Hausbewohner – vor allem aber – wie könnte es auch anders sein? – die Weigels. Schließlich hat sich die Juristin nach einem langen Hin und Her für eine Beziehung mit Conor Weigel entschieden. 2003 erblickte dieser das Licht der TV-Welt und wurde logischerweise (unterbrochen durch Pausen) zunächst von Kinder- und Jugenddarstellern gespielt. 2018 übernahm dann Ex-«Sturm der Liebe»-Gesicht Yannik Meyer die Rolle. Die Folge: Der ehrgeizige Top-Kicker stieg endgültig in die Riege der Hauptfiguren auf.
Dieser ist das Kind von Tillmann „Till“ Weigel, der ursprünglich zwischen 1994 und 1996 vom späteren «AWZ»-Darsteller Stephen Dürr und ab 2000 bis heute von Ben Ruedinger verkörpert wurde beziehungsweise wird, und dessen Ex-Frau Ute Kiefer, die ununterbrochen seit 1995 von Isabell Hertel dargestellt wird. Dass Mutter und Stiefmutter von Conor nicht unbedingt das „unbelastetste“ Verhältnis haben, ist ein offenes Geheimnis – und ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass sich Till nie so recht entscheiden konnte, für welche der beiden nun wirklich sein Herz schlägt. So gesehen hat es fast schon eine Art „Komik“, dass die Autoren nun Vater und Sohn zu Konkurrenten gemacht haben. Die Ausgangsüberlegungen, die zu diesem Plot geführt haben, sind also durchaus auf dem Papier plausibel. Nur, Ideen sind Ideen und nicht selten lassen sich diese dann doch nicht so einfach umsetzen, wie man sich das ursprünglich gedacht hat. Und in Bezug auf dieses „Familiendrama“ der besonderen Art, trifft dies zweifellos zu.
Obwohl es selbstverständlich angebahnt wurde, ist das Ganze – gefühlt – deutlich zu schnell eskaliert respektive muss man sich im Grunde einfach nur einmal vergegenwärtigen, was der „neuste“ Conor seit seinem Debüt alles erlebt hat, und das, obwohl er erst seit 2018 fester Bestandteil des Hauptcasts ist. Dann wirkt sein Sich-Verlieben in Eva, deren Verlieben in ihn und dessen Hass auf seinen Vater einfach bei Weitem nicht so glaubwürdig, wie er es müsste, um das komplette Potenzial, das zweifelsohne in einer solchen Storyline steckt, ausschöpfen zu können – die Tatsache, dass Meyer (Jahrgang 1991) einen, wie erwähnt, Anfang des neuen Jahrtausends geborenen Charakter mimt, verstärkt diesen Eindruck zudem eher, als dass er ihn abschwächt. Gerade für «Unter uns» ist es doppelt wichtig, dass der viel beschworene Realitätsbezug gewahrt bleibt – insbesondere im Kontext der Highlight-Geschichten –, und das setzt eben Plausibilität und Nachvollziehbarkeit voraus. Inwiefern die letztgenannten Punkte auf den Handlungsstrang rund um das letzte verbliebene Urgestein der Serie Petra Blossey alias Irene Weigel-Küpper zutreffen, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Verärgerung vieler Fans in jedem Fall nachvollziehbar, sie speist sich allerdings vornehmlich aus einer über mehr als zwei Dekaden gewachsenen Verbundenheit zu einer Figur, die in den Augen der Anhänger einen würdigeren „Abschied“ verdient gehabt hätte. Aus dramaturgischer Sicht betrachtet ist dieser Schritt hingegen nicht nur mutig, sondern auch einer, der normalerweise noch sehr lange nachhallen und dem Format inhaltlich völlig neue Wege eröffnen dürfte. Es liegt folglich in den Händen der kreativ Verantwortlichen die Wogen wieder zu glätten.
- © TVNOW / Stefan Behrens
In der Jubiläumswoche wird es - ohne zu viel verraten zu wollen - auch dramatisch. Trotz allem Drama bekräftigt Redakteurin Katzenberger: "Alles, was passiert, ist in «Unter uns» immer sehr lebensnah."
Ein wenig hat dieses Unterfangen etwas von der berühmt-berüchtigten Quadratur des Kreises. Daher ist es nur logisch, dass das Ergebnis in der Regel eine Art Kompromiss ist, der stets unterschiedlich bewertet wird – und ebenfalls erklärt, warum manche «Unter uns» längst als ihnen „zu langweilig“ abgestempelt haben und andere die Seifenoper für ihre Art Geschichten zu erzählen schätzen und sie nicht selten sogar explizit aus diesem Grund anderen Genrevertretern vorziehen. Und wenn man darüber hinaus noch weiß, dass nicht 5 – wie es bei «AWZ» und «GZSZ» üblich ist –, sondern 6 Episoden pro Woche entstehen und das Budget insgesamt niedriger ist, worauf Produzent Guido Reinhardt von UFA Serial Drama kürzlich im Gespräch mit den Kollegen von „DWDL.de“ noch einmal eingegangen ist, nötigt einem das nur noch mehr Respekt vor der Arbeit des gesamten Teams vor und hinter der Kamera ab – den Kölner Dom aus dem neuen Logo zu entfernen, bleibt trotz allem aber eine …„streitbare“ Entscheidung.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
02.12.2019 11:30 Uhr 1
Zitat aus dem Artikel:
Es gibt allerdings auch noch etwas dazwischen. Für mich ist die derzeitige Reihenfolge der RTL-Soaps qualitätsmäßig ganz klar 1. GZSZ, 2. Unter uns, 3. Alles was zählt. Alles was zählt hat so stark angefangen, aber inzwischen langweilt mich diese Serie nur noch, weil sich drehbuchtechnisch alles immer wiederholt. Zum wievielten Mal hat Jenny jetzt schon ihren Partner an die Hauptprotagonistin verloren? Wie oft wurde eine Geschichte erzählt, in der Ingo mit jeweils unterschiedlichen Partnerinnen ein Kind wollte, was nicht klappt? Ich sehe derart extreme Wiederholungen weder bei Unter uns und schon gleich gar nicht bei GZSZ, obwohl ich beide Serien öfters schaue.
Es ist meine Meinung, dass AWZ quotentechnisch damit davonkommt, weil es zwischen den Quotengiganten RTL Aktuell und GZSZ liegt. Ein Knick in den Quoten während AWZ ist aber dennoch da.
Die sehr fiesen Intrigen bei Unter uns kamen dieses Jahr alle von Nebencastrollen, die auch teils mehrere Monate dabei waren. Völlig richtig ist aber, dass der Hauptcast sehr zahm ist. Selbst für Unter uns Verhältnisse überdurchschnittlich zahm.
03.12.2019 23:51 Uhr 2
04.12.2019 14:53 Uhr 3
Das sehe ich auch so.
Vor allem Benedikt ist mir viel zu zahm geworden und auch viel zu schnell zu zahm...
Der hatte 0,0 Skrupel seine Frau/Familie über 20 Jahre zu manipulieren und psychisch klein zu halten und dann fällt er im Food Truck über die gute Ute her und schwupps ist er "geheilt".
Dann lieber so langsam und nachollziehbar wie bei Ringo.
Vielleicht kann ja der Neue was reißen?