Mehr zum neuen RTL-Nachmittag
Positiv fällt bei «Kitsch oder Kasse» ins Gewicht, dass sich der Zuschauer ohne unnötiges Vorgeplänkel sofort in der Sendung wiederfindet. Das Konzept der Show, die ohne Werbung rund 45 Minuten dauert, ist dabei leicht erklärt. Oliver Geissen begrüßt bei sich im Studio ein Kandidaten-Duo, dessen Aufgabe es ist, den Wert bestimmter Gegenstände richtig einzuschätzen. Diese variieren zwischen 50 und 10.000 Euro. In jeder Runde muss sich das Kandidatenpärchen von einem Gegenstand trennen, wobei sein Preis erst nach der Entscheidung offengelegt wird. Den Gegenwert des Gegenstands, den die Kandidaten bis zum Ende behalten, bekommen sie schließlich in bar ausgezahlt. Im Idealfall winken den Teilnehmern also 10.000 Euro, im schlechtesten Fall gehen sie hingegen mit einem Fünfziger nach Hause.
Tatsächlich ist das Konzept der Sendung gut, weil es den Zuschauer auf dem Sofa zum Mitraten anregt. Stellenweise erinnert einen «Kitsch oder Kasse» ein bisschen an «Deal or no Deal» - nur ohne Banker und Koffer, dafür aber eben mit diversen Gegenständen. Damit es nicht allein dabei bleibt, werden die Zuschauer von "Superhändler" und Antiquitätenexperte Antoine Richard übrigens mit zusätzlichen Informationen und Anekdoten zu den Gegenständen versorgt. Die sind mal mehr, mal weniger interessant, helfen aber dabei, die Sendezeit sinnvoll zu füllen.
Neben Richard, der als Experte fungiert, vertraut die Show mit Oliver Geissen auch auf einen Moderator, der sein Handwerk ohne Frage professionell beherrscht. Er moderiert die Show locker herunter, erweckt nicht im Ansatz den Anschein, aufgeregt zu sein, und kommt auch mit den Kandidaten gut zurecht. Die wiederum wirken angenehm normal, was ebenfalls einen Pluspunkt darstellt. Für die Show spricht zudem, dass einige Besitzer der jeweiligen Gegenstände selbst vor Ort im Studio sind und folglich auch etwas über diese erzählen können. Dass die Verantwortlichen mit Mickie Krause sogar einen C-Promi für die entsprechende Folge gewinnen konnten, zeigt auf jeden Fall, dass man sich hinter den Kulissen durchaus Mühe gegeben hat. Das Studio, in dem Banijay Productions die Show für RTL realisiert hat, sieht zwar eher schlicht aus, wirkt aber dennoch gemütlich.
Überzogen mutet hingegen die Auflösung der jeweiligen Preise an. An diesen Stellen hätte RTL durchaus etwas flotter sein dürfen und darauf verzichten können, die Sendung künstlich in die Länge zu ziehen. Neben der Wartezeit bis zur Auflösung des jeweiligen Preises nervt vor allem die Hintergrundmusik, die den Zuschauer spätestens beim vierten Mal mehr ärgert als sie dramaturgisch nützen dürfte. Aber das sind kleine Stellschrauben, an denen noch zu drehen ist. By the way: Dass in der Folge von Donnerstag der Gegenstand im Wert von 10.000 Euro als erstes herausgewählt wird, ist für den weiteren Spannungsbogen zwar ärgerlich, liegt aber in der Natur des Konzepts.
Grundsätzlich gilt, dass RTL mit «Kitsch oder Kasse» ein schönes Daytime-Format gelungen ist, dass sich im Windschatten der «Superhändler» tatsächlich zu einem Erfolg entwickeln könnte. Das liegt nicht zuletzt an einer gewissen inhaltlichen Ähnlichkeit der beiden Formate zueinander, immerhin geht es in beiden Sendungen im weitesten Sinne um den Wert von mehr oder weniger ausgefallenen Gegenständen. Da «Kitsch oder Kasse» gut produziert und angenehm anzuschauen ist, scheinen ordentliche Quoten auch mittel- und langfristig durchaus möglich.
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14.02.2020 10:01 Uhr 1
14.02.2020 16:06 Uhr 2