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Neue Projekte: ARD-Mediathek soll attraktiver für Nicht-TV-Nutzer werden

von   |  14 Kommentare

Erst kündigt TVNOW eine Produktionsoffensive an, nun ist die ARD an der Reihe. Filmtochter Degeto gibt zahlreiche Projekte in Auftrag, speziell für Nutzer, die dem klassischen Fernsehen überdrüssig sind.

Es gibt Kinder und Jugendliche, die nicht mehr wissen, was die Öffentlich-Rechtlichen sind. Das können wir nicht so stehen lassen.
Christine Strobl, Geschäftsführerin Degeto
Im Zuge der bevorstehenden Berlinale hatte Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD Degeto und ihr Redaktionsleiter Christoph Pellander einige Gäste geladen, die sich künftig um neuen spannende Inhalte in der ARD-Mediathek kümmern sollen. Unter dem Motto “Degeto goes Mediathek” will man mit mehr On-Demand-Angeboten auf die Sehgewohnheiten jüngeren Generationen eingehen. “Auch wir haben gemerkt, dass nicht mehr alle Menschen linear gucken”, stellte Strobl zur Begrüßung fest.

Ähnlich wie bei TVNOW, die mit zahlreichen neuen Produktionen in eine Streamingoffensive gehen (mehr dazu hier), will man im On-Demand-Bereich mit zunächst exklusiven Inhalten attraktiver werden und dazu im öffentlich-rechtlichen Sinne dem Rundfunkauftrag besser gerecht werden. Denn inzwischen ist es ARD und ZDF auch gesetzlich erlaubt, Inhalte rein für ihre Online-Plattformen zu produzieren. Mit den neuen Inhalten will man das Image wegbekommen, auf das lineare Fernsehen festgewachsen zu sein. Florian Hager, neuer ARD-Programmdirektor und Channel Manager der Mediathek, zeigt sich durch die neuen Auftragsproduktionen zuversichtlich, dass “die ARD die Kurve noch bekommt”. In Zeiten von Netflix und Co., die ebenfalls mit immer hochwertigeren Inhalten aufwarten, ist das allerdings kein einfaches Unterfangen. Nachdem man den Sprung ins OnDemand-Zeitalter zunächst verschlafen hatte, sind nun die neuen Inhalte gefragt und müssen Argumente liefern, weshalb die Jugend ihre Fernsehzeit auch bei den öffentlich-rechtlichen Services verbringen sollte.

Diese Inhalte sollen kommen


Zu den prominentesten Projekten zählt definitiv der neue Politthriller «Kaltenmorgen». Immerhin steht hinter der Produktion niemand geringeres als Maria Furthwängler mit ihrer Firma Atalante Film, die die auf den Drehbüchern von Susanne Scheider basierende Geschichte zusammen mit der UFA Fiction produziert. Furtwängler verkörpert im Thriller die Staatsministerin Eva Kaltenmorgen, die mit ihrer rigiden Sicherheitspolitik Karriere macht und Verteidigungsministerin wird. Als sie feststellt, dass dunkle Mächte von rechts ihr den Weg bereitet haben, muss sie sich entscheiden, entweder skrupellos weiterzumachen oder die Machenschaften aufzudecken. "Wir zielen mit diesem Herzensprojekt mitten ins Herz der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland", so Furtwängler, die seit fünf Jahren an dem Stoff arbeitet. Im Herbst sollen die Dreharbeiten für 180 Minuten geladene Politspannung in zwei Teilen starten.

Mit «Beste Kollegen» ist unter den neuen Produktionen auch für Krimi-Fans etwas dabei. In einer sechsteiligen Reihe begibt sich Zielfahnderin Sunny Becker (Friederike Becht) vom LKA Magdeburg auf die Suche nach einem brutalen Frauenmörder, dem die Ermittlerin in der Vergangenheit mit einer Vergewaltigung schon selbst tragisch zum Opfer fiel. Regisseur Florian Baxmeyer verspricht sich mit der Geschichte der Drehbuchautoren Klaus Arriens und Thomas Wilke einen “extrem schnellen Thriller mit einer komplexen Heldin, die auch mal scheitern darf".

