I‘ m an Alien in Berlin
Cast & Crew
- Darsteller: Falk Hentschel, Florence Kasumba, Damian Hardung, Désirée Nosbusch, Susanne Wuest und Aleksandar Jovanovic
- Autoren: Rainer Matsutani, Eckhard Vollmar, Peter Hume, Carola Lowitz und Mark Wachholz
- Produktion: Katapult Filmproduktion und Red Sun Films in Zusammenarbeit mit Palatin Media
Navar sieht sich hingegen einem unlösbar scheinenden Rätsel gegenüber. Immer wieder verschwinden Jugendliche, die kurz zuvor Blis konsumiert haben. Zwar tauchen die Vermissten einige Tage später wieder auf, doch die Eltern berichten anschließend von unbegreiflichen Wesensveränderungen ihrer Kinder. Was geschieht mit den Teenagern in den Tagen zwischen ihrem Verschwinden und ihrem Wiederauftauchen? Und was hat das mit der neuen Designer-Droge zu tun?
Diese Fragen können David und Nique nur im Team beantworten. Die Spur führt zunächst in den Szene-Club „Rapture“, der als Paradis für Blis-Süchtige gilt. Hier stoßen sie auf den Fall der Studentin Nora, die nach dem Konsum von Blis ohne Erinnerungen an ihr früheres Leben in der Privatklinik des Torsen-Instituts erwacht ist und von der Ärztin Dr. Bridget Herter behandelt wird. Eine erste Befragung der jungen Frau verläuft ergebnislos, doch dann taucht ein Foto auf, dass Nora mit einer Waffe in der Hand in dem Waggon zeigt, in dem David die beiden ermordeten Laboranten gefunden hatte. Doch trotz des unumstößlichen Beweises kann Nora nicht die Killerin sein, denn die Männer wurden in jener Nacht erschossen, als sie im Koma in der Torsen-Klinik lag. Wer ist also die Frau auf dem Foto und warum sieht Nora ihr zum Verwechseln ähnlich?
Während sich David Leonhart und Nique Navar immer tiefer in einen Dschungel aus unbeantworteten Fragen und Rätseln stürzen, geschieht das Unfassbare an einem völlig unvermuteten Ort. Denn die eiskalte Dr. Herter, die die beiden Fahnder bisher nicht auf der Rechnung haben, hütet ein dunkles Geheimnis, in dem Nora die Hauptrolle spielt. Blis stammt aus den Hochsicherheitslaboren des Instituts und ist in Wirklichkeit keine Droge, sondern eine außerirdische Substanz, mit deren Hilfe Aliens menschliche Körper infiltrieren, um diese als Wirte zu missbrauchen. Und die Invasion hat längst begonnen.
Das neue deutsche Selbstbewusstsein
Nachdem immer mehr großartige deutsche Serien wie «Babylon Berlin» (Sky/ARD), «Dark» (Netflix) und «Deutschland 86» (Amazon Prime) ihren Weg erfolgreich auf die großen Streamingplattformen gefunden haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die etablierten Pay-TV-Spartensender nachziehen würden. Dass aber nun ausgerechnet NBC/Universals Sender Syfy mit der deutschen Produktion «Spides» Mut zu neuen Wegen beweist, ist allerdings eine kleine Überraschung. Nach seiner Umbenennung von Sci-Fi Channel in das etwas allgemeiner gehaltene Syfy hatte sich der Sender einige Jahre lang nicht immer mit Ruhm bekleckert und viele Fans mit billig produzierten Fantasy- und Science-Fiction-Filmen vergrault. Andererseits wurden franchisefortführende Serien wie «Stargate Universe» oder «Caprica» an den Wünschen vieler Fans vorbeiproduziert. 2013 startete der der Sender dann endlich mit «Defiance» eine vielversprechende Serienoffensive, die bis heute anhält und einige tolle Formate wie «Killyos» und nun «Spides» hervorbrachte.
Körperfresser meets «Tatort» – oder doch nicht?
«Spides» ist die erste Syfy-Produktion aus deutschen Landen und beweist einmal mehr, dass auch deutsche Filmemacher in der Lage sind, Science-Fiction- und Mystery-Elemente ansprechend miteinander zu verknüpfen und dabei noch eine spannende Geschichte abseits des typischen Standard-Krimis zu erzählen. Nun kann die Serie ihre eindeutig deutsche Herkunft nicht verleugnen. Kameramann Clemens Messow ist ein gestandener «Tatort»-Veteran und hat darüber hinaus viele Fernsehspiele und Folgen für Serien wie «Die Spezialisten» gedreht. Es verwundert also kaum, dass man sich dann auch, vornehmlich in der ersten Folge, durchaus an die Machart vieler Episoden des ARD-Dauerbrenners erinnert fühlt. Der Kameraführung fehlt es in der Pilotfolge bisweilen ein wenig an Experimentierfreude und Mut.
Dem steht allerdings von Anfang an eine geschickte Inszenierung der Regisseure Joern Heitmann und Rainer Matsutani entgegen. Heitmann hat sich seine Sporen mit Musikvideos für Rammstein und Werbeclips verdient, während Rainer Matsutani, der mit Filmen wie «Das Papst-Attentat» von sich reden machte, seine Karriere 1992 als Horror-Filmer mit dem Kurzfilm «Klinik des Grauens» startete. Außerdem fungiert der gebürtige Hockenheimer auch als Showrunner. Er trägt seiner Vorliebe für mysteriöse und gruselige Stoffe Rechnung, indem die außerirdischen Drahtzieher hinter der Blis-Verschwörung schon sehr früh offenbart werden. Der Zuschauer wird nicht lange darüber im Unklaren darüber gelassen, welche Art Serie er/sie hier nun zu Gesicht bekommt. Ansonsten gerät der Spannungsbogen der ersten Episode aber, wie in vielen Pilotfolgen, noch ein wenig flach. Wie üblich, werden alle Hauptfiguren eingeführt und eine mysteriöse Atmosphäre geschaffen. Die Vorstellung der Figur des David Leonhart (Falk Hentschel, «Arrow», «Legends of Tomorrow») gerät zwar actionreich, der Rest der Folge konzentriert sich aber dann darauf, die Erzählung in die richtigen Bahnen zu lenken.
