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Die beiden letztgenannten Kreativen hatten zudem an «90210» mitgearbeitet, dem eigentlichen Spin-off der Urserie, das von 2008 bis 2013 auf The CW zu sehen war, und in dem unter anderem Garth und Spelling ebenso Gastauftritte hatten wie Shannen Doherty und dessen Titel zu diversen Missverständnissen geführt haben dürfte. Im Laufe der fünf Staffeln wurde jedoch immer seltener auf den Hit von damals Bezug genommen. In diesem hatte einst eine Figur das Licht der Welt erblickt, die als dauerhaftes Bindeglied zwischen alter und neuer West-Beverly-High-Ära fungierte: Erin Silver (Jessica Stroup), die Halbschwester von Kelly und David. Die Existenz dieses Ablegers dürfte auch einer der Gründe gewesen sein, warum man keine klassische Fortsetzung anstrebte. Außerdem darf man nicht vergessen, dass ein Großteil des Originalcasts in mindestens 4 von 10 Staffeln mitgewirkt hatte. Viele mögliche Geschichten waren also auch einfach bereits erzählt worden.
Gleichzeitig war allen Beteiligten natürlich bewusst, dass ihre Zielgruppe in erster Linie die Anhänger der ersten Stunde waren, die wiederum mehrheitlich erwarteten, ihre Lieblinge möglichst oft in Aktion zu sehen sowie nostalgische Gefühle, aber doch auch Neues geboten zu bekommen. Und der Meta-Ansatz schien daher die ideale Möglichkeit zu sein, all diesen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht werden zu können. Und so ist «BH90210» vor allem eines geworden: originell. Man hat es nämlich tatsächlich geschafft, das Gefühl von damals in die Gegenwart zu übertragen, ohne dass das Gezeigte in irgendeiner Form angestaubt wirkt. Überdies gilt es festzuhalten, dass jede Darstellerin und jeder Darsteller keine Chance verstreichen lässt, um zu beweisen, wie uneitel sie oder er ist. Gags auf eigene Kosten sind hier schließlich Standard. Zumal man nicht vergessen darf, dass hier zwar einerseits Übertreibung großgeschrieben wird, eine Menge des Präsentierten allerdings andererseits auch einen wahren Kern hat. Weiß man darüber hinaus, dass die glorreichen 7 auch als Exectuvie Producer fungieren, macht es noch mehr Freude über all die Absurditäten, die den Alltag der ehemaligen Teenie-Idole in dieser Version der Wirklichkeit bestimmen, zu lachen und zu schmunzeln. Denn das bedeutet, dass alle gleichermaßen die Drehbücher mittragen.
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Die Grenzen zwischen Schein und Sein sind schließlich für das Publikum nicht immer eindeutig auszumachen und obwohl bestimmte Dinge offensichtlich dem Reich der Fantasie entstammen, ertappt man sich dabei, andere auf das Fünkchen Wahrheit hin zu überprüfen, das in ihnen stecken könnte. Auf diese Weise kommt für diejenigen, die sich vor den Bildschirmen versammelt haben, nie Langeweile auf, und obwohl die Handlung fest in der Gegenwart verankert ist, gelingt es den Machern – wie schon angedeutet – durch die Tonalität das Original quasi in der „Nicht-Neuauflage“ weiterleben zu lassen. Dabei spielt auch eine gewisse Ruhe und Unaufgeregtheit eine Rolle, die für heutige fiktionale Produktionen eher Ausnahme als Regel sind.
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Luke Perry, dem seine alten Weggefährten, auf wunderbare Weise in Episode 1 gedachten, hatte seinen zwischenzeitlichen Ausstieg (innerhalb von Staffel 6) ebenfalls damit begründet, stärker in Hollywood und der Filmwelt Fuß fassen zu wollen, was ihm zunächst nicht so recht glückte. Seine Rückkehr in Staffel 9 war für viele ihr persönliches «Beverly-Hills,-90210»-Highlight. Dass der, wie im Kontext seines tragischen Todes von allen Seiten bestätigt wurde, kollegiale, talentierte und liebenswerte Mime einige Jahre vor seinem Ableben in «Riverdale» das aktuelle Teenie-Drama-Schwergewicht mit aus der Taufe gehoben hatte und in Tarantinos jüngsten Hollywood-Hommage im Quentin-Stil einen kleinen Part übernehmen durfte, würde man wohl als Ironie des Schicksals bezeichnen, wäre der Anlass nicht so traurig. Doch selbst wenn er in den restlichen 5 Folgen im Prinzip nicht mehr erwähnt wird, war er doch gefühlt anwesend – zumal es als offenes Geheimnis gilt, dass Shannen Doherty, die ein besonders inniges Verhältnis zu ihrer ersten großen TV-Liebe hatte, primär deshalb zusagte, weil er höchstwahrscheinlich ebenfalls an Bord gewesen wäre.
Ja, «BH90210» mag spitz und bestimmt nicht für jeden etwas sein, besticht aber definitiv durch so viel Liebe zum Detail, dass man an sich jedem, der zumindest ein wenig mit der Materie vertraut ist, dazu raten sollte, wenigstens einen Blick zu riskieren. Aus den ursprünglich angedachten 13 Folgen mit einer Option auf mehr wurde letztendlich eine in sich stimmige Eventserie, die – obwohl von FOX abgesetzt –, recht leicht weitererzählt werden könnte, allerdings auch wunderbar für sich stehen kann. Spelling und Garth zeigen sich jedoch offen für neue Partner. Man darf also gespannt sein – vornehmlich im Peach Pit.
«BH90210»-Folgen sind ebenso wie alle Staffeln von «Beverly Hills, 90210» auf TV Now abrufbar.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
29.02.2020 18:35 Uhr 1
01.03.2020 13:57 Uhr 2
Haben Sie noch einen schönen Sonntag!
01.03.2020 20:30 Uhr 3
Florian Kaiser, alles gut, bin ansonsten absoluter Fan Ihrer Artikel und das mit Google war ein Gag, da dieses "hightened versions" halt auch in englischen Artikeln verwendet wurde, daher wirkte es etwas abgeschrieben
Und selbst 'satirisch überhöht' finde ich irgendwie unglücklich ausgedrückt/übersetzt, aber Sie sind der Autor
Danke gleichfalls!
02.03.2020 20:48 Uhr 4