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Einer dieser Filme, die man einfach nicht synchronisieren sollte: In der Originalfassung von «Inglourious Basterds» wird in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache gesprochen, und diese Mehrsprachigkeit ist essentiell – geht es doch auch um die Anpassungsfähigkeit verschiedener Figuren und darum, wie Sprachkenntnisse einem das Leben retten können/könnten. Die deutsche Synchronfassung verwässert das, indem einfach eine der Sprachen (Englisch) aus der Rechnung genommen wird. Buuuh!
Platz 8: «The Hateful Eight»
Eine Synchro, bei der es am Casting hapert. Vera Teltz ist eine tolle Synchronsprecherin, doch sie passt leider nicht auf Jennifer Jason Leigh. Matthias Deutelmoser ist sehr talentiert, wirkt auf Walton Goggins aber deplatziert. Ich bin kein großer Fan der gelegentlich genutzten Paarung Demián Bichir/Carlos Lobo, und Stefan Kurt passt nicht auf Tim Roth. Was war da nur los?
Platz 7: «Django Unchained»
Allein schon für die paar Szenen, die mit Waltz' Herkunft spielen und für die Sequenzen, in denen Dialekte zwischen den Zeilen Bände sprechen, ist «Django Unchained» ein Film, der sich im Original empfiehlt. Anders als bei «Inglourious Basterds» ist die Synchro aber kein die Intention entstellendes Sakrileg.
Platz 6: «Jackie Brown»
Samuel L. Jackson wird hier durch Thomas Petruo vertont, der einfach nicht von seinem Gesicht runterkommt, und hier und da geht einfach Milieu-Flair verloren, da die sprachlichen Eigenheiten der unterschiedlichen Figuren nicht durchweg in die Synchro gerettet wurden.
Platz 5: «Once Upon a Time in Hollywood»
Die sehr selektive Entscheidung, welche Filme/Radioprogramme/TV-Ausschnitte innerhalb des Films synchronisiert werden und welche nicht, raubt diesem Traum eines alternativen 1969 seine Kohärenz. Und Zoë Bells im Original brüllend komischer Gastauftritt zündet in der Synchro nicht so wirklich. Dafür ist Gerrit Schmidt-Foß auf DiCaprio in Höchstform und Sarah Alles passt auf Margaret Qualley wie die Faust aufs Auge.
Platz 4: «Reservoir Dogs»
Passt schon.
Platz 3: «Kill Bill»
Einfach eine runde Synchro.
Platz 2: «Pulp Fiction»
Will man deutsche Popkultur verstehen, kann es nicht schaden, die oft referenzierte, parodierte, zitierte, gelobte Synchro zu «Pulp Fiction» zu kennen. Und es ist wohl die einzige Realfilmsynchro, die Samuel L. Jackson nicht mit Engelbert von Nordhausen besetzt, ohne sich dadurch selber zu disqualifizieren. Helmut Krauss passt hier perfekt.
Platz 1: «Death Proof»
Diese Synchro hat es einfach raus! Sie ist eine für die Ewigkeit. Ist es ein spielfreudiger Manfred Lehmann auf Kurt Russell, der geradezu in der Rolle des ominösen Barbesuchers und Stuntmans versinkt, der erst seltsam wirkt, dann freundlich und dann wieder eine andere Seite an sich zeigt? Definitiv. Ist es Tobias Kluckert, der auf Eli Roth als notgeiler Typ einfach rockt? Zweifelsohne. Ist es die erstaunliche Kreativität, mit der Stuntman Mikes Monolog über die Floskel "in my book", die im Deutschen gar nicht existiert und sich nur schwer hätte lose umtexten lassen, weil er daraufhin ein Buch zückt, so natürlich umgetextet wird, dass es geradezu poetische Formen annimmt? Auf jeden Fall! Ist es Mario Irrek, der Quentin Tarantinos Cameo als leutseliger Barkeeper in einer rotzigen Siffigkeit einspricht, als befänden wir uns in irgendeinem Bahnhofskino-Horrorschundfilm? Japp!
Hilft es, Ranja Bonalana, Dorette Hugo und Marcus Off in Nebenrollen zu hören? Immer. Kommt auf einer Meta-Ebene als Bonus hinzu, dass der Film ja eigentlich im Doppel mit «Planet Terror» geguckt werden muss und sich manche Stimmen auf verschiedenen Leuten wiederholen und somit das "Ein Film, der Film-Gefühle imitieren will"-Element gestärkt wird? Klar. Treffen die Synchrontexte exakt Tarantinos intendiertes "Es ist diese Art B-Kino, die aber auch von Cineasten verteidigt wird"-Feeling? Japp-a-mente, «Death Proof» klingt wie die Synchro eines Schundfilms, der vielleicht mit Absicht, vielleicht aus Versehen, eigentlich echt was im Köpfchen hat. Mega.
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