«Chaos auf der Feuerwache»
- Start: 27. Februar 2020
- Genre: Komödie
- FSK: o.Al.
- Laufzeit: 96 Min.
- Kamera: Dean Semler
- Musik: Nathan Wang
- Buch: Dan Ewen, Matt Lieberman
- Regie: Andy Fickman
- Darsteller: John Cena, Keegan-Michael Key, John Leguizamo, Judy Greer, Tyler Mane, Brianna Hildebrand, Christian Convery
- OT: Playing with Fire (USA/CAN 2019)
Ein großer Pluspunkt an einem insgesamt recht highlightarmen, in gewohnten Genrebahnen verlaufenden Film, der seinen Dienst als für die Zielgruppe der Familien mit Kindern bis etwa zehn Jahren konzipierte Wochenendbespaßung dennoch halbwegs solide verrichtet.
Plötzliche Papas
Jake Carson (John Cena) hat als Leiter einer Feuerwache alles im Griff. Für ihn ist kein Einsatz zu schwer, kein Feuer zu heiß. Auch seine Elite-Einheit rund um seine Kollegen Mark (Keegan-Michael Key), Rodrigo (John Leguizamo) und Axe (Tyler Mane) steht immer im Dienst ihrer lebensrettenden Arbeit, bis sie ein neuer Einsatz das erste Mal bis an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit führt. Bei einem Waldbrand retten sie die drei Geschwister Brynn (Brianna Hildebrand), Will (Christian Convery) und Zoey (Finley Rose Slater), die fortan ohne ihre Familie dastehen. Denn die Eltern sind für die Babysitter wider Willen partout nicht erreichbar. Notgedrungen übernimmt das Team selbst die Verantwortung und passt auf die drei Geschwister auf. Eine völlig neue Aufgabe für die knallharten Kerle, deren Leben durch die Kids vollends auf den Kopf gestellt wird.
In einer Szene in «Chaos auf der Feuerwache» muss sich der von John Cena gespielte Feuerwehrmann Jake nach diversen Problemen mit den von ihm unter seine Fittiche genommenen (Waisen-)Kindern dem Vorwurf stellen, dass er ja in der Lage sei, große Brände zu löschen und Menschenleben zu retten, er aber ein totaler Versager sei, wenn es einfach nur darum ginge, auf ein paar Kinder aufzupassen. Dieser Satz steht irgendwie auch symptomatisch für den gesamten Film. Einfach weil eine derartige Aussage in so ziemlich allen Filmen vorkommt, die der Prämisse von «Chaos auf der Feuerwache» auch nur im Entferntesten ähnlich sind. Denn dass raubeinige Erwachsene plötzlich wider Willen in eine Vater- respektive Mutterrolle gedrängt werden, nur um am Ende festzustellen, dass sie sich genau diese Rolle eigentlich im tiefsten Herzen schon immer gewünscht haben, hat man schließlich längst in Filmen wie «Drei Männer und ein Baby», «Old Dogs» oder «Kokowääh» gesehen.
Auch Andy Fickman kennt sich in dem Segment aus, konzipierte er doch 2007 den nach ähnlichem Prinzip aufgezogenen «Daddy ohne Plan». Schön wäre es gewesen, hätte er seine Skills im Laufe der bis heute vergangenen 13 Jahre noch um einige Facetten ergänzt. So aber ist seine im Original «Playing with Fire» betitelte Chaos-Comedy weitestgehend spannungsarm. Man kann sich aufgrund des generischen Aufbaus und der 08/15-Dramaturgie einfach von Anfang an ausmalen, wohin die Reise für die Figuren hier gehen wird.
Aber «Chaos auf der Feuerwoche» tritt letztlich auch kein Rennen um den Preis für das beste Drehbuch an, sondern richtet sich deutlich an ein jüngeres Publikum, dem Fickman und sein Autorenduo aus Debütant Dan Ewen und Matt Lieberman («Die Addams Family») ein harmlos-anarchisches Vergnügen bereiten wollen. Und es ist tatsächlich ziemlich amüsant anzusehen, wie Will (Christian Convery, «Venom») und Zoey (Finley Rose Slater) hier in bester Slapstick-Manier das titelgebende Chaos auf der Feuerwache stiften; mit Feuerlöschern, Alarmsirenen und Co. lässt sich nun mal ziemlich viel Unsinn anstellen, wenn die Erwachsenen gerade nicht hinsehen. Vor allem Brianna Hildebrand («Deadpool») hat in der Rolle der älteren Schwester eine sympathische Rolle als um das Wohl ihrer jüngeren Geschwister bemühte Brynn, die die Fürsorgeaufgabe auf der einen Seite nur zu gern endlich mal abgeben würde, sich jedoch schwertut, Vertrauen in die Feuerwehrleute zu fassen.
- © Paramount Pictures
Ein wenig erinnert das alles an die umwerfende Komödie «Plötzlich Familie» aus dem vergangenen Jahr, in der Sean Anders seine Lebenserfahrungen einer Patchwork-Family zu einer hinreißend-liebenswürdigen Comedy verarbeitet hat und damit ein feines Statement für Familienmodelle abseits des klassischen Vater-Mutter-Kind-Konzepts abgegeben hat. Ganz so treffsicher ist «Chaos auf der Feuerwache» nicht. Noch nicht einmal im Ansatz. Andy Fickman präsentiert hier einfach eine von zig harmlosen US-Comedys. Dafür ohne Vulgär-Humor, Witze unterhalb der Gürtellinie gibt es hier nicht. Und auch wenn der Film am Ende ein wenig zu konstruiert ein Happy End ansteuert, hat man zuvor doch immerhin eineinhalb Stunden lang passioniertem Schauspiel, kindgerechtem Schabernack und einer familienfilmgerechten Botschaft über den Wert einer Familie zusehen können. Es gibt Besseres, aber definitiv auf viel, viel Schlimmeres.
Fazit
«Chaos auf der Feuerwache» ist eine harmlose Fish-out-of-Water-Comedy von der Stange, die der Zielgruppe der «Daddy ohne Plan»-Fans gefallen wird. Alle anderen Feuerwehr-Interessierten schauen stattdessen einfach das 2018 erschienene Drama «No Way Out» für mehr Drama oder «Dating Queen» für mehr absurden John-Cena-Humor.
«Chaos auf der Feuerwache» ist ab dem 27. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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