Filmfacts: «Sonic the Hedgehog»
- Start: 13. Februar 2020
- Genre: Fantasy/Action
- FSK: 6
- Laufzeit: 99 Min.
- Kamera: Stephen F. Windon
- Musik: Junkie XL
- Buch: Patrick Casey, Josh Miller
- Regie: Jeff Fowler
- Darsteller: Jim Carrey, Ben Schwartz, James Marsden. Adam Pally, Tika Sumpter, Debs Howard
- OT: Sonic the Hedgehog (USA/JPN/CAN 2020)
Nun gibt es Sonics Charakterdesign wahrlich nichts (mehr) zu meckern. Das kleine blaue Wesen sieht tatsächlich richtig gut aus und fügt sich als ausschließlich am Computer entstandene Figur optimal ins Realfilmsetting. Davon abgesehen ist der gesamte Film der Inbegriff belangloser Blockbusterunterhaltung, was genau im entsprechenden Maße negativ zu verstehen ist, wie es klingt.
Flucht auf unsere Erde
Sonic (im Original gesprochen von Ben Schwartz/im deutschen gesprochen von Julien Bam) ist mit seinen 15 Jahren ein pubertierendes Powerpaket, aber dessen ist er sich selbst noch nicht wirklich bewusst. Zu seiner eigenen Sicherheit soll er sich auf dem Planeten Erde verstecken. Allerdings gibt es hierfür eine Bedingung: Die Welt soll niemals von seiner Existenz erfahren. Doch das erweist sich für den extrovertierten Igel als schier unmöglich, vor allem im Hinblick auf seine Super-Power, die er erst noch entdecken muss. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf ihn aufmerksam wird. Zum Glück gerät Sonic an Tom (James Marsden), einen zynischen Polizisten, der aber das Herz am rechten Fleck hat. Gemeinsam nehmen es die beiden mit Sonics verrücktem Erzfeind Dr. Robotnik (Jim Carrey) auf, der sie schon bald über den ganzen Planeten jagt. Eine atemberaubende Verfolgungsjagd in Schallgeschwindigkeit beginnt…
Ursprünglich als Maskottchen des japanischen Spiele-Publishers Sega entwickelt, feierte Sonic seinen ersten Auftritt im Arcade-Spiel «Rad Mobile», der bei den Fans derart gut ankam, dass das erste eigene Spiel des blauen Igels nicht lange auf sich warten ließ. «Sonic the Hedgehog» wurde als klassisches Jump’n’Run-Game entwickelt. Die Story: Auf Sonics Heimatplaneten hält der Wissenschaftler Dr. Ivo Robotnik diverse wilde Tiere mithilfe von Robotern gefangen, um sie für seine Weltherrschaftspläne zu missbrauchen. Um sie aus seiner Gefangenschaft zu befreien, setzt der mit immensen Kräften ausgestattete Sonic alles daran, die Gefangenen aus Robotniks Händen zu befreien. Für die Spielfilmvariante hielt das Drehbuchautorenduo aus Patrick Casey und Josh Miller («12 deadly Days») an der Figuren-Grundkonstellation fest: Sonic als Hauptfigur steht auf der guten, der böse Dr. Robotnik auf der bösen Seite und am Ende kommt es zum klassischen Showdown, im Spiel wohl vergleichbar mit dem großen Endgegner-Kampf.
Abweichungen von der ursprünglichen Vorlage gibt es aber auch. «Sonic the Hedgehog» – der Film – spielt nicht etwa auf Sonics Heimatplaneten. Von dem bekommen wir lediglich im Prolog ein klein wenig zu sehen, bis der Protagonist sich ausgerechnet auf die Erde flüchtet, um hier vor seinen Feinden sicher zu sein. Und auch der Plot rund um die gefangenen Tiere spielt hier keine Rolle. Stattdessen ist es Sonic selbst, der sich vor den gierigen Händen des machtbesessenen Dr. Robotnik in Acht nehmen muss, da dieser es auf die unermessliche Energie der kleinen blauen Kugel abgesehen hat.
