
In Deutschland gehen nahezu alle großen Sportligen in eine Pause – die DEL hat ihre Saison längst vorzeitig beendet, Handball und Basketball ruhen bis voraussichtlich Ende April. Dass die Formel1 am kommenden Wochenende in Bahrain fährt, ist nahezu ausgeschlossen, auch der Grand Prix in Vietnam wackelt mehr und mehr. Vermutlich dröhnen die Motoren erst Ende April. Die Fans daheim auf dem Sofa müssen sich also in Verzicht üben. Verzichten auf die liebgewonnenen Sport-Großveranstaltungen in Zeiten, in denen man auch auf großartige soziale Kontakte und weite Reisen verzichten soll. Wahrlich kein einfaches Unterfangen – zumal aktuell kaum jemand sagen kann, wie lange dies der geltende Status quo ist. Klar ist: Die Gesundheit geht immer vor.
Wie lange das ohne größeres Murren derer, die uneinsichtig sind, gehen wird, ist unklar. Die Funktionäre stellt die momentane Situation vor ganz andere Probleme. Es scheint, als würde von Tag zu Tag die Hoffnung schwinden, dass angebrochene Spielzeiten noch irgendwie angemessen beendet werden können. Immerhin: Vermutlich wird die UEFA die pan-europäische Fußball-EM von Juni 2020 auf Juni 2021 verschieben. Im Gespräch ist auch eine Austragung noch im Dezember 2020 - vor allem deshalb, weil die FIFA für Juni 2021 eigentlich die neue Club-WM geplant hat. Egal auf was es hinaus läuft: Das verschafft etwas Platz und schürt vorsichtige Hoffnungen. Sollte die Bundesliga beispielsweise Anfang Mai wieder ihren Betrieb aufnehmen und mit ihr auch die europäischen Club-Wettbewerbe, dann ließen sich die Saisonfinals Mitte Juli spielen. Das ist ein realistisches Zeitziel. Für die Bundesligisten geht es um Millionen-Verluste – Ticket-Verkäufe spielen da die geringste Rolle. Es geht um flöten gehende TV-Einnahmen. Die Saison irgendwie doch noch zum Ende zu bringen, wäre Balsam für die Seele.

Es ist also ein großer Spagat zwischen Vernunft und Anspruchsdenken. Ein Spagat zwischen Gesundheit und Spaß im Leben. Für einige Tage und Wochen wird man das Rad des Sports gut anhalten können. Gelingt dies aber auch für mehrere Monate? Bei aller Vorsicht und dem Credo, dass Gesundheit immer Vorrang hat: Sport ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft; und sollte nur genau so lange pausieren müssen, wie es unabdingbar ist.
Das liebe Geld
Was natürlich ebenfalls ein Faktor ist: Zahlreiche Sportvereine haben zur Zeit zwar Ausgaben, aber keine Einnahmen. Es ist gerade bei kleineren Vereinen unklar, welche Sponsoring-Partner auch im Herbst noch Geld zur Verfügung haben. Kurzum: Die Lage ist prekär, übrigens auch bei den kleineren Fußballvereinen der zweiten und dritten Liga. Alleine für die Bundesliga würde ein vorzeitiges Saison-Aus einen finanziellen Schaden von rund 750 Millionen Euro bedeuten. Auch das ist ein Thema, mit dem sich die DFL befassen muss. Richtig ist: In der Saison 20/21 steigen die TV-Einnahmen nochmals; dieses Geld könnte als leichter Puffer verwendet werden. Es würde aber nicht ausreichen, um den kompletten Schaden einzudämmen. Daher wäre die DFL gut beraten, schnell auf sichere (TV-)Partnerschaften für die Zukunft zu setzen. Aktuell wird noch davon ausgegangen, dass der neue Fernsehvertrag im Mai unterschrieben wird...
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