Die Unterschiede sind gewaltig. Die Sehnsucht nach Informationen in Zeiten der Krise muss gestillt werden. Fast alle Nachrichtenanbieter erreichten zum Ende der Woche hin ein neues Hoch. Die Tendenz der Aufrufe pro Tag steigt also weiter stetig an. “Bild.de”, die Digitalversion von Deutschlands größter Zeitung, ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung. Zu Beginn der Woche, am 16. März, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die erste Ausgangsbeschränkung in Deutschland verkündete, stieg die Website mit 84,3 Millionen Aufrufen am Tag ein. Am Sonntag kratzen die Online-Besuche dann schon am neunstelligen Bereich. Über 93,3 Millionen Mal wurden neue Nachrichten bei “Bild.de” abgefragt. Mitte März sind diese gewaltigen Zahlen meilenweit vom gewohnten Niveau entfernt. Im Februar klickten noch im Durchschnitt 53,0 Millionen Nutzer die Seite pro Tag. Inzwischen beträgt die Nachfrage fast das Doppelte. In der vergangenen Woche erreichte “Bild.de” im Schnitt 83,2 Millionen Seitenaufrufe pro Tag.
Bei anderen großen News-Anbietern dasselbe Spiel. “Spiegel” erreichte im Februar “nur” 22,6 Millionen pro Tag, zwischen dem 16. und 22. März waren es nun 42,5 Millionen. Den Weg zu “n-tv” fanden vor einem Monat noch 28,9 Millionen. Am Sonntag stiegen die Klickzahlen in schwindelerregende Höhen. Die IVW ermittelte wahnsinnige 73,9 Millionen Aufrufe, über das Zweieinhalbfache des Februar-Schnitts. In der vergangenen Woche wurde “n-tv” am Tag 67,8 Millionen Mal aufgerufen.
Blickt man auf etwas kleinere Portale, so ist das gestiegene Interesse in der Bevölkerung nach Nachrichten noch stärker zu spüren. So ist dieses Phänomen zum Beispiel beim “Münchner Merkur” klar zu sehen. Deren Online-Angebot wurde im Februar im Schnitt 4,8 Millionen Mal am Tag genutzt. Vergangene Woche meldete die Seite pro Tag durchschnittlich 11,3 Millionen Aufrufe. Den vorzeitigen Höhepunkt erreichte “Merkur.de” genauso wie “Bild.de” am Sonntag mit 14,2 Millionen Aufrufen. Nachrichten sind derzeit gefragter denn je.
*in vorigen Ausgaben wurden die Unique-User im Inland an einem Tag der IVW-Daten betrachtet. Für eine bessere Darstellung wurden nun die Gesamtaufrufe pro Tag herangezogen.
Instagram-User mit lustigen Challenges durch die Corona-Zeit
Momentan kann man Ablenkung gegen die Langeweile zu Hause gut gebrauchen, das denken sich auch viele Nutzer auf der Social-Media-Plattform Instagram. Zahlreiche Challenges machen momentan zur Unterhaltung und Interaktion die Runde. Auch viele Stars machen mit. So kann es sich zum Beispiel jeder Fußballer momentan nicht nehmen lassen, in der #toiletpaperchallenge mit dem scheinbar raren Gut herum zu tricksen. Von Messi bis Kreisligaspieler ist alles dabei.
Fußball-Weltmeister Toni Kroos ist sogar noch einen Schritt weitergegangen und hat die eigene #TonisHomeChallenge ins Leben gerufen. Täglich ruft er seine Fans mit eigenen kleinen Herausforderungen dazu auf, sich zu Hause zu bewegen und Sport zu machen. Wer ihm ein Video von den nachgestellten Übungen via Insta-Story schickt, hat täglich die Chance, einen signierten Schatz aus dem Hause des Fußballstars zu gewinnen. Mindestens 14 Tage will der Profi die Aktion gegen die Langeweile durchziehen. Zur Unterstützung probierten sich inzwischen auch schon seine Kinder oder sein Bruder, Union-Spieler Felix Kroos an neuen Übungen.
Wer am Ball nicht ganz so talentiert ist, der findet seinen Spaß auch in anderen Aktionen. So können sich die meisten Instagram-Timelines vor alten Kinderfotos der #oldpicturechallenge kaum retten. Wer seine Fingerfertigkeiten testen will, kann in der #gesturechallenge zum Song “Lalala” von den Y2K und bbno$ eine zufällige Reihenfolge von Handfiguren versuchen, im Takt nach zu machen. Für den Zusammenhalt und ein gutes gemeinsames Gefühl der Verbundenheit sind diese Challenges in Zeiten, in denen Social-Distancing notwendig ist, genau das Richtige, um für Ablenkung zu sorgen. Social Media kann in diesen Tagen einen wichtigen halt geben.
Nach YouTube und Netflix: Auch TikTok senkt Traffic
Scheinbar sind die Belastungsgrenzen der europäischen Netze derzeit komplett ausgelastet. Durch den hohen Betrieb an Arbeiten im Homeoffice kommen die Betreiber nicht hinterher, weshalb EU-Kommissar Thierry Breton auf große Streaming-Plattformen zu gekommen ist, um sie zu bitten ihren Traffic herunter zu senken. Denn Videostreaming ist anspruchsvoll und produziert große Datenmengen. Über 60 Prozent des weltweiten Downstream-Traffics gehen auf Streaming zurück. YouTube, Netflix und Amazon kamen den Wünschen der EU deshalb nach und begannen seit Anfang der Woche mit Einsparungen.
Nun zieht auch der Social-Media-Dienst TikTok nach und setzt HD-Streaming für 30 Tage in Europa aus. Die Inhalte des sozialen Netzwerkes basieren auf kleinen Videoschnipseln und weniger auf Text wie andere Plattformen. Der Traffic dürfte also entsprechend hoch sein. Das Unternehmen möchte vermeiden, dass eine verstärkte Nutzung den Druck auf die gesamte Netzwerkinfrastruktur und -kapazität noch weiter erhöht. Die Nutzer können wie gewohnt Videos erstellen und teilen. “Für die Community ändere sich am TikTok-Erlebnis kaum etwas”, heißt es in einer Pressemitteilung, “Im Einvernehmen mit Partnern in der Industrie ist dies eine freiwillige Entscheidung mit sofortiger Wirkung. Auch künftig wird TikTok bei allen damit verbundenen Entscheidungen eng mit den Netzbetreibern zusammenarbeiten.”
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