Cast & Crew
Vor der Kamera:Julia Koschitz als Ursel Hradschek
Fritz Karl als Abel Hradschek
Katharina Thalbach als Jeschke
Devid Striesow als Geelhaar
Peter Schneider als Szulsky
Boris Aljinovic als Pfarrer Eccelius
Peter Prager als Kunicke
Hinter der Kamera:
Produktion: Mecom Fiction GmbH
Drehbuch: Léonie-Claire Breinersdorfer
frei nach der gleichnamigen Novelle von Theodor Fontane
Regie: Uli Edel
Kamera: Hannes Hubach
Produzenten: Jan Richard Schuster und Michael Luda
Doch den Spieß kann man auch umdrehen: Abel könnte seinen Gläubiger einfach mit flaschenweise Schnaps gefügig und wehrlos machen, ihn abmurksen, die Leiche im Keller verscharren und das Geldköfferchen an sich reißen, während seine Frau ein paar falsche Spuren legt.
Aber eine solche Kaltblütigkeit muss man durchstehen können. Der Umstand, dass Ursel schon vor ihrer traumatisierenden Fehlgeburt schwer tablettensüchtig war und davon erst durch den Umzug aufs platte Land kuriert wurde, ist da kein gutes Vorzeichen. Jetzt sieht sie ihr Mordopfer überall stolzieren: in der Kirche, in der Gaststätte, in den eigenen vier Wänden. Um den Wahnvorstellungen zu entfliehen, greift sie wieder zu den Sedativa. Was die gruseligen Halluzinationen nur noch intensiver macht.
Währenddessen hat der Dorfpolizist (Devid Striesow) Blut geleckt und hält Abel für den Mörder des verschwundenen Mannes, dessen Nobelkarosse in der Oder gefunden wurde. Nachweisen kann er jedoch nichts – denn in dem seltsamen Grab am Birnbaum, das der absonderlichen Nachbarin (Katharina Thalbach) aufgefallen war, finden sich nur die jahrzehntealten Überreste irgendwelcher Rotarmisten.
- © ZDF/Hannes Hubach
Ursel (Julia Koschitz, l.) und Abel (Fritz Karl, r.) planen eine verhängnisvolle Tat und kommen sich dabei näher.
In Edgar Allan Poes „Telltale Heart“ werden nun irgendwann die Planken von den Bodendielen gerissen, weil der Mörder das schlagende Herz seines Opfers nicht mehr erträgt und nur das manische Geständnis Erlösung verspricht. Dieses Motiv wäre einem deutschen Realisten wie Theodor Fontane oder einem ZDF-Redakteur wohl zu plakativ gewesen. Doch anders als die Behäbigkeit und ziellose Ambivalenz, aus der sich «Unterm Birnbaum» zusammensetzt, macht es den psychologischen Antrieb der handelnden Figur klar.
Der wird in diesem Film hingegen immer betont im Diffusen gelassen: Die Schuldgefühle der Charaktere bleiben allzu abstrakt, und wirken vielmehr konstruiert, damit am Schluss mit einer eher albernen Morallektion auch die plakative Katastrophe stehen kann.
So fahrig, wie das Drehbuch mit seinem Thema umgeht, funktioniert auch die strukturelle Route. Der Umstand, dass dem Zuschauer „Täter“ und „Tatablauf“ von Beginn der „Tat“ an weitgehend bekannt sind, hätte zu einem noch dezidierteren Fokus auf das psychologische Innenleben der Charaktere führen müssen. Stattdessen behilft sich «Unterm Birnbaum» überraschenderweise einer unausgeschmückten Whodunnit-Dramaturgie, die sukzessive immer mehr Details des Tathergangs preisgibt, obwohl sie sich nie sonderlich effektiv darum bemüht hatte, ihn überhaupt zu verklausulieren. So kommt immer nur das heraus, was wir eigentlich schon wissen – und im Keller fängt’s an zu müffeln.
Das ZDF zeigt «Unterm Birnbaum» am Montag, den 30. Dezember um 20.15 Uhr.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
30.12.2019 11:28 Uhr 1
30.12.2019 15:18 Uhr 2
Uli Edels Inszenierung macht „Unterm Birnbaum“ (mecom fiction) zu einem großartig gefilmten Gesamtkunstwerk, das angenehm klein bleibt.
und vergibt 5 Sterne
30.12.2019 15:25 Uhr 3
Es gibt dann aber doch einen Unterschied....wie es Kritiker sehen und eben der Otto - Normal Zuschauer....