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Dass das Video aneckt, war klar – und wohl auch geplant. Seit vergangener Woche werden wieder Radioquoten ermittelt; dass WDR2 nun in aller Munde ist, dürfte den Machern gefallen. Bad PR ist any PR – und Any PR ist eben good PR. Doch von Tag zu Tag verselbstständigte sich die Angelegenheit. Vor allem von der rechten Ecke kamen immer abstrusere Vorwürfe und der WDR-Wellenchef Jochen Rausch sah sich letztlich sogar gezwungen, das Video zu löschen, schließlich sei allein der Vorwurf, man habe die Kinder des Chores dazu genötigt, diese Aussagen zu treffen, nicht zu ertragen. Ein gewisses Einsehen zeigte hier also auch schon Wellenchef Rausch, der sagte: „Umweltsau finde ich unpassend, das passt nicht zur Omi. Das war nicht so gemeint, ist aber so aufgefasst worden. Der Fehler liegt bei uns, dafür entschuldige ich mich.“
Die PR-Maschine rollte dennoch weiter. Anstatt das Thema einfach ruhen zu lassen, wirbelte WDR2 selbst weiter Staub auf, in dem man eine Radiosonderung abhielt: Rausch selbst stellte sich darin der Meinung und Kritik der Hörer. Der Kritik, ebenfalls wieder aus rechten Kreisen, hatte – wie zuvor schon die Oma im Hühnerstall – jeden guten Geschmack verlassen. Es wurden sogar Morddrohungen ausgesprochen – das widerrum rief Tom Buhrow als obersten Mann im Hause des WDR auf den Plan. Er rief in Beisein seines 92-jährigen Vaters an. „Das Video mit dem verunglückten Oma-Lied war ein Fehler“, sagte Buhrow. „Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür.“ Sein Vater schließlich sei keine Umweltsau.
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Das Beschwerdeschreiben war nicht von irgendwem unterschrieben – hinter ihm stehen Kreative des «Neo Magazin Royale», der «heute-Show», die Erfinder der Serie «Eichwald, MdB» und Weitere. WDR-Redakteure sehen derweil das Ansehen des Hauses beschädigt, nicht wegen der Satire an sich, sondern wegen des Auftritts von Buhrow. Eine inzwischen für Dienstag angesetzte Redakteursversammlung bietet Zündstoff. Mitarbeiter des Hauses machen vorab keinen Hehl daraus, dass sie Buhrow angezählt sehen und vermeiden ein klares Bekenntnis zu ihrem Intendanten. Offenbar sogar noch mehr. In den Stunden vor der Versammlung mehren sich die Gerüchte, dass als nächste Eskalationsstuffe sogar öffentliche Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen stehen können.
Und Buhrow? Dieser hatte sich in seiner Amtszeit als WDR-Intendant bis dato kaum etwas zu schulden kommen lassen. Die Wut sei also kein Tropfen auf den heißen Stein, wird in Köln hinter vorgehaltener Hand versichert. Umso unglücklicher für den früheren ARD-Korrespondenten, der sich eigentlich auf seine neue Aufgabe als Vorsitzender der Gesamt-ARD konzentrieren wollte. Den Posten hatte er zum Jahreswechsel übernommen. Sollte Buhrow als Konsequenz wirklich zurücktreten, geht er in die Geschichte an: Als über eine Oma gestolperter Intendant, der nur wenige Tage ARD-Vorsitzender war. Aber davor steht zunächst einmal eine intensive Aussprache mit den Redakteuren aus dem eigenen Haus.
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