Irgendwann einmal wird man sich an die ersten 10er-Jahre im neuen Jahre im neuen Jahrtausend zurückerinnern und sagen: Das war damals, als Mario Götze das goldene Tor bei der WM gegen Argentinien schoss. 2014, an einem Sonntagabend im Hochsommer, als in Deutschland bis in die Puppen gefeiert wurde. Das legendäre Spiel, von Tom Bartels im Ersten kommentiert, war auch die meistgesehene Sendung dieses Jahrzehnts. Den deutschen Triumph, der quasi das Schaffen einer ganzen Fußballer-Generation vollendete, sahen damals 34,65 Millionen Zuschauer. In diese Daten ist wie immer nur die Nutzung in Häusern und Wohnungen eingerechnet, nicht aber Public-Viewings und auch nicht mobile Geräte. 86,3 Prozent Marktanteil wurden im Schnitt erzielt, 90,1 Prozent sogar bei den klassisch Umworbenen. Auf Reichweiten von mehr als 30 Millionen kamen nur ganz wenige Sendungen in diesem Jahr – dazu zählte auch das Spiel gegen Spanien bei der WM 2010.
Am 7. Juli des Jahres übertrug ebenfalls Das Erste und schaffte 31,10 Millionen Zuschauer – 83,2 Prozent der Gesamtseher waren mit von der Partie, 86,1 Prozent wurden bei den Jungen gemessen. Es war die Halbfinalpartie des Turniers, die Spanien durch einen Treffer von Carlos Puyol rund eine Viertelstunde vor Spielende für sich entschied. Ähnlich erfolgreich war rund zwei Wochen vorher die Vorrundenpartie der DFB-Elf gegen Ghana (29,19 Millionen). 2012, als eine EM ausgetragen wurde, war der Klassiker zwischen Deutschland und Italien mit knapp 28 Millionen Zuschauern das gefragteste Spiel, auf etwas mehr als 28 Millionen Fans kam das Match zwischen Deutschland und der Slowakei vier Jahre später, als erneut eine Europameisterschaft anstand. Die Löw-Elf gewann mit 3:0. Über die WM 2018 wird – mangels Erfolg der Deutschen – bekanntlich nicht mehr ganz so gerne nachgedacht, mit 27,48 Millionen Zuschauern war hier das Spiel gegen Schweden überaus erfolgreich und reiht sich somit in die Bestenliste ein.
Der Überblick macht klar: Es gibt kein größeres TV-Ereignis als ein Turnier mit Beteiligung der Nationalmannschaft. Selbst der ultimative Gewinn der Champions League des FC Bayern München erreichte niedrigere Quoten. 2013 siegte Bayern München in einem packenden Endspiel in London gegen Borussia Dortmund. Damals hatte sich die UEFA noch nicht dem Geldwahn verschrieben und das Spiel lief bei Sky und im ZDF – 21,6 Millionen Menschen sahen die Partie, die durch einen späten Treffer von Arjen Robben zugunsten der Bayern entschieden wurde. Die Quoten fielen mit 61,9 Prozent insgesamt und 62,5 Prozent bei den Jungen zwar herausragend aus, lagen aber doch deutlich unter den Werten, die die Top-Spiele von EM und WM generieren.
Und abseits von König Fußball? Natürlich punkten beim Ersten und beim Zweiten eine Reihe von Nachrichtensendungen, die im direkten Fußballumfeld liefen. Auf 30,74 Millionen Zuschauer kamen etwa die kurzen «Tagesthemen» während der Halbzeitpause des WM-Finals 2014; von diesen kurzen Unterbrechungen bereinigt aber stechen vor allem zwei echte TV-Dinos hervor: Der «Tatort», ganz besonders der aus Münster und ZDFs Showklassiker «Wetten, dass..?», der im Herbst 2020 eine (einmalige?) Renaissance erleben soll. Aber der Reihe nach: Das meistgesehene Format im der Dekade im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das keine Sportsendung war und auch nicht im Umfeld einer solchen lief, war die Anfang Dezember 2011 ausgestrahlte Ausgabe von «Wetten, dass..?»: Dabei handelte es sich um die bis dato letzte Sendung des Wettklassikers mit Thomas Gottschalk. 14,73 Millionen Leute ab drei Jahren verfolgten das 20.15-Uhr-Format und bescherten dem Mainzer Sender 46 Prozent Marktanteil insgesamt und rund 39 Prozent bei den Umworbenen. Im Herbst 2012 sollte die Sendung, inzwischen mit Markus Lanz, nochmals auf recht ähnliche Werte – nämlich rund 13,6 Millionen Fans – kommen. Zwei Jahre später wurde die Produktion dann im Zuge klar sinkender Werte beendet.
Neben den Wettspielchen war es noch der sonntägliche «Tatort» im Ersten, der das Quotenmeter regelmäßig zum Glühen brachte – besonders dann, wenn die Ermittler Boerne und Thiel hießen und die Stadt Münster Schauplatz ulkiger Ermittlungen wurde. Meistgesehener «Tatort»-Krimi und somit auch die meistgesehene Nicht-Sport-Sendung im Ersten in der Dekade war die Folge „Fangschuss“, die im April 2017 auf sensationelle 14,56 Millionen Zuschauer gelangte. 39,6 Prozent Marktanteil wurden insgesamt gemessen, 35 Prozent bei den Jungen. Weitere Folgen des «Tatort» aus Münster waren übermäßig gefragt. 2019, einem Jahr, in dem sich wichtige Sportrechte ins Pay-TV oder zu den Privaten verlagert haben, holte die Folge „Spieglein, Spieglein“ im März mit 13,58 Millionen Zuschauern sogar Platz eins im Das-Erste-Jahresranking. Das gelang Boerne und Thiel übrigens auch schon 2015, mit der Episode „Schwanensee“ sprachen sie ähnliche 13,63 Millionen Menschen ab drei Jahren an.
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