Die Kritiker

«Tatort – Borowski und das Haus am Meer»

von

Der Kieler «Tatort» kommt dieses Mal matschig erzählt daher: «Tatort – Borowski und das Haus am Meer» ist unfokussiert und unemotional.

Cast und Crew

  • Regie und Drehbuch: Niki Stein
  • Cast: Axel Milberg, Almila Bagriacik, Martin Lindow, Tatiana Nekrasov, Reiner Schöne, Anton Peltier, Jannie Faurschou, Marie Anne Fliegel, Iben Dorner, Thomas Chaanhing, Thomas Kügel, Anja Antonowicz
  • Kamera: Arthur W. Ahrweiler
  • Schnitt: Jochen Retter
  • Musik: Jacki Engelken
In einem Küstenwald nahe Kiel läuft den Kommissaren Klaus Borowski und Mila Sahin der achtjährige Simon vors Auto. Völlig verwirrt redet der Junge vor sich her. Er meint, dass sein Großvater tot im Wald liegt. Dass er von einem Hund angefallen wurde. Und dass er von einem Indianer beschützt wurde. Borowski ist zwar baff, dennoch sucht er eilig den Wald ab, wo er allerdings nichts findet. Abgesehen von einem Segelschiff, das in der Bucht vor Anker liegt.

Als die Kommissare Simon zu seinen Eltern Johann und Nadja Flemming zurückbringen, bestätigt sich jedoch, dass Großvater Heinrich tatsächlich verschwunden ist. Er litt an Alzheimer und verschwand immer wieder. Ein Hinweis, der sich noch ergibt: Früher lebte er in einer alternativen Kommune auf einem Segelschiff. Und kürzlich hatte seine dänische Lebenspartnerin Inga damit gedroht, ihn sich gewaltsam zurückzuholen …


Obwohl es den Kieler «Tatort» wieder über die deutsche Grenze führt, was in der Vergangenheit in einige ambitioniertere Fälle mündete, formt Autorenfilmer Niki Stein aus obiger Ausgangssituation eine sehr lasche Geschichte: Einerseits auf mehreren Ebenen erzählt und weit in die Vergangenheit reichend, andererseits aber mit sehr schwammigen Charakterzeichnungen vorangetrieben und sonderbar unfokussiert in der Ausführung der Handlungsfäden, wird «Tatort – Borowski und das Haus am Meer» nicht etwa zu spannender oder dramatischer Krimiunterhaltung – sondern zu einer trüben, verwässerten Nummer.

Auf dem Papier ist es lobenswert, wenn ein «Tatort» erzählerisch mutigere Wege geht – so wie dieser: Das Intro springt zwischen mehreren figurenzentrischen Handlungsfäden und erzählerischen Zeitebenen hin und her. Doch nicht nur, dass Stein dies inszenatorisch nur schwach markiert, die Springerei hat schlussendlich kaum bis gar keinen Mehrwert. Somit distanziert er das Publikum vom emotionalen Kern dieser Geschichte, ohne dass sich dies auf thematischer Ebene oder durch gestiegene Suspense bezahlt machen würde. Und dabei wird mit sogleich drei Vater-Sohn-Konflikten ziemlich verkrampft (und erfolglos) auf die Tränendrüse gedrückt. Die semi-mystische Erzählebene rund um einen (theatralisch dargestellten) Indianer (über den es zudem verzweifelte Dialogpassagen gibt, die sich von Klischees loszusagen versuchen) steht dem aber im Weg – in diesem Krimi treten sich Bemühungen, einerseits intellektuell zu sein und andererseits gefühlvoll zu wirken, eh gegenseitig plump auf die Füße.

Noch ungeschickter wird das thematische Element angepackt, dass sich Nazi-Ideologie weitervererbt – eine zwar tagespolitisch wichtige Fragestellung, doch hier gerät es umständlich konstruiert und ohne nennenswerte inhaltliche Resonanz. Axel Milbergs non-verbales Spiel in den absurderen Momenten dieses verschachtelten Krimis mildert die so aufkommende Langeweile mehrmals, doch leider gerät Borowskis noch relativ neue Kollegin dieses mal sehr blass. Machte Almila Bagriacik in ihrem Debüt prompt starken Eindruck, bekommt sie in ihrem dritten Fall als Mila Sahin kaum mehr zu tun, als gelegentliche Stichworte zu geben. Aber, hey: Immerhin sind die Landschaftsbilder von Kameramann Arthur W. Ahrweiler atmosphärisch und hübsch anzusehen.

«Tatort – Borowski und das Haus am Meer» ist am 15. Dezember 2019 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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