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In erster Linie ist das Erzähltempo natürlich etwas für den Schnitt. Aber es hilft einfach, eine Vorstellung zu haben, wie die Serie insgesamt aussieht, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie ein neues Format am Ende werden soll. Und ich finde Film und Fernsehen generell spannend, daher bin ich auch immer neugierig auf das, was über die für mich berufliche Relevanz hinausgeht.
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Annika Ernst
Nur ein wenig: Ich gucke mir sonst immer ein paar Folgen einer Serie an, wenn ich eine Rolle darin übernehme – das ging hier natürlich nicht. Ansonsten habe ich mich so vorbereitet wie bei anderen Projekten auch: Ich habe das Drehbuch mehrmals gelesen, mir dazu Gedanken gemacht, wie ich die Figur spielen will, und mich ausführlich mit dem Regisseur ausgetauscht, in diesem Fall also mit Oliver Liliensiek. Er hat mir in unseren Gesprächen mehr über das Format erzählt, unter anderem, dass es schneller als sonstige Vorabendformate gehalten ist. So hatte ich eine Vorstellung, welches Schauspiel für die Serie gefragt ist – und ich habe zur besseren Orientierung auch das Drehbuch der ersten Folge erhalten, obwohl ich da ja nicht drin vorkomme.
Es ist für Sie als Schauspielerin also zur Vorbereitung relevant, wie das Erzähltempo einer Serie ist?
In erster Linie ist das Erzähltempo natürlich etwas für den Schnitt. Aber es hilft einfach, eine Vorstellung zu haben, wie die Serie insgesamt aussieht, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie ein neues Format am Ende werden soll. Und ich finde Film und Fernsehen generell spannend, daher bin ich auch immer neugierig auf das, was über die für mich berufliche Relevanz hinausgeht.
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Bei Episodenrollen ist die Herausforderung, dass man sich in kürzester Zeit in ein bereits bestehendes Ensemble integrieren muss. Wenn ich zum festen Cast gehöre, bemühe ich mich deshalb umso mehr, den Kollegen in den Gastrollen den Einstieg in die Dreharbeiten so leicht wie möglich zu machen und sie willkommen zu heißen – das gilt auch für diejenigen, die nur eine einzige Szene haben. Denn ich denke mir immer: Es gibt keine unwichtigen Figuren – sonst hätten die Autoren sie ja nicht geschrieben.
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Annika Ernst
Ich habe ja beide Seiten schon öfter erlebt, und ich muss sagen: Ich finde, es ist ein großer Unterschied, wie sich so eine Rolle anfühlt. Aber es ist auf unterschiedliche Arten in ähnlicher Intensität herausfordernd. Durchgängige Rollen bedeuten, dass man teilweise mehrere Monate am Stück für ein sehr hohes Drehpensum fit sein muss – das geht an die Ausdauer. Aber dafür fühlt man sich sicherer, weil man die ganze Zeit über ein vertrautes und eingespieltes Team um sich herum hat und sich so ein Kollegium aufbaut. Und man weiß bei wiederkehrenden Rollen, was einen am Set erwartet.
Bei Episodenrollen ist die Herausforderung, dass man sich in kürzester Zeit in ein bereits bestehendes Ensemble integrieren muss. Wenn ich zum festen Cast gehöre, bemühe ich mich deshalb umso mehr, den Kollegen in den Gastrollen den Einstieg in die Dreharbeiten so leicht wie möglich zu machen und sie willkommen zu heißen – das gilt auch für diejenigen, die nur eine einzige Szene haben. Denn ich denke mir immer: Es gibt keine unwichtigen Figuren – sonst hätten die Autoren sie ja nicht geschrieben. Also verdienen die Leute, die diese Rollen spielen, unseren Respekt und auch unsere Dankbarkeit dafür, dass sie da sind.
Ihre Rolle bei «Blutige Anfänger» passt ja durchaus zu Ihrer Schirmherrschaft bei HelpAge Deutschland e.V., einer Organisation, die sich für ein Altern in Würde einsetzt. Haben Sie gezielt nach Rollen gesucht, die den Themenkomplex anschneiden?
