Seit dem vergangenen Wochenende laufen die Playoffs, jeden Samstag und Sonntag sind jeweils zwei Spiele zu sehen. An diesem Wochenende steht die Divisional Round an, in Relation zum Fußball gesehen, entspricht das dem Viertelfinale. Noch acht Teams sind im Rennen um den begehrten Super-Bowl-Ring und vergangenes Wochenende begann in der Wildcard Round bereits das Favoritensterben. Allein in den USA sahen bei CBS 25,64 Millionen Amerikaner live in der Primetime das überraschende Ausscheiden von Tom Bradys New England Patriots. In der Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen erreichte die Übertragung unglaubliche 32 Prozent Marktanteil. Ein Tag später war mit der Begegnung der Seattle Seahawks und der Philadelphia Eagles am Vorabend sogar 35 Prozent drin und knapp 30 Millionen Football-Fans schalteten ein.
Aber nicht nur in den USA war das Interesse gewaltig, auch in Deutschland schalteten verhältnismäßig viele Zuschauer ein. Hierzulande lief das Spiel ab 22.30 Uhr bei ProSieben im TV und schlug sich trotz der fortgeschrittenen Stunde sehr gut. Nach einem durchschnittlichen Primetime-Beginn mit dem Spielfilm «San Andreas» sorgte der Football am späten Abend noch für einen erfolgreichen Abend. Mit dem Start der Begegnung steigerte die rote Sieben den Zielgruppen-Marktanteil von 10,2 auf hervorragende 13,8 Prozent. Bis in die tiefe Nacht hinein waren fast eine Million 14- bis 49-jährige Football-Fans dabei. Im letzten Quarter stieg die Sehbeteiligung auf beachtliche 23,5 Prozent an. Die überragenden Zahlen stellen einmal mehr klar, dass der Sport in Deutschland mittlerweile sehr gut angekommen ist. Für ProSieben und ProSieben Maxx ist Football inzwischen zum Zuschauermagneten geworden. Vor zwei Jahren konnte man von regelmäßig zweistelligen Marktanteilen abseits des Super Bowls nur träumen. Seit vergangener Saison ist der Knoten geplatzt, jedes Playoff-Spiel sorgte seitdem für überdurchschnittlich hohe Einschaltquoten im Abendprogramm von einem der größten Privatsender der Nation, und so lässt es sich ProSieben nicht nehmen, an diesem Wochenende alle vier Playoff-Spiele live im Hauptprogramm zu zeigen. Spätestens jetzt hat sich Football aus der Nische mit einem Millionenpublikum heraus entwickelt.
Wo liegt die Begeisterung beim Football? was macht die Sportart so besonders?
Anfangs wirkt Football sehr kompliziert, das Regelwerk ist mannigfaltig und das Spiel zerstückelt in kleine Spielzüge, von denen die Teams hunderte verschiedene im Repertoire haben. Ein Spiel dauert vier Quarter á 15 Minuten. Auf einem 100 Yards langem Spielfeld stehen sich jeweils 11 Spieler einer „Offense“ und einer „Defense“ gegenüber. Ziel ist es den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen. Hierfür hat die „Offense“ vier Versuche um mindestens zehn Yards zu überbrücken. Gelingt dies erhält sie vier neue Versuche, ansonsten erhält der Gegner den Ball. Was zunächst wie ein großes Durcheinander wirkt, ist vorher alles von den Trainern durchgeplant, da diese vorher Spielzüge bestimmen und die Teams versuchen diese umzusetzen. Der Ball kann entweder gelaufen oder einmalig nach vorne geworfen werden. Punkte können entweder durch erreichen der Endzone (6 Punkte für einen “Touchdown”) oder durch „Field Goals“ (3 Punkte) erzielt werden. Es ist ein sehr durch Taktik geprägtes Spiel. Die „Defense“ versucht nicht nur den Raumgewinn des Gegners zu verhindern, sondern kann auch mit Ballverlusten (“Fumble”) oder abgefangenen Bällen ("Interception") eine gute Feldposition erspielen oder gar selber in die Endzone für einen „Touchdown“ gelangen.
Außerdem bleibt ein Spiel meist immer spannend bis zum Schluss, wie zum Beispiel der Super Bowl 2017 belegt. Hier lagen die New England Patriots 28:3 bei noch rund 17 Minuten Spielzeit zurück und schafften es dennoch das Spiel zu drehen. Auch in der diesjährigen noch jungen Playoff-Runde war schon ordentlich Spannung drin. So wurden alle vier Spiele erst in den letzten Minuten mit acht oder weniger Punkten Differenz entschieden, zwei Spiele gingen sogar in eine Verlängerung (“Overtime”), die im Football noch unüblicher ist, als im Fußball. So knapp ging es am Wildcard-Wochenende seit knapp 30 Jahren nicht mehr zu. Mit den New England Patriots ist der Vorjahressieger bereits ausgeschieden und auch die New Orleans Saints, ein weiterer Top-Favorit, musste sich schon geschlagen geben.