- © 2019 DON’T PANIC Productions UG, Palatin Media Film- und Fernseh GmbH
In SPIDES wird die deutsche Hauptstadt zum Schauplatz einer düsteren Verschwörung welche die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt. Hauptdarstellerin Rosabell Laurenti Sellers („Game of Thrones“) enthüllt in der brandneuen Science-Fiction-Serie, wie Aliens die Bevölkerung unterwandern.
Das mag auf den ersten Blick etwas zu standardisiert wirken, ist aber für den weiteren Verlauf der Serie notwendig. Mit Episode zwei nimmt die Geschichte dann merklich Fahrt auf und gewährt einen spannenden Blick darauf, was aus den infiltrierten Menschen wird. Die entsprechende Szene wird ausgeklügelt eingeleitet und findet erst einige Minuten später ihre Fortsetzung in einer Actionsequenz wie aus einem SciFi-Horrorstreifen. Der dritte Teil präsentiert sich noch stärker und lässt Nora immer tiefer in ihre geheimnisumwobene Vergangenheit eintauchen. Außerdem wird die bereits in der Pilotfolge etablierte zwielichtige Figur des Robert Prokopp (toll gespielt von Aleksandar Jovanovic) weiter ausgebaut. Prokopp dient als eiskalter und williger Handlanger der Alien-Verschwörer. Doch er spielt auch ein eigenes gefährliches Spiel, dessen Ziele noch lange nicht klar ersichtlich sind. Hier tut sich ein zweiter Handlungsstrang auf, der im Verlauf der ersten Staffel noch für viel Spannung sorgen könnte.
Neue und alte internationale Stars
Eine deutsche Serie mit internationalem Anspruch verlangt nach entsprechenden Schauspielern. Vor allem die als Doppelrolle angelegte Figur der Nora Berger musste sorgfältig gewählt werden. Die Wahl fiel auf die 23-jährige Rosabell Laurenti Sellers, die «Game of Thrones»-Fans als Tyne Sand aus neun Folgen bekannt sein dürfte. Sellers bringt die richtige Mischung aus Unschuld und Härte in ihre Rolle ein und glänzt durch eine tolle Kamerapräsenz. Die in Essen aufgewachsene Florence Kasumba spielt die Polizistin Nique Navar und fällt ebenfalls sehr positiv auf. In Deutschland ermittelt die ursprünglich in Uganda geborene Schauspielerin neuerdings an der Seite von Maria Furtwängler im «Tatort», und wurde international als Ayo in «Black Panther» und «Avengers: Infinity War» bekannt. Sie bringt ein gewisses Maß an Empathie und Wärme mit, Eigenschaften, die ihrem von Falk Hentschel verkörperten Partner David Leonhart manchmal fehlen. Hentschel spielt seine Figur in einigen Szenen sehr cool und abgeklärt und erinnert damit ein wenig an Hennig Baums Darstellung in «Der letzte Bulle». Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ist ihre Vorliebe für alte Autos.
Während Mick Brisgau in der deutschen Krimiserie einen 1977er Opel Diplomat B fährt, bevorzugt Leonhart allerdings einen alten Mercedes. Als weiteres großes schauspielerisches Standbein könnte sich Aleksandar Jovanovic erweisen, sofern seine mysteriöse Rolle noch weiter ausgebaut wird. Der Deutsche serbischer Abstammung blickt in seiner über 20-jährigen Karriere auf über 80 Produktionen zurück und zeigt auch in «Spides» einmal mehr, warum er bereits 1998 den Adolf-Grimme-Preis gewann. Mit Désirée Nosbusch als Noras Mutter Helen gesellt sich ein weiterer großer Star des deutschen Films und Fernsehen zur sowieso schon gut aufgestellten Besetzung. Weitere bekannte Gesichter sind der Deutsch-Brite Francis Fulton-Smith, bekannt aus zahlreichen Auftritten in den diversen «SOKO»-Ablegern sowie Susanne Wuest, die unter anderem 2018 in der deutschen Erfolgsserie «Parfüm» als Psychiaterin Lydia Suchanow zu sehen war.
Fazit: Wer sich von dem etwas behäbigen Beginn nicht abschrecken lässt, wird mit einer feinen Verschwörungs-Story belohnt, die sich hinter großen Vorbildern wie «Die Dämonischen» (1956) , «Invasion vom Mars» (1953), oder «Gefahr aus dem Weltraum» (1953) nicht zu verstecken braucht. Zwar lassen sich einige typisch deutsche Elemente nicht leugnen, doch dies ist auch gar nicht beabsichtigt. «Spides» ist eine weitere deutsche Serie, die ihrem internationalen Anspruch abseits von Hochhausschluchten oder exotischen Drehorten mit einem interessanten Plot und starken Schauspielern gerecht werden könnte. Wichtig wird sein, dass der Spannungsbogen auch weiterhin ansteigt und sich in den nächsten Episoden nicht festfährt. Wenn dies gelingt, könnte sich «Spides» durchaus in die immer größer werdende Riege international erfolgreicher, deutscher Serien einreihen.
Pay-TV-Sender Syfy startet «Spides» am Donnerstag, 5. März um 20.15 Uhr.
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28.02.2020 15:11 Uhr 1