Mit Regisseur Jan Georg Schüttle hat sich die ARD einen erfahrenen und renommierten Mann für die neue Improvisationsserie «Das Begräbnis» geholt. Schüttle machte sich in diesem Bereich bereits mit Produktionen, wie «Altersglühen» oder «Klassentreffen» einen Namen. Zuletzt durfte er auch beim Impro-«Tatort: Das Team» ran. Alle drei Produktionen waren mit jeweils über fünf Millionen Zuschauern und bis zu 6,94 Millionen Begeisterten (für den «Tatort») im Ersten ein voller Erfolg. Ob «Begräbnis» mit der Geschichte über die Nachfahren des verstorbenen Patriarchen Dieter Meurer, die bei dessen Beerdigung mit jeder Menge unerwarteter Enthüllungen aus seiner Vergangenheit in der ehemaligen DDR konfrontiert werden, nun OnDemand bei einem Publikum mit deutlich abweichenden Sehgewohnheiten ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Die Florida-Film-Produktion soll in drei Tagen im März gedreht werden. Insgesamt soll ein 90-Minüter und sechs 45-Minüter entstehen, die zum Jahresende in der Mediathek erscheinen sollen. In den Hauptrollen werden Charly Hübner, Claudia Michelsen und Anja Kling zu sehen sein

Thematisch noch weiter in die deutsche Vergangenheit geht es mit «Der Apfelbaum». Die auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman basierende Miniserie erzählt die Geschichte einer Familie unter dem NS-Regime und die Auswirkungen davon auf die nachfolgenden Generationen. So stellte Autor und Schauspieler Christian Berkel das Projekt in Berlin vor. Für die Realisierung wurden die Produktionsfirma X Filme und Bernd Lange als Drehbuchautor mit ins Boot geholt.

Ebenfalls angesiedelt zur Zeit des Dritten Reiches ist die geplante Serie «Kaufhaus des Westens». Schon seit längerem ist bekannt, dass die Constantin-Film-Tochter Moovie und die UFA Fiction zusammen an einer Umsetzung der Geschichte des berühmten Berliner Kaufhauses arbeiten (mehr dazu hier). Nun wurden weitere Details verraten. Autorin und Regisseurin Julia von Heinz kündigte an, die sechs Episoden aus der Perspektive von vier jungen Menschen mit konträren Meinungen und Möglichkeiten zu erzählen. Vor dem Hintergrund der realen Geschichte des KaDeWe soll es sowohl um jüdische Enteignung im Nationalsozialismus als auch um eine große lesbische Liebe gehen.

Weitere Projekte der Degeto, die für die ARD-Mediathek umgesetzt werden sollen, sind der achtteilige Polyphon-Thriller «Die Toten von Marnow», für den Andreas Herzog Regie führt und Holger Karsten Schmidt das Drehbuch liefert, sowie der bereits angekündigte Ferdinand-von-Schirach-Zweiteiler «Der Feind – Recht oder Gerechtigkeit» mit Klaus Maria Brandauer und Bjarne Mädel, den Oliver Berben mit der Moovie produziert (mehr dazu hier). Wie sehr die neue Streamingoffensive der ARD-Filmtochter Degeto mit diesen Produktionen einschlagen wird und vor allem, ob man damit die Zuschauer abholen wird, die sich schon lange nicht mehr bei den Öffentlich-Rechtlichen im linearen TV aufhalten, bleibt kritisch abzuwarten.

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Es gibt 14 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
20.02.2020 13:02 Uhr 1
Wow, das liest sich ja echt gut!
Familie Tschiep
20.02.2020 14:08 Uhr 2
Die KDW-Serie war schon bekannt. Für mich klingt es eher durchwachsen und normal.
Blue7
20.02.2020 20:30 Uhr 3
Und warum soll ich dafür zahlen. Wenn Sie ein Mediatheken Angebot ausbauen wollen, dann bittte gegen Geld. Kann nicht sein, dass die GEZ jetzt schon wieder erhöht wird.
Kingsdale
21.02.2020 08:14 Uhr 4
Und wofür erhöhen die die Gebühren? Für solch ein Programm? Für solch was sowieso keiner schauen will? Es ist eine Frechheit was sich die GEZ da erlaubt und das es auch immer wieder durchgeht, sich keiner dagegen stell bzw. man nichts dagegen machen kann. Es ist eine Zwangsabgabe, also erzähl mir keiner, dass wir in einer Demokratie leben. Der blanke Hohn ist das!
Familie Tschiep
21.02.2020 14:00 Uhr 5
Die Öffentlich-Rechtlichen sind sehr erfolgreich, auch wenn mir das ZDF zu viele Krimis bringt.

Sie machen auch nicht nur Unterhaltung, sie greifen bei den Dokus am Montagabend auch mal neue Themen auf. Oder Zapp.