More of the Same
In Grundzügen scheint die Vorlage für den «Sonic the Hedgehog»-Film also durch. Es gibt auch am Rande immer wieder kleine Details, in denen sich die Macher auf die Herkunft ihrer Figur als Spielecharakter besinnen. Gleichwohl ist die Geschichte als solches vollkommen austauschbar, folgt sie doch lediglich den klassischen Erzählmustern gängiger Fish-out-of-Water-Geschichten. Ob man nun «Elliot, der Drache», «Monster Trucks» oder «Blumblebee» schaut: Regisseur Jeff Fowler (gibt hiermit sein Debüt, war vorher unter anderem als Effektespezialist für «Wo die wilden Kerle wohnen» verantwortlich) variiert die gewohnte Formel nur marginal. Auch in seiner Geschichte treffen ein menschlicher und ein nicht-menschlicher Charakter aufeinander, werden Freunde und stellen sich anschließend gemeinsam gegen einen großen Gegner. Dazwischen macht der hier den Part des Menschen einnehmende James Marsden («The Best of Me – Mein Weg zu dir») seinen neuen Weggefährten wider Willen mit den Gepflogenheiten auf der Erde vertraut. Und dass die beiden im Laufe dieser Zeit natürlich auch noch zu richtig guten Freunden werden, versteht sich von selbst.
- © Paramount Pictures
Ein wenig von dieser gängigen Formel abweichen tut allenfalls Jim Carrey («Dumm und dümmehr») mit seinem maßlos über die Strenge schlagenden Changieren als Dr. Robotnik. Da werden Erinnerungen an seine grimassierenden Zeiten in «Dumm und dümmer» und «Die Maske» wach. Ja, und das kann man sowohl positiv als auch negativ verstehen, denn einerseits passt es schon zur exzentrischen Schurkenrolle – und sorgt letztlich auch dafür, dass man sich «Sonic the Hedgehog» sorglos selbst mit ganz jungen Zuschauern anschauen kann, da eine echte Bedrohungssituation nie gegeben ist. Auf der anderen Seite kann Carrey mit seinem Overacting aber auch sehr schnell nerven.
Was, erst recht nach Sonics Redesign, dagegen gar nicht mehr nervt, ist die Ausführung der Effekte. Natürlich lässt sich am fertigen Film kaum beurteilen, ob neben Sonic selbst auch noch am Rest der Effekte rumgewerkelt wurde. So oder so sieht «Sonic the Hedgehog» aber einfach richtig gut aus. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich diese, ausgerechnet für einen Film dieses Segments, angenehm oft im Hintergrund halten. Stattdessen liegt der Fokus vor allem auf der Interaktion zwischen Sonic und seinen menschlichen Umstehenden. Nur selten entwickelt sich der Film zum nervigen CGI-Gewitter. Trotzdem sieht Kreativität anders aus. Die Spielereien mit Sonics Geschwindigkeit erinnern stark an jene mit Flash im Rahmen von «Justice League» oder mit Quicksilver in den «X-Men»-Filmen: Man sieht einen sich in normaler Geschwindigkeit bewegenden Sonic, wie er sich durch eine um ihn herum stillstehende Szenerie bewegt, die er mit ein paar Handgriffen erst zum Eskalieren und anschließend zum Erliegen bringt.
Das ist irgendwie alles ganz nett; erst recht, weil es mit einem Ohrwurm «Boom» der X Ambassadors aufgepeppt wird. Aber es spiegelt gleichzeitig die mangelnde Experimentierfreude der Macher wider. «Sonic the Hedgehog» besinnt sich eben in allen Belangen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Und dazu gehört die Besetzung eines James Marsden ebenso wie die Actionchoreographien. Am Ende ist das alles ganz nett, im Gedächtnis bleibt dieser Film aber definitiv nicht.
Fazit
Business as usual: «Sonic the Hedgehog» ist eine gefällige Game-Verfilmung ohne Ecken und Kanten mit soliden Effekten, soliden Schauspielern, einer soliden Story. In Erinnerung wird man wohl nichts davon behalten. Aber immerhin sieht die Hauptfigur nach dem Redesign richtig gut aus.
«Sonic the Hedgehog» ist ab dem 13. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
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