Filmfacts «Bad Boys for Life»
- Regie: Adil El Arbi & Bilall Fallah
- Produktion: Jerry Bruckheimer, Will Smith, Doug Belgrad, Michael Bay
- Drehbuch: Chris Bremner, Peter Craig, Joe Carnahan
- Story: Peter Craig, Joe Carnahan
- Cast: Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Charles Melton, Paola Núñez, Kate del Castillo, Nicky Jam, Joe Pantoliano, Thomas Brag, DJ Khaled
- Musik: Lorne Balfe
- Kamera: Robrecht Heyvaert
- Schnitt: Dan Lebental, Peter McNulty
- Laufzeit: 124 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
Jetzt, etwas mehr als 16 Jahre später, gehen die Leinwandabenteuer von Detective Lieutenant Mike Lowrey (Will Smith) und Detective Lieutenant Marcus Burnett (Martin Lawrence) in die lang erwartete und häufig verschobene dritte Runde. Budgetsorgen und langes Hadern damit, welche Geschichte erzählt werden sollte, führten zu dieser langen Wartezeit. Und sie tragen Mitschuld daran, dass einer der vier "Gründerväter" der «Bad Boys» nicht in gewohnter Position zurückkehrt: Michael Bay, der kürzlich einen 150-Millionen-Dollar-Scheck in ein gewaltiges Netflix-Actionspektakel mit eigener Bombastlogik steckte, sitzt dieses Mal nicht auf dem Regiestuhl. Trotzdem kommt es hinter den Kulissen zu einer Art Déjà-vu, denn erneut erlebt Jerry Bruckheimer nach einer langen Reihe kostspieliger, massiver Erfolge ein kleines Karrieretief und wieder besteht die Hoffnung, dass eine Action-Komödie mit einem für ihn eher bescheidenen Budget eine Kehrtwende einleitet.
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«Bad Boys for Life» hat bild- und klangsprachlich alles, was die beiden Vorgängerfilme ausmacht: Mark Mancinas Erkennungsmotiv ertönt mehrmals (Komponist Lorne Balfe webt es in seinem effektiven, wenngleich nur sporadisch markanten Score sehr galant ein) und natürlich erklingt der Inner-Circle-Song, nach dem die Filmreihe benannt wurde. Es gibt mehrmals die markigen Froschperspektiven, in denen die Kamera zu unseren Helden aufschaut, die Bay so sehr liebt. Die Michael-Bay-Kamerarundfahrt um das Helden-Duo darf selbstredend auch nicht fehlen. Und in der Action werden kompromiss- bis sinnlos Sachen zerstört, außerdem gibt es ein paar sehr pointiert gesetzte, grafische Gewaltspitzen. Ein «Bad Boys»-Film halt.
Doch wo andere Filmreihen nach einem späten Regiewechsel oftmals so wirken, als blickten die Verantwortlichen steif auf eine Formel, weben Arbi und Fallah diese Grundzutaten locker und lässig in ihre eigene Rezeptur ein. Nie kommt der Gedanke auf, sie würden Kästchen abhaken, weil sie halt abgehakt werden müssen – sie inszenieren «Bad Boys for Life» so, dass der Film organisch zu den «Bad Boys»-Erkennungsmerkmalen hinsteuert, und sie lenken nie durch künstlich gesetzte dramaturgische Pausen die Aufmerksamkeit darauf, dass sie gerade ein Stück Filmreihentradition hinter sich gebracht haben. Generell gestatten es sich Arbi und Fallah, ihr eigenes Ding durchzuziehen, ohne dass der Film fremd in der Reihe wirkt:
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Und auch dem Drehbuch von Chris Bremner, Peter Craig und Joe Carnahan gelingt dieser Balanceakt zwischen "Biete das, was die Leute erwarten" und "Gebe der Reihe einen neuen Spin" offenbar mühelos: Die Dynamik zwischen Mike und Marcus ist exakt auf die neckische Beste-Kumpel-die-sich-ständig-in-den-Haaren-liegen-Cheme zwischen Smith und Lawrence zugeschnitten, doch die dauerjuvenilen Bad Boys haben sich seit «Bad Boys II» plausibel weiterentwickelt. Marcus ist mehr denn je Familienmensch, der den Polizeistress hinter sich lassen will – und er versucht ernster und frustrierter denn je, Mike Vernunft beizubringen. Der wiederum hat sich völlig ins Dasein als ewiger Junggeselle verbissen, wird aber damit konfrontiert, dass diese Sehnsucht, allein zu sein und als Polizist im Männer-Model-Look zu gelten, vergebens ist.
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Enttäuschend ist derweil leider der Antagonist von «Bad Boys for Life». Auf dem Papier müsste er eigentlich der stärkste Schurke der Filmreihe sein, da er nicht einfach nur der nächste prollige Gangsterboss ist, der ab und zu schmierige Reden hält. Der von Jacob Scipio verkörperte Armando Armas Tapia ist fähig und ruchlos im Nahkampf, ein zielgenauer Scharfschütze und er durchläuft innere Konflikte, die diese Figur eigentlich mit Tiefe füllen müssten: So brutal und ruchlos er gegenüber seinen Feinden auch sein mag, so versucht er auch, Kollateralschäden zu vermeiden – und er hat eine verworrene Beziehung zu seiner Mutter (Kate del Castillo). Sie ist die Strippenzieherin hinter Armandos Taten, doch wiederholt sieht man, wie er zwischen Muttersöhnchen-Befehlsbefolgerei und frustriertem Sich-loseisen-wollen hadert.
So weit jedenfalls das Konzept. In der Umsetzung aber hapert dieser Bösewicht leider: Weder bringen seine Dialogzeilen diese Bruchstücke von Grundideen griffig rüber, noch füllt Jacob Scipio diese den Film mittragende Rolle gebührend aus. In «Bad Boys for Life» kann er weder eine einschüchternde Aura erzeugen, noch mit boshaftem Charme bestechen (geschweige denn beides zu einem denkwürdigen Ganzen verbringen). Auch wenn er sehr deutlich Armandos Zerrissenheit zur Schau stellt, wann immer er Anweisungen erhält, bleibt seine Rolle im Rest des Films leider in der Ausführung blass.
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Fazit: Wieder heißt es: "Wir stehen zusammen, wir fallen zusammen. Bad Boys fürs Leben." Und wer hätt's gedacht, «Bad Boys for Life», ringt den zerstörerischen Cops Mike und Marcus tatsächlich noch eine starke Mission ab.
«Bad Boys for Life» ist ab sofort in vielen deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
16.01.2020 12:53 Uhr 1
16.01.2020 13:24 Uhr 2
16.01.2020 19:00 Uhr 3
Ich kann ihn wirklich sehr weiterempfehlen
Schon lange nicht mehr so gut unterhalten gefühlt einfach richtig gutes Popkornkino
16.01.2020 19:32 Uhr 4
Joar, ausserdem, welcher Action Film hat denn überhaupt Tiefgang??