Die letzte Erhöhung lag ein paar Jahre zurück.
Kaffeesachse
21.02.2020 16:41 Uhr 6
1. Die "GEZ" gibt's schon lang nicht mehr.

2. Für den Rundfunkbeitrag gibt's halt viel mehr als ARD und ZDF im linearen TV. Aber man verkürzt halt heute alles so gerne.
Familie Tschiep
21.02.2020 16:59 Uhr 7
Der Rundfunkbeitrag gilt auch für das Radio und Funk.
Wolfsgesicht
22.02.2020 00:34 Uhr 8
Jetzt wird nur über den Rundfunkbeitrag gestritten? :)

Ach ich finds gut. Der kritische Journalismus existiert ja kaum noch, und wenn muss ich dafür auch zahlen. Und ob ich jetzt 15€ bis 50€ für die süddeutsche, FAZ oder taz hinblätter oder die 17,50€ für ard und co ist mir wumpe, wobei ich da gefühlt mehr bekomme.

Wer davon profitiert wenn kritischer Journalismus (freiwilliges) Geld kostet liegt ja auf der Hand. Einerseits besagte Zeitungen und andererseits der Populismus.

Wäre dann nur die Frage ob sich die AfD-ler dann ohne Nachrichten immer noch empören. Wahrscheinlich wird dann noch mehr erfunden und gelogen.



Formate wie „Die Anstalt“ bewirken ja häufig was, und das obwohl die Informationen für sowas eigentlich auch aus den Zeitungen kommen. Ähnlich bei den Panama Papers, die zwar in der süddeutschen „aufgedeckt“ wurden, aber von Panorama dann massentauglich aufgearbeitet wurden. Ist halt nicht jeder Akademiker und findet eine Zeitung wie die süddeutsche leserlich oder interessant. Wie ein Beitrag auf N-TV darüber ausgesehen hätte will ich gar nicht wissen...wahrscheinlich ordentlich Transformers Musik und ein superlativ nach dem anderen, gewürzt mit einer Prise Empörung.

Aber von weniger Journalismus profitieren nur Reiche und Mächtige, wenn Wahlgeschenke für Politiker oder Steuerschlupflöcher im verborgenen bleiben.



Den Unterhaltungs-Teil kann man natürlich kritisieren. Wenngleich dieser Bumms wie bares für rares und sämtliche Quiz Shows alles andere als teuer sind. Weiß nicht ob man damit wirklich viel sparen würde.



Zum Thema:

Finds grundsätzlich gut dass man da was investiert, auch wenn es nicht vom Erfolg gekrönt sein wird. Einerseits ist die Fixierung auf die 45 und 90 Minuten natürlich schade. Denke die Länge einer Folge trägt zum Erfolg bei - und die muss halt passen. Da könnte man sich gerade im Internet etwas lockern. Die Fixierung auf 45 und 90 Minuten zeigt dabei, dass man es wohl doch ausstrahlen will.

Negativ wäre auch die Dauer zu bewerten die das Material in der Mediathek bleiben wird. Da könnte man an „Türkisch für Anfänger“ denken, was ja auf Amazon und Netflix zu finden ist, aber nicht mehr bei der ARD.

Positiv aber: Es sind mal mehr Serien.



Gerade die ARD könnte für die Internet Sparte innovativer und mutiger werden. Ich würde mir mehr SciFi oder Dystopie Serien wünschen, beispielsweise wäre eine Umsetzung von „Metro 2033“ oder „Hitchhakers Guide to the Galaxy“ ein wahres Träumchen. Dafür würd ich töten. Gibt genug Stoff und vielleicht wäre die Adaption eines erfolgreichen Romans als Internet Exclusive Serie (und nicht immer als Film) mal was, was sein junges Publikum findet. Vielleicht sollte man auch eine internationale Vermarktung mit einplanen, man produziert ja fast nur für Deutschland. Da liegt ein Vorteil der BBC.



Des Weiteren könnte die eigene Mediathek einen Strich durch die Rechnung machen. Finde sie nicht so ansprechend wie Netflix. Da weiß ich aber nicht ob es Sinn ergibt dass sich ARD und ZDF zusammensetzen und eine weitere Mediathek auflegen. Könnte dann auch zu viel werden. Eine Mediathek die mir wie Netflix aber im Grunde vorgibt was ich schauen soll wäre vielleicht trotzdem ganz gut. Kann sich ja jeder überlegen welche Mediathek er dann nutzt...

Auch die Funk Programme sollten von YouTube in eine neue ARD/ZDF Mediathek wandern. Sie haben ich auf YouTube etabliert und könnten als Zugpferd genutzt werden.



