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Die Ära Max Conze: Verlorene Zeit oder der Start von etwas Neuem?

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Max Conze ist nicht mehr CEO von ProSiebenSat.1. Je nach Betrachtungswinkel ist das eine gute oder wenige gute Nachricht. Ein Kommentar.

Man wird es in Unterföhring bei ProSiebenSat.1 vielleicht nicht ganz gern hören. Aber die Mediengruppe RTL Deutschland könnte (einmal mehr?) Vorbild für den Unterhaltungskonzern sein. Rund eineinhalb Jahre ist es her, dass sich das Unternehmen aus der Rheinmetropole von zahlreichen Führungskräften trennte; darunter RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann und die langjährige MG RTL D-Chefin Anke Schäferkordt. Was folgte war ein personeller (und inhaltlicher) Neuanfang. Frische Kräfte, frischer Wind und meist auch frisches Programm.

Nun ist die Situation bei ProSiebenSat.1 in München eine andere. Das Unternehmen hatte sich, vor mehr als zwei Jahren von seinem langjährigen CEO Thomas Ebeling getrennt. Dass dieser in einem Statement seine Zuschauer mit abwertenden Worten bedachte, war damals nur der Auslöser für diesen Prozess, intern rumorte es schon lange. Als Nachfolger auserkoren wurde mit Max Conze seine Führungspersönlichkeit, die beim Staubsagerhersteller Dyson für erstaunliche Entwicklungen verantwortlich war, die aber erst in den Entertainment-Sektor hineinschnuppern musste. Glaubt man den wilden Spekulationen, dann soll Conze das mehr schlecht als recht gelungen sein. Es gibt – natürlich nicht verifizierte – Schilderungen über Verhandlungen mit dem wichtigen Studiopartner Warner, die wegen Conze gelinde gesagt schwierig gewesen seien. Es gibt Berichte über Spitznamen, den sich der Manager innerhalb der eigenen Reihen verdient haben soll, die weniger seine Leistung am Schreibtisch, sondern andernorts unterstreichen.

Wo auch immer dieser – offenbar gezielt platzierten Störfeuer – herkommen, sie alle zeigen eines. Conze gelang es nicht, den Münchner Unterhaltungsriesen gesammelt hinter sich zu bringen. Die Aktie verbilligte sich in seiner Amtszeit enorm, ist inzwischen keine sieben Euro mehr Wert. Kein Wunder, dass Silvio Berlusconi und dessen Mediaset inzwischen auf eine Fusion/Übernahme drängen. Conze wehrte sich dagegen. Kein Wunder, dass die auf eine Dividende schielenden Anleger die Nase rümpfen. Andererseits brachte Conze, quasi als Gegenentwurf zu Thomas Ebeling, das Programm der großen Sender wieder in Schuss. Legendär sind die Berichte über den Bieterwettkampf zu «The Masked Singer», das auch RTL unbedingt haben wollte und sich auch in der Tat als heißestes Eisen im Feuer erwies.

Allen Programmen der Sender steht wieder mehr und in den meisten Fällen auch hochwertigeres Sendematerial zur Verfügung als es noch in der Zeit bis 2018 der Fall war. Conze aber scheiterte auch daran, dass der Werbemarkt im Privatfernsehen ist, wie er ist: Stagnierend bis schrumpfend. Daran konnte letztlich auch Michaela Tod (kam ebenfalls von Dyson und ist ebenfalls wieder weg) nichts ändern. Der Umstand, dass unter Führung von Conze sämtliche Vorstände abhanden kamen, dürfte einer soliden Planung zudem im Weg gestanden sein. Gut möglich, dass Conzes Plan auf die lange Sicht sogar aufgegangen wäre. Doch im sich rasch wandelnden Mediengeschäft braucht es nach eineinhalb Jahren eben mehr spürbare Erfolge als «The Masked Singer».

Klar ist: Auch die Neubesinnung der Gruppe auf klassisches Entertainment – und somit ein Abwenden von Geschäftsfeldern, die nichts mit Fernsehen zu tun haben – ist kein Selbstläufer. Die entscheidende Frage wird sein: Schaffen es die ProSiebenSat.1-Verantwortlichen, sich ihrer wirklichen (inhaltlichen sowie organisatorischen) Schwächen bewusst zu werden? Sind die Führungskräfte bereit zu dieser vielleicht schonungslosen Ehrlichkeit? Und ist man in Folge auch Willens, Bewährtes und Liebgewonnenes für neue Stärke über Bord zu werfen? Und besiegt Joyn endlich die noch zahlreichen Kinderkrankheiten, um eine echte Chance zu haben, sich zu einem großen Player im deutschen Streamingmarkt zu entwickeln.

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