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Satirisch schwach durchdacht, konzeptionell völlig konfus bis beleidigend-ärgerlich und angesichts des politischen Tagesgeschehens dumm bis leichtsinnig: «Die Känguru-Chroniken» ist kurz vor unverantwortlich. Das hat die Vorlage nicht verdient.
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Quotenmeter-Kritiker Sidney Schering über «Die Känguru-Chroniken».
Alles nahm seinen Anfang damit, dass Kling in Lesungen kurzgeschichtenartige Anekdoten aus der Perspektive des titelgebenden Beuteltiers zum Besten gab. Ein riesiger Publikumserfolg; kurzweilig, pointiert, amüsant. Und genau deshalb ein solcher Renner. In den folgenden Veröffentlichungsformen behielt der Autor diese Struktur bei. Ein roter Faden existiert in seinen Geschichten nur sehr lose, etwa in Form wiederkehrender Figuren oder Bezugnahmen auf vergangene Ereignisse. Im Film nun geben der Drehbuchautor Kling respektive Regisseur Dani Levy diese Struktur auf. Das Känguru wird zur Hauptfigur eines Neunzigminüters, dessen Handlung fortlaufend ist. Und das ist ein Problem, denn Marc-Uwe Kling mag zweifellos ein guter Kurzgeschichtenautor sein. Seine Spielfilmhandlung dagegen besitzt keine durchgehende Erzähldynamik. Stattdessen hangelt sich der Film von bemüht pointierter Episode zu Episode. Dazwischen: Leerlauf. Abgesehen davon, dass «Die Känguru-Chroniken» als Film auch noch viele weitere Probleme haben, ist da eine Frage: Hätte die Leinwandadaption vielleicht besser funktioniert, wenn man die bewährte (Hör-)Buch- und Podcast-Struktur beibehalten und keinen klassischen Langfilm, sondern stattdessen mehrere kurze Sketche inszeniert hätte?
«Die Bullyparade» – Aus dem Fernsehen auf die Leinwand
Natürlich lässt sich auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort finden. Doch es lässt sich ein Blick auf all diejenigen Beispiele werfen, die wahlweise funktioniert haben oder aber krachend gescheitert sind. Die Komödien von Michael Bully Herbig, basierend auf seiner jahrelang hocherfolgreichen Sketch-Comedy «Bullyparade» sind dafür ein perfektes Beispiel. Gewiss ist Bully mit seinen Kompagnons Christian Tramitz und Rick Kavanian nicht leibhaftig durch Deutschlands Theater getourt. Trotzdem steht die von ihm in der Show präsentierte Comedyform beispielhaft für das, was sich auf den deutschen Kleinkunstbühnen Tag für Tag abspielt. Im Falle der ProSieben-Show haben das nur eben ein paar Millionen Leute mehr gesehen.
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Mit 2,3 Millionen Zuschauern war «Lissi und der wilde Kaiser» 2007 zwar immer noch kein Flop – erst recht nicht an heutigen Verhältnissen gemessen. Die Übertragung vom Realsetting ins Animationsfach tat dem bekannten Stoff allerdings nicht gut. Die Nähe zur Vorlage wurde zu theoretisch. Die Sache mit der «Bullyparade» im Kino hatte sich vorerst erledigt. Bis Herbig und sein Team 2017 noch einmal zu ihren Ursprüngen zurückkehrten. Für «Bullyparade – Der Film» legten sie gewissermaßen ein Best-Of vor; in Form einer Sketch-Show, in der jeder beliebte Charakter noch einmal seinen großen Auftritt erhalten sollte. Immerhin 1,9 Millionen Zuschauer ließen sich davon begeistern. Mit Sicherheit vor allem aus Nostalgie-Gründen. Hat das Konzept funktionier?: Aus kreativer Sicht schon. Aus wirtschaftlicher Sicht nur bedingt.
Comedians im Kino – Muss das sein?
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Einen bleibenden Eindruck hat keiner dieser Filme hinterlassen. Nicht nur, weil der Produktionsaufwand für diese Werke stets möglichst klein gehalten wird, sondern auch, weil derartige Komödien ein großes Adressatenproblem besitzen: Den eingefleischten Fans der Kleinkünstler bieten sie selten mehr als das, was man nicht schon auf der Bühne von ihnen erlebt hat. Und wer Yanar, Barth und Co. schon auf der Bühne nicht ausstehen kann, der wird kaum einen Kinofilm mit ihnen schauen wollen. Und wer sich nun fragt, was eigentlich mit Otto ist, der die Idee vom Comedy-Star-Kinofilm ja quasi etabliert hat: Das ostfriesische Original hat in seinen Filmen kaum eine Nähe zu seinen Bühnenprogrammen erkennen lassen. Somit war und ist Otto bei seinen Kino-Auftritten eben vor allem Schauspieler, der seine Brötchen ansonsten als Stand-Upper auf der Bühne verdient.
Weshalb die Bühne als Setting so wichtig ist
Hinzu kommt, dass das reduzierte Setting in der Stand-Up-Comedy immer auch einen Großteil zur Faszination beiträgt. Wenn Komiker, Poetry Slammer und Bühnenmagier ihre Kunst von Angesicht zu Angesicht mit dem Publikum vollführen, dann entsteht dadurch eine Verbundenheit mit dem Zuschauer. Der Künstler wird nahbar und das von ihm dort oben gerade Vorgetragene – auch aufgrund der Frage, wie derjenige sich das alles merken und er so spontan agieren und reagieren kann – entwickelt seinen ganz besonderen Reiz. Zwischen Zuseher und Kinofilm dagegen befindet sich die Leinwand. Und das Gezeigte entstand nach mehrmaligem Proben und war in der Regel auch nicht der erste von vielen Takes, sodass die Unmittelbarkeit verloren geht.
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Und die Moral von der Geschicht‘: Sei Bully oder verfilme Kleinkunst nicht!
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