Mit den Kansas City Chief steht nur eines der acht verbleibenden Playoff-Teams im Rennen um den Titel, das auch im Vorjahr so weit gekommen war. Anders als im deutschen Fußball gibt es keine anhaltende Dominanz eines Teams, wie beim FC Bayern München, welcher die letzten sieben Meisterschaften in Folge gewann. In der NFL gewannen in den letzten zehn Spielzeiten acht unterschiedliche Mannschaften den Titel. Hierbei spielt Gerechtigkeit eine große Rolle. Es gibt eine Gehaltsobergrenze (“Salary Cap”), alle Teams haben das gleiche Geld zur Verfügung und alle dürfen gleich viel ausgeben. Genauso wenig gibt es Ablösesummen. Somit kann auch kein einzelner Spieler von einer anderen Franchise gekauft werden. Vielmehr werden Spieler untereinander getauscht. Ebenso spielt das amerikanische Draft-System eine Rolle, in welchem die schlechteste Franchise der Vorsaison als erstes einen College-Spieler wählen darf und der Super-Bowl-Sieger als letztes wählt. Die schwächsten Teams erhalten für bessere Chancen also sogar einen Bonus, in dem sie sich die besten Nachwuchstalente sichern dürfen. Eine Teufelsspirale, wie im Profifußball, gibt es nicht. Spannung ist jede Saison garantiert.
Wachsender Zugang zum US-Sport
Einen großen Beitrag zur Begeisterung am Football leistet das Team von «ran Football», welches seit 2015 bei ProSieben Maxx im Free TV jeden Sonntag ab 19 Uhr zwei Spiele während der regulären Saison live überträgt. Ab den Playoffs können alle Spiele live im Free-TV verfolgt werden. Während vor 20 Jahren maximal der Super Bowl gezeigt wurde, berichten nun Patrick „Coach“ Esume, Jan Stecker, Christoph „Icke“ Dommisch, etc. meist über sieben Stunden am Stück unter dem Motto #ranNFLsüchtig oder #jedenverdammtensonntag. American Football kann inzwischen sogar mehr Fernsehzuschauer als die deutsche Handball-Bundesliga und Basketball-Liga verzeichnen. Knapp eine Million Zuschauer verfolgen jeden Sonntag das Format. Wenn es im Januar in die heiße Phase geht, sind mittlerweile - wie bereits erwähnt - regelmäßig deutlich über eine Million Zuseher dabei. Kommentator Frank Buschmann, der bis 2017 im „ran Football Team“ arbeitete, erklärt sich den Erfolg dadurch, dass „die Redaktion von «ran» sich traut, Sport auf eine andere Art zu präsentieren. Ein bisschen lockerer, ohne dabei die Bedeutung des Sports zu vernachlässigen. Das kommt beim jungen Publikum gut an.“ Zusätzlich gestalten die Experten von «ran Football»] die Übertragungen auch nach vier Jahren noch immer so einsteigerfreundlich, wie möglich. Dem Hype um die rasch wachsende Sportart in Deutschland sind sie sich durchaus bewusst. So erklären sie auch grundlegende Regeln für neue Zuschauer immer aufs Neue und erzeugen zugleich mit ihrer herzlichen Art für “eingefleischte” Football-Fans ein Gemeinschaftsgefühl, dass durch die große Interaktion während der Sendung via Social Media verstärkt wird.
Ergänzend zu ProSieben und ProSieben Maxx hat der kostenpflichtige Streamingdienst DAZN ebenfalls reichlich Football im Programm. Auch hier können alle Playoff-Spiele live verfolgt werden. Wer etwas tiefer in die Materie eintauchen möchte, ist hier genau richtig. Neben Einzelspielen an Donnerstag-, Sonntag- und Montagabend zeigt DAZN in der regulären Saison zu den beiden größten Anstoßzeit eines Spieltags, sonntags ab 19 Uhr, alle Spiele in der Konferenz. In der «NFL Redzone» können alle gleichzeitig laufenden Spiele im US-Original-Kommentar verfolgt werden. In den Playoffs verfällt dieser Service allerdings, da nur noch Einzelspiele stattfinden. Diese werden genauso wie bei «ran NFL» von deutschen Kommentatoren begleitet.
Wer schon immer einmal sehen wollte, was am Football so faszinierend zu sein scheint, der sollte nicht erst zum Super Bowl einschalten. Am besten nimmt man sich schon die Playoff-Spiele im Vorfeld vor. Dort ist immer Spannung garantiert und der Sport an sich steht mehr im Fokus als beim großen Finale, das inzwischen mehr als nur Football geworden ist. Wenn die Begeisterung geweckt wurde, ist es vielleicht auch einmal eine Überlegung wert, in die reguläre Saison, die im Spätsommer beginnt, hinein zu schauen und mit der «NFL Red Zone» auch die amerikanische Übertragungsart kennenzulernen, die sich noch einmal deutlich von der Deutschen unterscheidet. Die nächste Möglichkeit, Football zu verfolgen, bietet sich am Samstagabend mit dem ersten Spiel der Divisional Round zwischen den Minnesota Vikings und den San Francisco 49ers ab 22.35 Uhr bei ProSieben und DAZN. Für die Hartgesotteten geht es dann ab 2.15 Uhr nachts mit den Tennessee Titans gegen das beste Team der laufenden Saison, die Baltimore Ravens, weiter, ehe zwei weitere Spiele am Sonntagabend den Spieltag abschließen. Sportfans dürfen sich noch über einige heiße Stunden Spitzenfootball im Januar freuen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
10.01.2020 14:26 Uhr 1
10.01.2020 15:05 Uhr 2
10.01.2020 22:25 Uhr 3
Und die ganzen Möchtegern Amis die sich sowas anschauen und die dann denken das Sie cool sind obwohl sie fast keine Ahnung haben...Von ner Hype zu reden, wenn gerade mal 1 Mio Zuschauer dabei sind...lächerlich