Nein, das war tatsächlich Zufall. Ich hatte in erster Linie nach der Gelegenheit gesucht, in einem neuen Format mitzuspielen – dass das Thema des Stoffes zu meinem Engagement bei HelpAge gepasst hat, hat sich einfach so ergeben. Aber ich war natürlich froh drum, weil ich dadurch schon intensiver im Thema drin war. Und ich finde, wenn man in der Öffentlichkeit steht, sollte man das als Chance nutzen, den Themen, die einem am Herzen liegen, eine Plattform zu geben. Deshalb unterstütze ich die Organisation gerne, wann immer es meine Zeit zulässt.
Auf die Gefahr, einen Punkt anzusprechen, den Sie über haben: Ich wollte kurz auf «Mission Hollywood» eingehen ...
Das ist schon faszinierend – das ist ja nun elf Jahre her und während ich in Interviews nahezu niemals darauf angesprochen werde, ist es noch immer das, worauf man mich auf der Straße am häufigsten anspricht. Gefolgt von «Einstein», die Serie holt langsam auf (lacht). Aber dass Leute auf mich zukommen, weil sie mich damals in «Mission Hollywood» gesehen haben – das passiert mir auch nach all den Jahren noch wahnsinnig oft. Was mich echt wundert, denn die Quoten können ja nicht gerade gut gewesen sein, sonst wäre die Sendung nicht vom Abend auf den Nachmittag verschoben worden. Trotzdem scheinen es damals viele Menschen gesehen zu haben (lacht).
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Das waren schon sehr interessante und schöne Wochen, als wir das gedreht haben. Wir konnten wahnsinnig viel ausprobieren – ich war erst 26 und habe innerhalb kurzer Zeit einige Casting-Situationen durchmachen und Schauspieltraining mitmachen dürfen. Das war eine gute Schule. Man kann sonst nicht einfach mal nach L.A. und so eben ein Training machen. Es war natürlich nicht dasselbe wie ein Schauspiel-Workshop oder gar ein Schauspielstudium, trotzdem sehe ich es für mich als Gewinn an. Und es hat Spaß gemacht.
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Annika Ernst denkt an «Mission Hollywood» zurück
Das waren schon sehr interessante und schöne Wochen, als wir das gedreht haben. Wir konnten wahnsinnig viel ausprobieren – ich war erst 26 und habe innerhalb kurzer Zeit einige Casting-Situationen durchmachen und Schauspieltraining mitmachen dürfen. Das war eine gute Schule. Man kann sonst nicht einfach mal nach L.A. und so eben ein Training machen. Es war natürlich nicht dasselbe wie ein Schauspiel-Workshop oder gar ein Schauspielstudium, trotzdem sehe ich es für mich als Gewinn an. Und es hat Spaß gemacht.
Sie haben also keine Stigmatisierung erlebt, wie man es manchmal über «Germany's Next Topmodel»-Veteraninnen hört?
Nein, überhaupt nicht. Über Umwege hat es mir sogar richtig was gebracht – denn dank dieses Formats habe ich den Regisseur Thomas Jahn kennengelernt, der über seine Verbindung zu Til Schweiger «Mission Hollywood» kannte. Offenbar bin ich ihm in Erinnerung geblieben, denn als die Serie «Einstein» entstand, bei der er Regie führte, wollte er mich dafür unbedingt besetzen.
Gibt es Rollen, die Sie gerne spielen würden, aber nie angeboten bekommen haben?
Da fällt mir gerade nichts Konkretes ein. Ich würde mich aber freuen, wenn wir in Deutschland noch mehr Sci-Fi- und Fantasy-Filme produzieren würden. Ich liebe Fantasy, dafür schlägt mein Herz. Eine Fantasy-Rolle wie eine Drachenreiterin spielen zu dürfen, würde mich enorm begeistern. Sci-Fi und Thriller finde ich auch spannend. Dahingehend kommt ja aktuell mehr, aber es besteht noch immer Aufholbedarf.
Vielen Dank für das Gespräch.
«Blutige Anfänger» ist am 11. März 2020 ab 19.25 Uhr im ZDF zu sehen.
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