Also:

- Überarbeitete Mediathek oder neue Mediathek

- Mehr Serien abseits von Krimi und Romantik

- Mehr Serien im allgemeinen

- Weniger starre Länge der Episoden

- Mehr Risiko

- Innovativere Formate



Meinetwegen zahl ich dann auch einen zwanni im Monat.

Um Geld zu sparen kann man gerne Kanäle einstellen. Wofür es Radio Bremen TV als eigenen Sender braucht (oder Radio Bremen als eigene Rundfunkanstalt) weiß ich nicht. Das gleiche bei ARD Alpha, dem SR im allgemeinen und ZDFinfo. Also tatsächlich sollte man mal umstrukturieren und sich fragen was man zusätzlich zur Mediathek noch an Sendern braucht. Ein Sender der nur alte Dokus versendet die auch in der Mediathek laufen bringen keinen Mehrwert.



Gleichzeitig wäre eine Hörbuch-Mediathek mal was dolles. Man produziert ja doch eigene Hörbücher und teils auch Hörspiele. Kann mich noch erinnern als ich vor 6 oder 7 Jahren tatsächlich jeden Mittwoch um 22 Uhr den Bayerischen Rundfunk angemacht hab um die neuesten 60 Minuten der neuen Hörbuch-Adaption von „Krieg der Welten“ zu hören. War mit Andreas Fröhlich als Sprecher geradezu herausragend. Da ist mir keine schöne App seitens der ÖRR bekannt, die Websites sind alles andere als intuitiv. Zumal die nicht gesammelt zu finden sind.



Was auch noch wünschenswert wäre: Joiz! Habe den Sender geliebt, gab jungen Moderatoren eine Bühne und war interaktiv. Denke mir in Zusammenarbeit mit youtubern und Funk die dann auf dem Sender u.a. Ihre klassischen Formate versenden sollte das heutzutage gut funktionieren. YouTube ist ja mittlerweile mit Funk doch informativer geworden und die Qualität besser. Dazu kommen immer mehr junge deutsche Musiker - da müsste doch was gehen!

Mittags bis nachmittags Formate mit youtubern, abends dann ne Serie entsprechend der Zielgruppe.

Böte sich in Köln an, da man mit 1Live eine gewisse Synergie eingehen könnte.
Blue7
22.02.2020 10:14 Uhr 9
Es geht nicht drum was es bewirkt, sondern dass die ARD mit 60 Radiosendern und 11 TV Sendern ein Überangebot hat. Dazu kommt Funk, ein Jugendportal mit YouTuber dich sich jezt nicht mehr selber finanzieren müssen sondern das dumme Volk für den selben Content diese jetzt bezahlt.

Und jetzt auch noch eine Supermediathek mit exklusiven Inhalten.

Es geht einfach daraum, dass das Angebot immer mehr ausgebaut wird und in Zeiten von Internet immer weniger seitens ARD kommen müsste.

Wenn es nach mir geht. Die komplette ARD einstellen. Das ZDF reicht als Informationsaufrtrag vollkommen aus + von den 8 Anstalten ein regionales Radioprogramm + Deutschlandweitere Gemeinschaftsradios wie man es aus der Schweiz kennt.

Keiner würde etwas vermissen.



Mir egal ist kürzer als Rundfunkhaushaltsausgabe oder wie der Mist heißt
Richtig Funk, YouTuber die sich selber finanziert haben und jetzt von der ARD für den selben Content bezahlt werden
Familie Tschiep
22.02.2020 14:59 Uhr 10
Die Radiosender sind meist lokal. Angebote werden angenommen, warum soll man sie abschaffen. Bei den Privaten Sendern gab es auch eine Zersplitterung, bei den Öffentlich-Rechtlichen ist sie auf drei Digitalkanäle pro ARD und ZDF beschränkt, es gibt keine uneingeschränkte Vermehrung von Kanälen.



Funk finanziert auch sachen, die so nicht möglich gewesen wären, so zum Beispiel das beliebte Druck.



Ich finde, ARD/ZDF sollte auch Unterhaltung bringen. Man sollte sie verpflichten, kreativer damit umzugehen und mehr formal zu wagen. Den Bildungsauftrag kann man nämlich auch in Unterhaltung unterbringen.



Aber wir sollten trotz aller berechtiger Kritik ARD/ZDF dankbar sein, dass es sie gibt. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Demokratie, in der sie sich bemühen, die Bevölkerung mit faktenorientierten Informationen zu versorgen.
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